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Politik > Zukunft der Bundeswehr

Bundeswehr bald kriegstüchtig? Rüstungsriesen fordern Milliarden und Tempo

Rüstungsboom? Mehr Panzer, mehr Waffen – doch reicht das Geld? Nato, Rheinmetall & MBDA drängen auf Milliardeninvestitionen.

METEOR - Jagdgeschwader 74 Neuburg (Bildquelle: MBDA Deutschland)

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben in Deutschland und der NATO gewinnt an Fahrt. Während NATO-Generalsekretär Mark Rutte von Deutschland "viel, viel, viel mehr als zwei Prozent" des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung fordert, positioniert sich die deutsche Rüstungsindustrie als leistungsfähiger Partner. Wird die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) am 14. bis 16. Februar 2025 mehr Klarheit bringen?

Rheinmetall und MBDA preschen nach vorne

Rheinmetall-Chef Armin Papperger ist bereit zu liefern. Auch MBDA-Deutschlandchef Thomas Gottschild betont, dass sein Unternehmen über die Fähigkeit verfüge, die Bundeswehr bis 2029 kriegstüchtig zu machen. Dafür seien jedoch wesentliche Rahmenbedingungen erforderlich. So benötige man eine substanzielle finanzielle Ausstattung, klare Abnahmemengen für mehr Planungssicherheit sowie verlässliche Exportbedingungen. 

Nur unter diesen Voraussetzungen könnten Unternehmen investieren und Skaleneffekte realisieren. Zudem spricht sich Gottschild für ein Rüstungsbeschleunigungsgesetz aus. Derzeit bleibe die Produktion zentraler Rüstungsgüter, wie Kampfpanzer, hinter den Anforderungen zurück. Hauptgründe dafür seien die geringen Bestellmengen und das Fehlen langfristiger Finanzierungszusagen.

Rheinmetall hat sich einen milliardenschweren Auftrag zur Digitalisierung der Bundeswehr gesichert, denn auch in diesem Sektor hakt es gewaltig. Als Generalunternehmer ist das Düsseldorfer Unternehmen nun für den Aufbau eines digitalen Kommunikationsverbundes verantwortlich. Der Rahmenvertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren und umfasst ein Managementsystem zur Kommunikation und zum Richtfunk. Eine erste Bestellung über rund 1,9 Milliarden Euro für den Kommunikationsverbund einer Bundeswehr-Division soll von 2026 bis 2029 ausgeliefert werden.

Münchner Sicherheitskonferenz 2025

Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) 2025 findet vom 14. bis 16. Februar 2025 in München statt. Sie ist das weltweit bedeutendste Forum für außen-, sicherheits- und verteidigungspolitische Themen. Hochrangige Vertreter aus Politik, Militär, Wirtschaft und Wissenschaft nutzen die Konferenz für offene und informelle Gespräche.

2025 im Fokus

  • Globale Sicherheitskrisen: Der andauernde Ukraine-Krieg, Eskalationen im Nahen Osten, die Spannungen im Indo-Pazifik (China-Taiwan), sowie geopolitische Rivalitäten zwischen den USA, China und Russland stehen im Mittelpunkt.
  • Europäische Sicherheitsordnung: Die Zukunft der NATO und Europas Verteidigungsstrategie
  • Donald Trumo & geopolitische Verschiebungen: Die Folgen der US-Wahl und neue außenpolitische Weichenstellungen beeinflussen globale Partnerschaften.
  • Technologie & Sicherheit: Künstliche Intelligenz, Cybersecurity und Desinformation als wachsende sicherheitspolitische Herausforderungen.

Szenarien für verschiedene Verteidigungsbudgets

Bei der Diskussion um die Höhe des künftigen deutschen Wehretats fallen immer wieder die Zaheln zwei, vier oder vielleicht sogar fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wie US-Präsident Donald Trump fordert. Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, stellt auf der Handelsblatt-Tagung "Sicherheit und Verteidigung" in Berlin die entscheidende Frage: "Können solche Volumina von der Industrie überhaupt geleistet werden?"

Die Auswirkungen unterschiedlicher Verteidigungsbudgets auf die Rüstungsindustrie wären erheblich. Hier ein Überblick über die möglichen Szenarien bei 2%, 4% und 5% des BIP:

 

1. Szenario: 2% des BIP (ca. 85 Milliarden Euro jährlich)

  • Moderate Steigerung der Aufträge für die Rüstungsindustrie
  • Fokus auf Modernisierung bestehender Systeme
  • Begrenzte Investitionen in neue Technologien
  • Herausforderungen bei der Erfüllung aller NATO-Verpflichtungen
  • Mögliche Verzögerungen bei Großprojekten wie dem MGCS

2. Szenario: 4% des BIP (ca. 170 Milliarden Euro jährlich)

  • Deutliche Ausweitung der Produktionskapazitäten erforderlich
  • Verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung
  • Beschleunigte Digitalisierung der Streitkräfte
  • Möglichkeit zur Realisierung ambitionierter Rüstungsprojekte
  • Stärkung der Position deutscher Unternehmen im internationalen Wettbewerb

3. Szenario: 5% des BIP (ca. 213 Milliarden Euro jährlich)

  • Massive Expansion der Rüstungsindustrie notwendig
  • Potenzial für technologische Führerschaft in bestimmten Bereichen
  • Herausforderungen bei der effizienten Mittelverwendung
  • Mögliche Überkapazitäten in Friedenszeiten
  • Chance zur Entwicklung zukunftsweisender Verteidigungssysteme

Forderungen der Rüstungsindustrie an die Politik

Die Rüstungsunternehmen sehen sich bereit, die steigende Nachfrage zu bedienen, stellen aber klare Forderungen an die Politik. Susanne Wiegand, Vorsitzende des BDI-Ausschusses für Sicherheit, betont, dass alle Parteien in der Pflicht seien, klare Prioritäten zu setzen. Langfristige, volumenstarke Aufträge seien erforderlich, um Produktionslinien zügig hochfahren zu können.

