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Vergütung > Eventbranche unter Druck

Konzertkrise 2025: Warum selbst Stars wie Yvonne Catterfeld an der Kostenexplosion scheitern

Konzertabsagen, hohe Ticketpreise, Kostenexplosion: Die Eventbranche 2025 kämpft ums Überleben. Selbst Stars wie Catterfeld sind betroffen.

Yvonne Catterfeld (l.) und Samu Haber im Halbfinale von The Voice of Germany – damals auf großer Bühne, heute mit neuen Herausforderungen. (Foto: picture alliance)

In der deutschen Veranstaltungsbranche kündigt sich eine stille, aber folgenschwere Transformation an: Die wirtschaftlichen Bedingungen für Konzerte, Festivals und Live-Events verschärfen sich rapide – und mit ihnen gerät eine gesamte Branche ins Wanken. Was einst ein kreatives Spielfeld war, wird zunehmend zur ökonomischen Kampfzone. Hinter jeder Bühne lauern inzwischen Fragen der Existenz.

Von Traversen bis Tagesgage: Eventbranche am Limit

Ob Traversenkonstruktion, Tourbus oder Tagesgage – die Kosten explodieren, die Margen schmelzen. Mittelständische Technikfirmen, Veranstalter und Bühnenakteure balancieren auf einem schmalen Grat zwischen künstlerischem Anspruch und ökonomischer Zumutbarkeit. Die Ursachen sind vielfältig – und doch eng verwoben:

  • Die Materialpreise für Aluminium, Stahl oder Lichttechnik stiegen teils um bis zu 50 %.

  • Logistikkosten auf internationalen Routen haben sich teilweise verdoppelt.

  • Die Fachkräftekrise in der Veranstaltungsbranche, verschärft durch die Pandemie, lässt Personalbudgets um 20–30 % anschwellen.

  • Die Energiepreise treiben die Betriebskosten von Open-Air-Bühnen und Hallenproduktionen in die Höhe.

  • Hinzu kommen striktere Auflagen, höhere Versicherungskosten und der berechtigte Druck zu nachhaltigem Veranstalten – ökologisch sinnvoll, ökonomisch fordernd.

Das Resultat: Veranstaltungen werden teurer – oder sie finden gar nicht mehr statt.

Praxisbeispiel: Yvonne Catterfeld und die unbezahlbare Bühne

Ein prägnantes Beispiel lieferte kürzlich Yvonne Catterfeld. Die Sängerin sagte Konzerte in Leipzig und Dresden ab – nicht etwa wegen Krankheit, sondern aus wirtschaftlichen Gründen. Auf Instagram sprach sie Klartext: Die Nachfrage reiche nicht aus, um die massiv gestiegenen Fixkosten zu decken. Die Konsequenz? Ein mutiger Schritt zurück – und eine selten ehrliche Bestandsaufnahme in einer Branche, die ökonomische Probleme gern hinter Kulissen versteckt.

Catterfelds Statement ist mehr als ein Einzelfall. Es ist ein Signal: Selbst etablierte Künstler kämpfen inzwischen gegen eine Realität, in der der Wunsch nach fairen Ticketpreisen mit der Finanzierbarkeit von Live-Musik kollidiert. 55 Euro für ein Konzertticket wirken fair – und sind doch oft nicht kostendeckend.

In ihrem Statement ließ Catterfeld tief blicken: „Die Nachfrage war bisher leider so gering, dass sich die entstehenden Kosten bei Weitem nicht decken lassen und ich bei dieser Tour draufzahlen muss“, schrieb sie. Eine Tour sei ein großes Unterfangen – mit hohen Fixkosten für Technik, Crew, Logistik und mehr. Diese Kosten seien in jüngster Zeit stark gestiegen. Gleichzeitig wolle sie ihren Fans faire Ticketpreise anbieten. Dieser transparente Umgang mit wirtschaftlichen Herausforderungen ist im Musikgeschäft selten.

Der stille Exodus: Warum Festivals verschwinden

Während Megastars wie Taylor Swift mit ihren Stadiontourneen ganze Städte in Ausnahmezustand versetzen, verenden kleinere Formate leise. Das Melt Festival etwa – einst ein Aushängeschild der deutschen Festivallandschaft – musste nach 27 Jahren aufgeben. Zu hohe Kosten, zu wenig Planungssicherheit, zu viele Risiken. Und es ist nicht das einzige. Das eigentliche Drama spielt sich dabei abseits des Rampenlichts ab:

  • Technikdienstleister, Sicherheitsfirmen, Transportanbieter – viele kämpfen ums wirtschaftliche Überleben.

  • Wer Kosten senkt, senkt Qualität. Wer Preise erhöht, verliert Publikum.

  • Und das Publikum? Wird preissensibler, wählerischer – oder bleibt gleich ganz zuhause.

Die Schere geht weiter auf: Hier der durchgestylte Pop-Zirkus mit Millionenbudgets, dort die unabhängige Kultur, die im Lärm der Krisen untergeht.

 

Strukturwandel statt Einzelfall – wohin steuert die Branche?

Die Veranstaltungswirtschaft ist keine Ausnahme – sie ist ein Brennglas. Was wir hier beobachten, ist ein klassischer Strukturwandel:

  • Eine Branche, die jahrzehntelang auf Verfügbarkeit, Flexibilität und Improvisation setzte, wird von der Realität globaler Krisen, instabiler Lieferketten und wachsender Komplexität eingeholt.

  • Die Folge: Höhere Eintrittsbarrieren für Newcomer, schrumpfende Vielfalt und ein wachsender ökonomischer Druck zur Professionalisierung.

Gleichzeitig fordern Gesellschaft und Politik mehr Nachhaltigkeit, mehr Sicherheit, mehr Innovation – völlig zu Recht. Doch diese Forderungen kosten Geld, Personal, Planung und Know-how. Wer zahlt das?

Kostenlawine Backstage: Die unsichtbaren Preistreiber der Eventbranche

Material- und Rohstoffpreise

  • Preise für Aluminium (Traversen), Holz (Bühnenbau), Stahl und Elektronik sind teils um 30–50 % gestiegen.

  • Internationale Produktionen leiden unter massiv erhöhten Transportkosten – in manchen Fällen Verdopplung bis Verdreifachung.

Personalkosten & Fachkräftemangel

  • Während der Pandemie wanderten viele Fachkräfte (Techniker, Rigger, Bühnenbauer) in andere Branchen ab.

  • Geringes Angebot trifft auf hohe Nachfrage – Resultat: Lohnerhöhungen von bis zu 30 %, um qualifiziertes Personal zu halten oder zurückzugewinnen.

Energie- und Strompreise

  • Große Hallen- und Open-Air-Events spüren den enormen Anstieg bei Stromkosten.

  • Auch Dieselgeneratoren – z. B. für Festivals – schlagen deutlich teurer zu Buche.

Versicherungen, Genehmigungen & Sicherheit

  • Strengere Auflagen für Sicherheit, Brandschutz und Wetterfestigkeit erhöhen den organisatorischen Aufwand.

  • Versicherungsprämien (Haftpflicht, Ausfallversicherung) steigen – ebenso der Personalbedarf für behördliche Vorgaben.

Inflation & allgemeine Teuerung

  • Die Inflation wirkt auf fast alle Eventbereiche: Catering, Hotels, Reinigung, Security, Logistik – alles wird teurer.

  • Viele Dienstleister geben gestiegene Betriebskosten direkt an Veranstalter weiter.

 

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