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Wohnungsnot bremst Wirtschaft: Mittelstand kämpft um Fachkräfte

Wohnungsmangel in Ballungsräumen gefährdet Wirtschaftsstandorte - Studentisches Wohnen wird zum Luxus. Die Führungskräfte von morgen wandern ab.

Viel zu langsam, viel zu teuer - die Wohnungskrise gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland. (Foto: shutterstock)

Die Wohnungskrise in Deutschland spitzt sich zu und wird zunehmend zur Bedrohung für den Wirtschaftsstandort. Während in manchen Regionen zu viel gebaut wird, herrscht in Ballungsräumen akuter Wohnungsmangel. Besonders Studenten und internationale Fachkräfte leiden unter steigenden Mieten und knappem Angebot. Für den Mittelstand könnte dies weitreichende Folgen haben.

 

Stadt-Land-Gefälle: Wo der Wohnungsbau boomt und wo er stockt

Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem deutschen Wohnungsmarkt öffnet sich immer weiter. Während bundesweit nur 79 Prozent des benötigten Wohnraums geschaffen werden, zeigen sich extreme regionale Unterschiede. In Ballungsräumen wie München, Berlin oder Frankfurt herrscht akuter Mangel, während in 156 meist ländlichen Kreisen Überkapazitäten entstehen.

Diese Diskrepanz hat weitreichende Auswirkungen auf den Mittelstand:

  • Erschwerter Zugang zu Fachkräften in Ballungsräumen
  • Standortnachteile für Unternehmen in Regionen mit Wohnungsmangel
  • Höhere Lohnforderungen zur Kompensation der Wohnkosten
  • Eingeschränkte Mobilität der Arbeitnehmer
  • Verstärkter Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter
  • Notwendigkeit betrieblicher Wohnraumförderung
  • Erhöhter Pendlerverkehr und damit verbundene Infrastrukturbelastung
  • Schwierigkeiten bei der Anwerbung internationaler Fachkräfte
  • Einschränkungen bei der Unternehmenserweiterung aufgrund fehlenden Wohnraums
  • Abwanderung von Betrieben in Regionen mit entspannterem Wohnungsmarkt

Der oberbayerische Landkreis Straubing führt mit 9,6 neu gebauten Wohnungen pro 1.000 Einwohner und Jahr die Statistik an, während in Hagen (NRW) lediglich 0,6 Wohnungen entstehen. Diese Diskrepanz spiegelt sich auch in den Großstädten wider: Regensburg (8,3), Wolfsburg (6,4) und Wiesbaden (6,2) bauen am meisten, während andere Metropolen hinterherhinken.

Studentisches Wohnen: Zwischen Luxus und Notlage

Besonders dramatisch stellt sich die Lage für Studenten dar. Mit einer durchschnittlichen Wohnkostenbelastung von 54 Prozent ihres verfügbaren Einkommens stehen sie vor enormen finanziellen Herausforderungen. In München müssen Studenten für eine typische 30-Quadratmeter-Wohnung mittlerweile rund 800 Euro warm pro Monat aufbringen. Selbst in günstigeren Städten wie Chemnitz (263 Euro) oder Magdeburg (333 Euro) steigen die Mieten kontinuierlich.

Die Folgen des knappen und unbezahlbaren Wohnraums auf die Nachwuchsfrage im Mittelstand sind gravierend

Erschwerter Zugang zu qualifizierten Nachwuchskräften
Eingeschränkte Studienwahl aufgrund von Wohnungsknappheit
Verlängerung der Studienzeiten durch Nebenjobs zur Finanzierung der Miete
Abwanderung von Talenten in Regionen mit günstigerem Wohnraum
Erhöhte finanzielle Belastung für Unternehmen durch notwendige Unterstützungsmaßnahmen

Die angespannte Wohnungssituation trifft internationale Studenten besonders hart. Ohne lokales Netzwerk und oft mit begrenzten finanziellen Mitteln stehen sie vor schier unlösbaren Herausforderungen. Dabei sind gerade sie für den deutschen Arbeitsmarkt von enormer Bedeutung: Die Zahl der internationalen Studierenden ist zwischen 2012 und 2022 um den Faktor 1,8 auf rund 300.000 gestiegen, mit einem Schwerpunkt in den MINT-Fächern.

Knapp die Hälfte dieser Studenten bleibt nach zehn Jahren noch in Deutschland – ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung, der nun durch die Wohnungskrise gefährdet wird. Besonders drastisch zeigt sich dies am Beispiel indischer Studierender: Ihre Zahl stieg von 3.800 im Wintersemester 2009/10 auf 42.600 im Wintersemester 2022/23 – eine Entwicklung, die ohne adäquaten Wohnraum nicht nachhaltig sein kann.

Lösungsansätze: Schneller, günstiger, effizienter bauen

Um die Wohnungskrise zu entschärfen und damit auch den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, sind innovative Lösungen gefragt. Ein vielversprechender Ansatz ist das serielle Bauen, das schneller und kostengünstiger als herkömmliche Methoden ist. Doch dafür müssen bürokratische Hürden abgebaut und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Auch die Ausweisung von mehr Bauland durch Kommunen ist dringend erforderlich. Hier könnten Public-Private-Partnerships zwischen Mittelstand und Kommunen neue Wege eröffnen. Gleichzeitig müssen Anreize für Investoren geschaffen werden, in bezahlbaren Wohnraum zu investieren – etwa durch steuerliche Vergünstigungen oder Förderprogramme.

Fazit / Ausblick

Die Wohnungskrise in Deutschland hat sich zu einem ernsthaften Wirtschaftsproblem entwickelt. Besonders der Mittelstand, der auf qualifizierte Fachkräfte und motivierte Nachwuchstalente angewiesen ist, spürt die Auswirkungen. Um den Wirtschaftsstandort nicht zu gefährden, sind mutige politische Entscheidungen und innovative Lösungen gefragt.

Die Herausforderung liegt darin, einen Interessenausgleich zwischen Investoren, Mietern und Kommunen zu finden. Nur wenn es gelingt, ausreichend bezahlbaren Wohnraum in den Ballungsräumen zu schaffen, kann Deutschland im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe bestehen. Die Zukunft des Mittelstands und damit ein wesentlicher Teil der deutschen Wirtschaftskraft hängen davon ab, ob wir diese Krise meistern können.

Letztlich geht es um nicht weniger als die Frage: Bleibt Deutschland ein attraktiver Standort für Fachkräfte und Unternehmen, oder droht uns eine Abwärtsspirale aus Wohnungsmangel und wirtschaftlicher Stagnation? Die Antwort darauf wird maßgeblich von den Weichenstellungen der kommenden Jahre abhängen.

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