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Politik > Rücktritt nach Bundestags-Aus

FDP in der Krise: Was kommt nach der Ära Lindner?

Die FDP schafft es nicht in den Bundestag und ihr Vorsitzender zieht die Konsequenzen: Christian Lindner scheidet aus der aktiven Politik aus. Ein Verlust?

Christian Lindner, Bundesvorsitzender und Spitzenkandidat der FDP, bei der Wahlparty der Freien Demokraten (FDP) im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, nach den ersten Prognosen für die Bundestagswahl. Neben ihm steht Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP.

"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren" - mit diesem Satz begründete Christian Lindner 2017 das Scheitern der Jamaika-Koalitionsverhandlungen. Acht Jahre später sollte sich dieses Zitat für ihn und die FDP in ungeahnter Weise bewahrheiten. Nach dem Scheitern der Ampel-Koalition 2024 und dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag 2025 zog Lindner einen Schlussstrich unter seine politische Karriere. Der Weg dorthin war geprägt von steilen Aufstiegen, kontroversen Entscheidungen und heftiger Kritik.

FDP kämpft ums politische Überleben

Hunderttausende Wählerinnen und Wähler wechselten im Vergleich zur vorherigen Wahl Richtung CDU und vor allem AfD. Sie waren enttäuscht von den Liberalen und dem, was sie in der Ampel-Regierung nicht durchsetzen konnten. Vielleicht war vielen all der Streit auch zuwider. In einer Dreier Konstellation konnte die FDP nur sehr bedingt ihre Politik durchsetzen - und damit auch die der Unternehmerinnen und Unternehmer.

Die Partei muss ich nun schnell neu aufstellen. Steht sie doch da, wo Lindner sie 2013 übernommen hatte: in der außerparlamentarischen Opposition. Die jungen Wähler, wo die FDP 2021 punkten konnte, wie keine andere Partei, haben sich in Scharen abgewendet. Die Partei kämpft erneut um ihr Überleben. Und damit auch der Liberalismus, den Lindner nach 2013 wieder zu einer politischen Kraft machte. Nach einer Serie von Wahlerfolgen in den Ländern gelang Linder der Wiedereinzug in den Bundestag.

Karriere mit vielen Facetten

Lindner wurde 1979 in Wuppertal geboren, wo seine Großeltern eine Bäckerei besaßen. Seine Eltern trennten sich in seiner Kindheit, sodass er bei seiner Mutter im benachbarten Wermelskirchen aufwuchs. 

Sein politisches Leben begann, als er mit 16 Jahren den Freien Demokraten beitrat. Noch als Abiturient wurde Lindner Mitglied des Landesvorstandes der FDP in Nordrhein-Westfalen. Es folgte das Studium der Politikwissenschaften an der Universität in Bonn. Im Mai 2000 wurde der damals 21-Jährige bei der Landtagswahl zum jüngsten Abgeordneten der Landtagsgeschichte gewählt. 

In dem Tempo ging es weiter: Von 2004 bis 2010 war er Generalsekretär der FDP und von 2005 bis 2009 gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion im Parlament. 2009 war auch das Jahr, in dem Lindner in den Deutschen Bundestag einzog. Seit 2013 ist er Bundesvorsitzender der FDP – eben seit genau zehn Jahren.

Parallel zur politischen Laufbahn arbeitete Lindner als freiberuflicher Unternehmensberater und gründete zwei Unternehmen: Eine kleine Werbeagentur sowie eine Internetfirma, die jedoch zwei Jahre nach Gründung Insolvenz anmeldete. Seine zweite Frau, die TV-Journalistin Franca Lehfeldt, heiratete Lindner 2022 öffentlichkeitswirksam auf Sylt. 

Das erste Kind ist unterwegs, Termin Ende März. Schon vor der Schwangerschaft hatte er gesagt, dass Nachwuchs "das Leben erst komplett“ machen würde. Im Dezember sagte er, sich für das Kind Freiräume nehmen zu wollen. Womöglich hat er dafür bald sehr viel Zeit. Wie es mit ihm weitergeht, ist noch nicht klar. Fitness-Studios sind ihm alles andere als fremd. Zudem besitzt der begeisterte Porsche-Fahrer eine deutsche Rennlizenz, den Sportbootführerschein See, den Fischereischein und er legte 2018 die Jägerprüfung ab.

Lindner ist in der Wirtschaft bestens vernetzt. Posten als Berater oder in Aufsichtsräten liegen nah. Politische Niederlagen müssen da ja nicht hinderlich sein - siehe Karl-Theodor zu Guttenberg, Gerhard Schröder, Roland Koch oder Sebastian Kurz. Aber Lindner war ja auch schon Gründer und Unternehmer - nichts scheint Ausgeschlossen.

 

Meilensteine in Christian Lindners politischer Karriere

Christian Lindners politische Laufbahn war geprägt von rasanten Aufstiegen, kontroversen Entscheidungen und dramatischen Wendepunkten. Hier ein Überblick über die wichtigsten Stationen:

  • Eintritt in die FDP mit 16 Jahren (1995): Lindner trat bereits als Teenager der FDP bei und engagierte sich früh in der Partei. Dies legte den Grundstein für seine spätere Karriere und zeigte sein frühes politisches Interesse.
  • Jüngster Abgeordneter im NRW-Landtag (2000): Mit nur 21 Jahren wurde Lindner in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt. Dies markierte den Beginn seiner hauptberuflichen politischen Laufbahn und machte ihn zum Shootingstar der Partei.
  • Übernahme des FDP-Bundesvorsitzes (2013): Nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag übernahm Lindner die Führung der Partei in ihrer schwersten Krise. Er leitete einen umfassenden Erneuerungsprozess ein, der die Partei modernisierte und ihr Image veränderte.
  • "Jamaika-Aus" (2017): Lindners Entscheidung, die Koalitionsverhandlungen mit CDU/CSU und Grünen abzubrechen, war ein politisches Erdbeben. Sie prägte sein Image als Politiker, der lieber in der Opposition bleibt als Kompromisse einzugehen.
  • Amt des Bundesfinanzministers (2021-2024): Als Teil der Ampel-Koalition wurde Lindner Bundesfinanzminister. In dieser Rolle musste er zwischen liberaler Wirtschaftspolitik und den Anforderungen einer Koalition mit SPD und Grünen balancieren.

 

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