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Studien & Forschung > Kandidaten im Budestagswahlkampf

Analyse: Bundestagskandidaten 2025 – Von Quereinsteigern bis Wirtschaftsprofis

Indeed-Analyse der 4.506 Kandidaten zeigt vielfältige Berufsprofile: Biersommeliers, Softwareentwickler und viele Unternehmer.

Ansicht von oben: Deutscher Bundestag
Wer will in den Budestag? Berufspolitiker, Studenten und Juristen stellen sich am häufigsten zur Wahl, Vertreter aus Wirtschaft legen prozentual zu. Viel unternehmerischer Sachverstand: Unter den Kandidaten finden sich 89 Geschäftsführer, 74 Unternehmern, 60 Selbstständige, 50 Kaufleute, 48 Diplom-Kaufleute sowie 41 Betriebswirte. (Foto: picture alliance)

Wer hätte geahnt, dass sich unter den Bundestagskandidaten des Jahres 2025 nicht nur Berufspolitiker, sondern auch Biersommeliers, passionierte Flaneure sowie zahlreiche Wirtschaftsbosse, CEOs und Top-Unternehmer finden? Eine aktuelle Analyse der Jobplattform Indeed offenbart eine beeindruckende Vielfalt an beruflichen Hintergründen unter den 4.506 Bewerbern.

Vom Softwareentwickler zum Biersommelier: Die kuriose Berufswelt der Kandidaten

Die Kandidatenliste zur Bundestagswahl 2025 liest sich wie ein Kaleidoskop der deutschen Berufswelt – zumindest auf den ersten Blick. Neben den üblichen Verdächtigen wie Berufspolitikern, Studenten und Juristen tauchen einige unerwartete Berufsgruppen auf, die möglicherweise einen neuen Wind in die parlamentarische Debatte bringen könnten. 

So haben sich etwa 36 Softwareentwickler zur Wahl gestellt – eine bemerkenswerte Zahl, die darauf hindeutet, dass eine digitale Erneuerung des Bundestags nicht nur auf legislativer, sondern auch auf struktureller Ebene entstehen könnte. 

Ebenso bewerben sich 130 Lehrer um ein Mandat – eine Berufsgruppe, die qua Profession an Struktur, Disziplin und Vermittlung komplexer Inhalte gewöhnt ist. Ob sie jedoch im Bundestag neue Akzente setzen können, bleibt abzuwarten, denn politische Debatten folgen oft anderen Dynamiken als der Unterricht.

Besonders ins Auge fallen die Kandidaten der Partei Die PARTEI, die mit teils extravaganten Berufsbezeichnungen für Aufmerksamkeit sorgen. So finden sich unter den Bewerbern etwa ein „Biersommelier“ und ein „Flaneur“ – Professionen, die in einem politischen Gremium nicht unmittelbar als systemrelevant gelten, jedoch auf subtile Weise eine neue Perspektive einbringen könnten. Man stelle sich einen Biersommelier vor, der mit sensorischer Expertise die Qualität des Ausschanks in der Bundestagskantine überwacht – eine moderne Variation des Hofmundschenks, der einst die Getränkequalität an fürstlichen Höfen sicherte. Oder einen Flaneur, dessen Daseinszweck in der kontemplativen Erkundung urbaner Räume liegt, ähnlich einem Philosophen der Spätaufklärung, der mit ruhigem Schritt und wachem Geist durch die Korridore des Reichstagsgebäudes schreitet, um über die großen Fragen der Staatskunst zu sinnieren. Ob diese unkonventionellen Ansätze die politische Landschaft bereichern oder lediglich für augenzwinkernde Kuriosität sorgen, bleibt abzuwarten – fest steht jedoch, dass sie dem parlamentarischen Betrieb eine gewisse theatralische Note verleihen könnten.

Unternehmer und Top-Manager: Mehr unternehmerische Expertise für den Bundestag

Doch Spaß beiseite - die Indeed-Analyse zeigt auch Trends, die nden Mittelstand aufhorchen lassen. Während die absolute Zahl der Kandidaten mit Wirtschaftserfahrung zwar zurückgeht, steigt jedoch ihr prozentualer Anteil. 