Eine bedeutende Herausforderung stellt die Abhängigkeit von essenziellen Komponenten aus China dar. Daher prüft Rheinmetall derzeit Alternativen und sucht nach einem Chemieunternehmen in Australien, das das benötigte Material für Linters liefern kann, da das Land ebenfalls ein bedeutender Produzent ist.

Auch die Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrie erfordert dringendes Handeln. Ohne starke Unternehmen auf dem Kontinent wäre es schwierig, mit globalen Akteuren aus den USA, China oder Russland zu konkurrieren. Als Vorbild dient der US-Markt, wo mit Lockheed Martin, Raytheon, Boeing, Northrop Grumman und BAE Systems bereits einige große Unternehmen dominieren.

Gleichzeitig ergeben sich für die Branche auch neue Chancen. Rheinmetall arbeitet beispielsweise mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo an einer Übergangslösung für einen neuen Kampfpanzer. Dieses Projekt könnte einen ersten Schritt hin zu einer stärkeren Konsolidierung der bisher stark fragmentierten europäischen Rüstungsindustrie darstellen.

MBDA (Matra BAE Dynamics Alenia)

Branche: Rüstungsindustrie (Lenkflugkörpersysteme)
Hauptsitz: Le Plessis-Robinson, Frankreich
Gründung: 2001
CEO: Éric Béranger
Mitarbeiter: ca. 15.000
Umsatz: ca. 4,2 Mrd. € (2023)

Anteilseigner

  • Airbus Group: 37,5 %
  • BAE Systems: 37,5 %
  • Leonardo: 25,0 %

Unternehmensprofil

MBDA ist ein führender europäischer Hersteller von Lenkflugkörpern und Raketen für Heer, Luftwaffe und Marine. Das Unternehmen entwickelt und produziert moderne Raketen- und Luftverteidigungssysteme für europäische und internationale Streitkräfte. MBDA ist die Nummer 1 in Europa und gehört global zu den Top 3 der größten Hersteller von Lenkflugkörpern – nach den US-Unternehmen Raytheon und Lockheed Martin.

Bedeutende Produkte

  • Luft-Luft-Raketen: Meteor, MICA, ASRAAM
  • Luft-Boden-Raketen: Storm Shadow/SCALP, Brimstone
  • Seezielflugkörper: Exocet, Marte
  • Boden-Luft-Systeme: CAMM, Aster, VL MICA
  • Panzerabwehrraketen: MILAN, MMP
  • Hyperschall-Projekte: Entwicklung zukünftiger Hyperschallwaffen

Marktstellung

MBDA ist Europas führender Hersteller von Raketen- und Lenkflugkörpersystemen und spielt eine entscheidende Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. In Europa ist MBDA der Hauptlieferant für viele NATO-Staaten, während weltweit die Hauptkonkurrenten Raytheon, Lockheed Martin und Northrop Grumman sind.

Rheinmetall AG

 

  • Branche: Verteidigungs- und Automobilindustrie

  • Hauptsitz: Düsseldorf, Deutschland
  • Gründung: 1889
  • CEO: Armin Papperger
  • Mitarbeiter: ca. 28.000 (Stand: 2023)
  • Umsatz: ca. 7,2 Mrd. € (2023)

Unternehmensprofil

Die Rheinmetall AG ist ein führender deutscher Rüstungskonzern und Automobilzulieferer mit globaler Präsenz. Das Unternehmen ist besonders bekannt für seine Rüstungssparte, die gepanzerte Fahrzeuge, Waffen- und Munitionssysteme sowie modernste Verteidigungstechnologien produziert. Rheinmetall ist ein bedeutender Lieferant für die Bundeswehr und internationale Streitkräfte.

Position im globalen Markt

Im Bereich militärischer Landfahrzeuge und Waffensysteme gehört Rheinmetall zu den führenden Anbietern weltweit. Insbesondere mit Kampfpanzern, wie dem Leopard 2 (in Kooperation mit KMW), und modernen Schützenpanzern (z. B. Puma, Lynx) ist das Unternehmen international stark vertreten.

Bedeutende Produkte

  • Panzer & Fahrzeuge: Leopard 2 (mit KMW), Puma, Lynx, Boxer
  • Waffensysteme: Rheinmetall Rh-120 (Panzerkanone), Air Defence Systeme
  • Munition & Schutzsysteme: Smart-Munition, Active Protection Systeme
  • Elektronik & Sensorik: Drohnensysteme, Feuerleitsysteme

Marktstellung

Rheinmetall ist der größte deutsche Rüstungskonzern und zählt global zu den führenden Unternehmen im Bereich Landsysteme und Waffentechnik. In Europa konkurriert das Unternehmen mit BAE Systems und Nexter, während international General Dynamics, BAE Systems, Lockheed Martin und Northrop Grumman zu den Hauptwettbewerbern zählen.

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