Grönlands Rohstoffboom? Warum die Insel heiß begehrt ist
Grönlands Bodenschätze wecken globales Interesse. Die Wahlen am 11. März könnten die wirtschaftliche Zukunft und Unabhängigkeitspläne prägen.

Breits 2019 sorgte Donald Trump für Schlagzeilen, als er sein Interesse am Kauf Grönlands bekundete. Hinter dem bizarr anmutenden Vorstoß verbirgt sich auch 2025 wieder ein handfestes wirtschaftliches Kalkül: Die größte Insel der Welt verfügt über immense, bislang weitgehend unerschlossene Rohstoffvorkommen. Experten schätzen den Wert der Bodenschätze auf mehrere Billionen US-Dollar.
Trotz des enormen Potenzials stehen der Erschließung der grönländischen Rohstoffe erhebliche Hürden entgegen. Die rauen klimatischen Bedingungen und die fehlende Infrastruktur erschweren den Abbau. Naaja Nathanielsen, grönländische Ministerin für Bodenschätze, erklärt: "Es dauerte zuletzt 16 Jahre, bis eine Mine eröffnet werden konnte. Unternehmen müssen nicht nur graben, sondern jegliche Infrastruktur von Grund auf neu bauen."
Hinzu kommen strenge Umweltauflagen und der Widerstand von Umweltschützern. Die grönländische Regierung hat den Uranabbau verboten, was auch die Gewinnung von Seltenen Erden als Nebenprodukt erschwert. Das australische Unternehmen Energy Transition Minerals musste sein Kvanefjeld-Projekt nach jahrelangen Investitionen aufgeben.
Grönlands Rohstoffpotenzial: Seltene Erden im Foku
Grönland beherbergt Vorkommen von 27 der 34 von der EU als kritisch eingestuften Mineralien. Besonders begehrt sind die Lagerstätten Seltener Erden, die für Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und erneuerbare Energien benötigt werden. Das Fen-Karbonatit-Vorkommen im Süden der Insel gilt mit geschätzten 8,8 Millionen Tonnen als größtes seiner Art in Europa. Allein dieses Gebiet könnte rund 10 Prozent des europäischen Bedarfs an Seltenen Erden decken.
Neben Seltenen Erden verfügt Grönland über bedeutende Vorkommen an Graphit, Platingruppenmetallen und Niob. Die Erschließung dieser Rohstoffe könnte die Abhängigkeit Europas von Importen aus China deutlich reduzieren. Mario Draghi, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank, betont: "Schon die Eröffnung von ein bis zwei Minen im europäischen Raum hätte das Potenzial, die Abhängigkeit des Kontinents massiv zu verringern."
Parlamentswahlen in Grönland
Die bevorstehenden Parlamentswahlen in Grönland am 11. März rücken die wirtschaftliche Zukunft der größten Insel der Welt in den Mittelpunkt internationaler Aufmerksamkeit. US-Präsident Donald Trumps Erneuerung seiner Forderungen nach einem Erwerb Grönlands durch die Vereinigten Staaten unterstreicht die geopolitische Bedeutung des autonomen Gebiets Dänemarks. Die Wahl könnte richtungsweisend für den Umgang mit Grönlands Bodenschätzen und die Unabhängigkeitsbestrebungen von Dänemark sein.
Die grönländische Regierung steht vor der Herausforderung, das wirtschaftliche Potenzial zu nutzen, ohne die Umwelt zu gefährden oder die Interessen der indigenen Bevölkerung zu vernachlässigen. Nathanielsen betont die Notwendigkeit, Investoren anzulocken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Allerdings erschweren fehlende Infrastruktur und politische Unsicherheiten bislang eine rentable Erschließung der Bodenschätze.
