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Personal > Übergabe an die nächste Generation

Wie Familienunternehmen Konflikte bei der Nachfolge vermeiden

Viele Mittelständler übergeben ihr Unternehmen am liebsten an ihre Nachkommen. Die familieninterne Nachfolge hat aber nicht nur Vorteile, sondern verursacht auch Streit. Wie man mit Problemen im Generationswechsel umgeht, erklärt Wirtschaftsmediatorin Christin Stäudte im Interview.

Was sind die häufigsten Ursachen für Konflikte bei der Nachfolge in Familienunternehmen?

Mit dem ausscheidenden Geschäftsführer und seinem Nachfolger treffen in der Regel zwei unterschiedliche Auffassungen aufeinander: Der bisherige Inhaber möchte sein Lebenswerk langfristig sichern, während der Nachfolger eigene Akzente setzen und Dinge verändern möchte. Wenn sich beide Seiten nicht in die Lage des jeweils anderen hineinversetzen, kann schnell Streit entstehen. Bei einer Nachfolge innerhalb der Familie können zudem auch immer alte Streitthemen hochkochen. So können die Geschwister das Gefühl bekommen, dass der Nachfolger bevorzugt behandelt wird, oder Altlasten zwischen den Generationen belasten die unternehmerischen Entscheidungen.

Oft gehen Gefühle von Neid und Missgunst bis in die Kindheit zurück. Sollte die Beteiligten ihre Emotionen bei den Eltern ansprechen?

Ich bin prinzipiell immer für Offenheit und Transparenz. Viele Konflikte können dadurch gelöst werden, dass man über sie spricht und gemeinsam Lösungen erarbeitet. Das Verdrängen von Problemen ist keine Lösung, die auf Dauer funktioniert. Es staut sich nur Frust an, der sich dann irgendwann in einer Konfrontation entlädt. Dies führt zu inneren Blockaden, welche dann in einer Konfrontation enden.

Ist eine Nachfolge innerhalb der Familie konfliktträchtiger als der Verkauf an einen Mitarbeiter oder einen externen Manager?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Natürlich kann die Familiengeschichte belastend sein und zu Konflikten führen. Auf der anderen Seite kennen sich die Beteiligten gut und in vielen Familien ist das Vertrauen untereinander sehr ausgeprägt. Ob die Nachfolge letztendlich reibungslos funktioniert, hängt daher immer von der Familiensituation ab und wie die Beteiligten mit Problemen und aufkommenden Emotionen umgehen. 

Welche Möglichkeiten gibt es auf der operativen Ebene, Konflikte bei der Nachfolge zu vermeiden?

Ich rate meinen Kunden dazu, den Übergang möglichst fließend zu gestalten. Das heißt, dass der bisherige Inhaber und sein Nachfolger eine Zeit lang gemeinsam die Geschäfte führen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass der neue Geschäftsführer eingearbeitet wird. Senior- und Juniorchef können so auch gemeinsam Impulse setzen. Dadurch ist der Übergang von der einen auf die andere Generation nicht so abrupt, was auch für Mitarbeiter ein Vorteil ist, da es nicht von einem Tag auf den anderen plötzlich größere Veränderungen gibt.

 

Besteht da nicht die Gefahr, dass der „Alte“ den Junior nicht richtig ranlässt, zum Beispiel, wenn es um wichtige Kunden oder die Umsetzung neuer Ideen geht?

Das ist sehr häufig der Fall. Damit eine solche Übergangszeit reibungslos verläuft, sollte der bisherige Inhaber und sein Nachfolger genau vereinbaren, wer für welchen Bereich zuständig ist. Im nächsten Schritt sollte geklärt werden, wie die Zukunft des Unternehmens aussehen soll. Die Begleitung durch eine neutrale und beratende Person, ist in dieser Zeit besonders anzuraten. 

 

Bei einer Mediation besprechen die Konfliktparteien im Beisein einer neutralen Person – dem Mediator – ihre Streitpunkte. Der Mediator führt durch das Gespräch und versucht zwischen den Parteien zu vermitteln. Seine Lösungsvorschläge sind nicht verbindlich. 

Studien zeigen, dass sich mittelständische Unternehmer oft zu spät um ihre Nachfolge kümmern. Wie viel Zeit sollte man dafür mindestens einplanen?

Unternehmer sollten mindestens drei bis fünf Jahre für die Nachfolge einplanen. Eine Nachfolge ist sehr komplex, nicht nur wegen der angesprochenen zwischenmenschlichen Konflikte, die auftreten können. Dazu kommen ja auch noch die ganzen rechtlichen und steuerlichen Aspekte, die geklärt werden müssen. Besser ist es, sogar noch früher damit zu beginnen, denn es gibt nichts Schlimmeres, als einen plötzlich eintretenden Todesfall in der Geschäftsführung ohne geklärte Unternehmensnachfolge. Darunter leiden die Hinterbliebenen dann in doppelter Hinsicht. Sie müssen den Verlust des Familienmitglieds verarbeiten und zusätzlich oft unvorbereitet und wenig informiert in die Geschäftsführung einsteigen.   

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