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Politik > Abweichler

Kanzerlwahl erst im zweiten Versuch: Ein schwerer Schlag für Deutschland

Friedrich Merz hat im ersten Wahlgang die Mehrheit verfehlt. Auch wenn es im zweiten klappte: Die 18 Abweichler in den Reihen von SPD und Union haben dem Land schweren Schaden zugefügt. Ein Kommentar.

Thorsten Frei, Jens Spahn, Johann Wadephul, Friedrich Merz und Alexander Dobrindt verfolgen die Wahl des neuen Bundeskanzlers im Reichstagsgebäude.

von Thorsten Giersch 

Sie wollten wohl Friedrich Merz schaden, aber noch viel stärker schadeten sie denen, die sie gewählt haben: Was die 18 Abweichler von Union und SPD - wer es auch immer gewesen sein mag - getan haben, ist unverzeihlich. Sie mögen Motive gehabt haben, ihm die Stimme im ersten Wahlgang zu verweigern, aber keine wiegen schwer genug für das Fiasko, das entstand. Selbst wenn die Wahl im eilig anbaraumten zweiten Wahlgang klappte und Merz Kanzler wurde: Das Vertrauen in die neue Koalition hat Schaden genommen.

Vertrauen auch darin, dass die Volksvertreter - endlich - den ernst der Lage erkennt haben. Dass es angesichts der wirtschaftlichen Situation und der Stärke der AfD absolut keinen Spielraum mehr gibt für persönliche Eitelkeiten und taktische Spielchen. Die Bürgerinnen und Bürger waren gerade dabei zu glauben, dass hier wer ernsthaft die Sache zum Guten wenden will.

Wollen die meisten in den vermeintlichen Regierungsparteien ja auch, aber 18, denen es um etwas anderes ging, haben in diesem Fall gereicht. In der selbsternennten "Arbeitskoalition" arbeiten 18 offenbar lieber für sich als für die Bürger. Natürlich gibt es gute Gründe, dass die Wahl geheim stattfindet. Aber womöglich wäre eine Veröffentlichung der Ergebnisse ein hinreichend Zahl an Jahren später demokratiefördernd.

 

Auch im Ausland ist Deutschlands Image, ein Anker der Stabilität zu sein, schwer angekratzt. Was hatten sich vor allem die Franzosen auf den Besuch von Merz am Mittwoch gefreut. Verschoben ist nicht aufgehoben, könnte man zumindest sagen. Noch kann man vieles wieder gutmachen.

Es soll auch schon Managerinnen und Manager gegeben haben, deren Amtszeit schlecht begann und erfolgreich endete. Hoffentlich werden wir in einigen Jahren von diesem 6. Mai 2025 als Nullpunkt sprechen. Der historisch einmalige Tag, an dem ein Kanzler seine Mehrheit im ersten Versuch nicht erreichte, kann ein Auftakt für maximale Entschlossenheit sein.

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