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Will denn keiner mehr Chef werden?

So wenige Beschäftigte wie nie zuvor wollen in Deutschland Führungsverantwortung übernehmen - egal ob Akademiker oder Fachkräfte. Wie wird der Chefposten wieder attraktiv?

Bildquelle: shutterstock.com

Es sind nicht nur die oft gescholtenen Generationen Millennium und Z, die statt freudig Verantwortung zu übernehmen engagiert mehr Work-Life-Balance fordert. Der Trend zieht sich inzwischen durch alle Altersgruppen. Die „Initiative Chefsache“, ein Zusammenschluss von Unternehmen, Forschungsinstituten und Politik, wollte es genau wissen, und befragte 5000 Männer und Frauen. Das Ergebnis ist keine gute Nachricht für den Standort Deutschland. Aus drei Gründen: Zum einen ist nicht nur das Interesse an einer Führungsposition generell gesunken. Auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist weiterhin enorm:  Bei den Frauen sind nur noch nur 24,7 Prozent an einer herkömmlichen Karriere interessiert, bei den Männern 33,4 Prozent. Zum anderen ist auch die Zuversicht, den Wunschposten bekommen zu können, gesunken: Bei Männern von 43,9 Prozent im Jahr 2018 auf 32,1 Prozent, bei Frauen von 33,5 Prozent auf 25,9 Prozent.

Die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen motivieren

Wer die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen motivieren will, mehr Verantwortung zu übernehmen, sollte das Thema Diversität im Unternehmen fördern. Denn auch das zeigt die Umfrage. Je mehr Vielfalt ein Unternehmen lebt, desto eher trauen sich beide Geschlechter gleichermaßen eine Karriere zu und sind optimistischer, ihr Ziel zu erreichen. „Die Korrelation deutet darauf hin, dass eine inklusive Unternehmenskultur, die vielfältige Meinungen und Hintergründe fördert, sich positiv auf das Zugehörigkeitsgefühl der Beschäftigten auswirkt. Und damit auch auf den Wunsch, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen“, sagt Julia Sperling, McKinsey-Partnerin und Leiterin des Koordinationsteams der Initiative Chefsache.

Viele kluge Köpfe wollten schlicht arbeiten

Auch Hochbegabte zögern bei der Karriere. Das belegte eine Untersuchung der Universität Bochum: Die Gestaltungsmotivation hochbegabter Erwachsener sei höher ausgeprägt als die anderer Mitarbeiter, ihre Führungsmotivation aber gleichzeitig gering. Statt Karriere zu machen, wollten viele kluge Köpfe schlicht arbeiten. Das sei eines der großen Missverständnisse von Kollegen und Vorgesetzten im Umgang mit Hochbegabten. Dafür müssen Unternehmen alte Zöpfe abschneiden. Führungspositionen, die auch in Teilzeit möglich sind, oder Doppelspitzen erhöhen die Freude daran, Verantwortung zu übernehmen. Bisher sind sie in deutschen Unternehmen nur auf den unteren Stufen oder höchstens im mittleren Management verbreitet - Start-ups ausgenommen. Oft erschweren die gewachsenen Strukturen alteingesessener Unternehmen die klare Aufgliederung der Kompetenzen.

Agile Working

Auch ein Aspekt des „agile Workings“ wird oft noch zu selten realisiert. Dort heißt es nicht: einmal Führungskraft, immer Führungskraft. Stattdessen werden für neue Projekte immer wieder neue Teamchefs gesucht. Das bietet interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber ebenso dem Betrieb, die Option, ihre Führungsqualität auf Zeit testen zu können. Großer Gestaltungsraum - auch das ist für gesuchte Fach- und Führungskräfte ein wichtiges Kriterium für mehr Engagement.

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