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Politik > Kommentar im Wahlkampf: Bildungssystem

Kaum ein Wahlkampfthema: Bildungskrise gefährdet Wirtschaftsstandort

Deutschlands Bildungssystem steht vor dem Kollaps. Trotzdem steht das Thema im Wahlkampf kaum eine Rolle. Ein dramatischer Fehler.

(Foto: shutterstock, ki-generiert)

von Thorsten Giersch

Im Wahlkampf streiten die Parteien lieber über die Höhe des Mindestlohns statt über die Frage, wie hierzulande noch genug Arbeitende mit der notwendigen Qualifikation parat stehen. Unser Bildungssystem ist dysfunktional, der Zustand der Schulen alarmierend, was nicht nur der aktuelle Pisa-Test belegt. Auch die Wirtschaft braucht einen fundamentalen Wandel in ihrem Herangehen. Denkverbote darf es genauso wenig geben wie die Ausrede der Bundespolitik, dass Bildung Ländersache ist. Drei strukturelle Themen ­müssen dringend angegangen werden.

Erstens: Internationale Expertinnen und Experten sind irritiert, warum bei uns bereits nach der vierten Klasse über die weiterführende Schule entschieden wird. Warum glauben wir in Deutschland als einem der wenigen Länder der Welt, schon bei neunjährigen Kindern einschätzen zu können, was sie später leisten können? So vergeuden wir unbeschreiblich viel Talent. Natürlich sind spätere Wechsel theoretisch möglich, aber das System ist starr. Dass Lehrerinnen und Lehrer lieber homogene Klassen unterrichten, ist verständlich – aber diesen Luxus können wir uns nicht mehr leisten. Das Beispiel Polen zeigte, wie schnell eine Reform in dieser Hinsicht auch bei Pisa zu Erfolgen führt.

Zweitens: Rektorinnen und Rektoren brauchen mehr Freiheit. Es ist bezeichnend, dass zuletzt fast immer Schulen den Deutschen Schulpreis erhielten, die mit ihren Konzepten halb legal jenseits des Lehrplanes und anderer Vorgaben unterwegs sind. Mehr Freiheit motiviert auch die Lehrerinnen und Lehrer, die derzeit eher Dienst nach Vorschrift machen.

Drittens muss in den Schulen künstliche Intelligenz rasant Einzug halten, um die Effizienz von Lehrkräften zu verbessern, die Jugendlichen besser aufs Arbeitsleben vorzubereiten und schlichtweg einen fairen Wettbewerb unter den Schülern sicherzustellen. Beim Thema Social Media wurde der riesige Fehler gemacht, die Kinder im Umgang damit nicht zu begleiten. Den sollten wir bei KI auf keinen Fall wiederholen.

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