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Politik > Thesen auf dem Prüfstand

Das Gespräch zwischen Elon Musk und AfD-Chefin Alice Weidel im Faktencheck

Der Unternehmer und Trump-Anhänger Elon Musk schmeichelt der AFD mit fragwürdigen Fakten. Im Gespräch mit AfD-Chefin Alice Weidel fallen steile Thesen. Hier der Check.

Alice Weidel im Gespräch mit Elon Musk auf der Plattform X. (Foto: Picture Alliance)

In einem ungewöhnlichen Schulterschluss trafen sich der Tech-Milliardär Elon Musk und die AfD-Vorsitzende Alice Weidel zu einem Live-Gespräch auf der Plattform X. Das 75-minütige Gespräch, das von Hunderttausenden verfolgt wurde, sorgte für Kontroversen und wirft Fragen zur Rolle von Tech-Giganten in der Politik auf.

Faktencheck der Tagesschau zu den Aussagen im Gespräch:

  • 1. Migration: Weidels Behauptung über 7 Millionen Einwanderer seit 2015 ist irreführend. Die Zahl bezieht sich auf alle Zuzüge, einschließlich EU-Bürger und temporärer Aufenthalte.
  • 2. Kriminalität: Die Aussage über "explodierende Kriminalitätsraten" ist falsch. Die Kriminalitätsrate ist zwar 2023 gestiegen, liegt aber unter dem Niveau von 2015/2016.
  • 3. Bildung: Die Behauptung, junge Menschen würden "nur etwas von Gender Studies" lernen, ist stark übertrieben und nicht durch Fakten belegt.
  • 4. Nationalsozialismus: Weidels Darstellung von Hitler als "Kommunist" ist historisch falsch. Hitler war eindeutig rechtsextrem und verfolgte Kommunisten.
  • 5. Atomenergie: Die Aussage, Deutschland sei das einzige Land, das aus der Atomenergie ausgestiegen sei, ist falsch. Auch Italien hat dies bereits getan.
  • 6. Steuern: Die Behauptung, Deutschland habe die höchsten Steuern aller OECD-Länder, ist nicht korrekt. Deutschland liegt bei verschiedenen Steuerarten auf unterschiedlichen Positionen.

Nicht nur Weidel, sondern auch Musk trug zur Verbreitung fragwürdiger Informationen bei, indem er beispielsweise behauptete, Diebstahl sei in Kalifornien quasi legal, solange der Wert der gestohlenen Waren unter 1.000 Dollar liege. Diese Aussage ist nachweislich falsch, wie Faktenchecks belegen.

Musks Einmischung in den deutschen Wahlkampf

Elon Musk, bekannt für seine Unternehmen Tesla und SpaceX, nutzte das Gespräch, um offen für die AfD zu werben. "Nur die AfD kann Deutschland retten, Ende der Geschichte", erklärte Musk gegenüber seinen über 200 Millionen Followern auf X. Diese direkte Einmischung eines US-Milliardärs in den deutschen Wahlkampf sorgte bereits in den vergangenen Tagen für Aufsehen und Kritik, nachdem ein Artikel in der "Welt" erschienen war, in dem Musk bereits zum wählen der AfD aufrief.

 

Wirtschaftliche Aspekte und Kritik an der Energiepolitik

Ein zentrales Thema des Gesprächs war die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik. Weidel kritisierte scharf den Atomausstieg und behauptete fälschlicherweise, Deutschland sei das einzige Land, das diesen Schritt gegangen sei.

Musk nutzte die Gelegenheit, um über seine Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie beim Bau der Tesla-Fabrik in Brandenburg zu sprechen. Er beklagte die Menge an Papierkram und Regelungen, die das Projekt erschwert hätten. "Wir hatten, glaube ich, 25.000 Seiten, die wir einreichen mussten. Das mussten wir alles ausdrucken. Wir brauchten einen Lkw für das Papier", sagte Musk gegenüber Weidel.

Diese Kritik an der deutschen Bürokratie könnte bei vielen Unternehmern auf offene Ohren stoßen. Gerade für mittelständische Betriebe stellen komplexe Regulierungen oft eine große Herausforderung dar. Die Forderung nach Bürokratieabbau und effizienteren Genehmigungsverfahren ist in der deutschen Wirtschaft weit verbreitet.

Auswirkungen und Reaktionen auf das Gespräch

Die Reaktionen auf das Gespräch fielen gemischt aus. Während einige AfD-Anhänger die internationale Aufmerksamkeit begrüßten, gab es auch innerhalb der Partei kritische Stimmen. Philip Stein  schrieb auf X: "Das ist gerade leider so ziemlich alles, wofür die AfD nicht stehen sollte."

Besonders auffällig war Weidels Unsicherheit während des Gesprächs. Sie wirkte nervös, verhaspelte sich mehrfach und suchte oft nach den richtigen Worten.

Während Musk die AfD in den höchsten Tönen lobt, steht er nun im Fokus des Bundestags: Könnten seine Aktivitäten gegen das deutsche Parteiengesetz verstoßen? Die Parlamentsverwaltung nimmt Musks Engagement unter die Lupe – droht ihm ein Skandal um unerlaubte Parteispenden?

Während der Milliardär die Partei öffentlich loben darf, gibt es Bedenken bezüglich seiner finanziellen Unterstützung und dem Kauf von Reichweiten für die AfD.

Fazit

Das Gespräch zwischen Elon Musk und Alice Weidel auf der Plattform X wirft ernsthafte Fragen zur Verantwortung von Tech-Giganten in der politischen Landschaft auf. Musks offene Unterstützung für die AfD stellt eine problematische Einmischung in nationale politische Angelegenheiten dar, die den Grundsatz der Unabhängigkeit der Berichterstattung verletzt. Die Verbreitung fragwürdiger und falscher Informationen während des Gesprächs unterstreicht die Notwendigkeit eines starken Faktenchecks in Zeiten von Desinformationen.

Weidels Darstellungen zu Migration, Kriminalität und Bildung zeigen eine klare Verzerrung der Realität und tragen zur Polarisierung des politischen Diskurses bei. Musks Kritik an der deutschen Bürokratie, obwohl teilweise berechtigt, wird von seiner politischen Beeinflussung überschattet, die die Integrität demokratischer Prozesse gefährdet.

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