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Politik > EU lockert CO2-Regeln

EU-Kommission plant dreijährige Übergangsfrist für CO2-Grenzwerte der Autoindustrie

Ursula von der Leyen kündigt Lockerung der Abgasvorschriften an. Autohersteller sollen mehr Zeit zur Erfüllung verschärfter CO2-Ziele erhalten.

(Foto: shutterstock)

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine gezielte Änderung der CO2-Normen für die europäische Automobilindustrie angekündigt. Statt der bisher vorgesehenen jährlichen Einhaltung der Flottengrenzwerte sollen Unternehmen künftig drei Jahre Zeit bekommen, um die verschärften Vorgaben zu erfüllen. Die Kommissionschefin reagiert damit auf Forderungen der Branche, die aufgrund schwächelnder Elektroauto-Verkäufe vor hohen Strafzahlungen steht.

Hintergründe der Flottengrenzwerte

Die sogenannten Flottengrenzwerte, die den durchschnittlichen CO2-Ausstoß aller in der EU verkauften Fahrzeuge eines Herstellers regulieren, wurden zu Beginn des Jahres 2025 verschärft. Der aktuelle Grenzwert liegt bei 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer und soll bis 2030 auf 49,5 Gramm sinken. Für jedes Gramm CO2 über dem Limit wird pro verkauftem Fahrzeug in der EU eine Strafzahlung fällig - unabhängig davon, ob das einzelne Auto den Grenzwert einhält oder nicht.

Details zur geplanten Änderung

Von der Leyen betonte, dass die Ziele weiterhin erreicht werden müssten, den Herstellern aber "mehr Spielraum" eingeräumt werde. Konkret sollen die Unternehmen nun bis 2027 Zeit bekommen, um die verschärften Vorgaben zu erfüllen. Diese Änderung muss noch von EU-Parlament und Mitgliedsstaaten gebilligt werden. Die Kommissionspräsidentin zeigte sich zuversichtlich, dass eine schnelle Zustimmung möglich sei.

Reaktionen der Automobilindustrie

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßte den Vorstoß. Verbandspräsidentin Hildegard Müller bezeichnete es als "zwingend notwendig, die Hersteller mit Blick auf drohende Strafzahlungen zu entlasten". Sie forderte zudem weitere Flexibilisierungen, etwa eine stärkere Berücksichtigung von Plug-in-Hybriden auch nach 2035. Hintergrund ist das geplante Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035, das die Branche zunehmend in Frage stellt.

Kritik von Umweltverbänden

Umweltorganisationen reagierten kritisch auf die Ankündigung. Die Organisation Transport & Environment bezeichnete den Vorschlag als "beispielloses Geschenk an die europäische Autoindustrie". Sie warnte, dass dadurch Hersteller belohnt würden, die die Ziele verfehlt haben. Greenpeace sieht in der geplanten Lockerung einen Schaden für Klimaschutz und Verbraucher. Die Umweltverbände argumentieren, dass ein Nachgeben den Rückstand der europäischen Automobilindustrie gegenüber chinesischen Konkurrenten langfristig vergrößern könnte.

Ausblick auf weitere Maßnahmen

Von der Leyen kündigte an, die Arbeit an der für 2035 geplanten Überprüfung des Verbrenner-Aus zu beschleunigen. Dabei soll "uneingeschränkte Technologieneutralität ein zentrales Prinzip" sein - ein mögliches Signal für eine Öffnung gegenüber alternativen Antriebstechnologien. Zudem plant die Kommission die Gründung einer Industrieallianz für autonomes Fahren, um die Entwicklung von Software, Chips und Technologien voranzutreiben. Ein detaillierter Aktionsplan soll am 5. März 2025 vorgestellt werden.

Fazit

Die angekündigte Lockerung der CO2-Vorgaben verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit, in dem sich die europäische Automobilindustrie bewegt. Während die dreijährige Übergangsfrist kurzfristig Entlastung verspricht, bleibt abzuwarten, wie sich dieser Schritt auf die langfristige Innovationskraft und Marktposition europäischer Hersteller im globalen Wettbewerb auswirkt. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die EU-Kommission mit ihrem Balanceakt zwischen Industrieförderung und Klimazielen erfolgreich sein wird.

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