Dies könnte darauf hindeuten, dass der nächste Bundestag über ein größeres betriebswirtschaftliches Know-how verfügen wird als jemals zuvor. Insgesamt streben 89 Geschäftsführer, 74 Unternehmer und 60 Selbstständige ein Mandat an.

Diese Entwicklung kann als Indiz für eine wachsende Erwartungshaltung gedeutet werden, wirtschaftliche Rationalität und unternehmerisches Denken verstärkt in politische Entscheidungsprozesse zu integrieren – sei es im Hinblick auf Effizienzsteigerung, Haushaltsdisziplin oder eine stärker evidenzbasierte Wirtschaftspolitik.

Besonders spannend: Mehr als 70 Kandidaten bringen digitale Kompetenzen mit. Da fragt man sich: Wird der nächste Bundestag endlich die digitale Transformation nicht nur verwalten, sondern auch aktiv gestalten? Dies wäre ein Paradigmenwechsel, der weit über symbolische Digitalstrategien hinausgeht: Es könnte bedeuten, dass Politik zunehmend die Prinzipien der Agilität, Innovationsförderung und technologischen Souveränität in ihre Entscheidungsfindung integriert.

Jung gegen Alt: Wenn Schüler auf Doktoren treffen

Ein besonders interessanter Kontrast zeigt sich im Alters- und Bildungsspektrum der Kandidaten. Auf der einen Seite stehen 28 Schüler, von denen vier erst 2007 geboren wurden. Ihnen gegenüber stehen 315 Kandidaten mit Doktortitel. 

Diese Zahlen offenbaren eine bemerkenswerte Spannweite in der gesellschaftlichen Repräsentation innerhalb der Kandidatur für den Bundestag und illustrieren die Diversität politischer Ambitionen sowie den Wandel politischer Partizipation. Während sich auf der einen Seite Fragen zur politischen Reife und Erfahrung auftun, deutet auf der anderen Seite die hohe Zahl an promovierten Kandidaten auf eine fortwährende Akademisierung der politischen Elite hin, die sowohl für Expertise aber möglicherweise auch für eine Distanz zu nicht-akademischen Wählerschichten stehen kann.

Diese Konstellation spiegelt nicht zuletzt einen gesellschaftlichen Diskurs über Legitimität und Zugang zu politischer Gestaltungsmacht wider: Soll Politik auf stärker auf formalisierte Expertise oder eher auf einen unvoreingenommenen Politikansatzes ausgerichtet werden?  Die politische Landschaft steht somit vor der Herausforderung, sowohl Erfahrungswissen als auch innovative Impulse produktiv zu vereinen.

Nomen est omen: Was uns die Vornamen der Kandidaten verraten

Wer hätte gedacht, dass man anhand der Vornamen der Kandidaten eine kleine Geschichtsstunde der deutschen Demografie halten kann? "Michael" führt die Liste bei den Männern an - ein Name, der in den 70er-Jahren so beliebt war wie heute Avocado-Toast bei Millennials. 

Auf der weiblichen Seite hat sich „Anna“ an die Spitze gesetzt und damit „Susanne“ abgelöst. Dies könnte ein Indiz für einen Generationswechsel in der politischen Landschaft sein, möglicherweise auch ein Zeichen für die allmähliche Verjüngung der politischen Elite.

Doch nur 32 Prozent der Kandidaten sind Frauen, und auch bei der Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund ist die Seltenheit von Namen, die auf einen Migrationshintergrund schließen lassen, sehr aufschlussreich. „Ali“ schafft es lediglich auf Platz 227 – eine Randnotiz in einer Gesellschaft, die sich längst als multikulturell begreift? Dies wirft Fragen nach der tatsächlichen Repräsentation innerhalb politischer Strukturen auf.

So offenbart die Namensstatistik nicht nur vergangene demografische Entwicklungen, sondern auch die langsamen Transformationsprozesse politischer Institutionen – ein Spiegelbild dessen, wie sich Macht, Herkunft und Zugehörigkeit in Deutschland verhalten.

 

bwk

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