Unabhängigkeitsbestrebungen und wirtschaftliche Realität
Grönland strebt seit langem nach Unabhängigkeit von Dänemark, bleibt jedoch finanziell stark vom ehemaligen Kolonialherren abhängig. Die anstehenden Wahlen könnten entscheidend für den weiteren Kurs in Richtung Souveränität sein. Premierminister Múte Bourup Egede und seine Partei Inuit Ataqatigiit (IA) setzen sich für strikte Umweltauflagen beim Bergbau ein, während andere politische Kräfte eine Lockerung der Regularien befürworten, um die wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen.
Ebbe Volquardsen, Associate Professor für Kulturgeschichte an der Universität Grönlands, sieht in der aktuellen geopolitischen Situation "ein Fenster der Möglichkeiten" für Grönland, um seine Position gegenüber Dänemark zu stärken. Er hält sogar eine Neugestaltung der Beziehungen in Form einer Föderation für denkbar.
Internationale Investitionen und strategische Partnerschaften
Neben den USA zeigen auch andere Länder verstärktes Interesse an Grönland. China erhielt 2013 Beobachterstatus im Arktischen Rat und beteiligte sich an Infrastrukturprojekten auf der Insel. Die Europäische Union hat ebenfalls ihre Präsenz verstärkt und eine Repräsentanz in der Hauptstadt Nuuk eröffnet.
Die grönländische Regierung ist bei der Auswahl von Investoren jedoch selektiv. Die überwiegend von Inuit abstammende Bevölkerung legt großen Wert auf Umweltschutz, nicht zuletzt aufgrund der spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Potenzielle Investoren müssen sich an strenge grönländische Gesetze und Umweltauflagen halten.
Chancen für deutsche Unternehmen: Expertise gefragt
Aktuell ist Grönlands Wirtschaft stark vom Fischfang abhängig, mit Dänemark als wichtigstem Handelspartner. Eine Diversifizierung der Wirtschaft, etwa durch kontrollierten Bergbau und verstärkte Handelsbeziehungen mit Nordamerika, könnte den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ebnen.
Für deutsche Unternehmen, insbesondere mittelständische Zulieferer, bieten sich durch die Erschließung der grönländischen Rohstoffe neue Geschäftsmöglichkeiten. Gefragt sind vor allem Technologien und Dienstleistungen für nachhaltigen Bergbau und umweltschonende Rohstoffverarbeitung.
Deutsche Maschinenbauer wie die Bauer AG oder die GHH Group haben bereits Erfahrungen in arktischen Regionen gesammelt. Ihre Expertise bei der Entwicklung spezieller Bohr- und Förderanlagen für extreme Klimabedingungen könnte in Grönland zum Einsatz kommen. Auch Anbieter von Umwelttechnologien wie EnviTec Biogas oder Wehrle Umwelt GmbH könnten von der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Lösungen profitieren.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht in Grönland "erhebliches Potenzial" für deutsche Unternehmen. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang betont: "Die Erschließung neuer Rohstoffquellen in politisch stabilen Regionen ist für die Versorgungssicherheit der deutschen Industrie von großer Bedeutung."
Grönland in Kürze
- Fläche: Grönland ist mit ca. 2,16 Millionen km² die größte Insel der Welt.
- Bevölkerung: Rund 56.000 Menschen leben dort, hauptsächlich Inuit.
- Hauptstadt: Nuuk – mit etwa 19.000 Einwohnern die größte Stadt.
- Politischer Status: Autonomes Gebiet Dänemarks mit eigener Regierung.
- Sprache: Grönländisch (Kalaallisut) ist Amtssprache, Dänisch und Englisch sind verbreitet.
- Klima: Arktisches und subarktisches Klima mit langen Wintern und kurzen Sommern.
- Wirtschaft: Fischerei ist die wichtigste Einnahmequelle, daneben Rohstoffe wie Uran und Seltene Erden.
- Eisdecke: Rund 80 % der Insel sind von Eis bedeckt – eines der größten Süßwasserreservoire der Welt.
- Tierwelt: Eisbären, Moschusochsen, Rentiere und Wale sind in Grönland heimisch.
- Tourismus: Beliebte Aktivitäten sind Nordlichtbeobachtungen, Hundeschlittenfahrten und Gletscherwanderungen.