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Politik > Elon Musk unter Druck

Tesla im freien Fall: Neuzulassungen in Europa brechen um über 50 Prozent ein

Elon Musks Hitlergruß, AfD-Sympathie und sein Agieren als Trumps Kostensenker lösen Boykotte und Proteste aus – mit gravierenden Folgen für Tesla.

Was einst als Symbol für Fortschritt, Nachhaltigkeit und Innovation galt, wird nun zunehmend mit kontroversen politischen Ansichten in Verbindung gebracht. Diese Entwicklung stellt Tesla vor eine immense Herausforderung: Wie lässt sich die Marke von ihrem umstrittenen Gründer entkoppeln? (Foto: Ki-geneiert)

Absatzeinbruch belasten E-Auto-Pionier

6.3.2025 - Schockzahlen für Tesla

 

Teslas Neuzulassungen in der EU sinken dramatisch. Elon Musks politisches Engagement und wachsende Konkurrenz setzen den Elektroautobauer unter Druck.

Laut Angaben des europäischen Herstellerverbands ACEA sanken die Zulassungszahlen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 50,3 Prozentauf 7.517 Fahrzeuge. Dieser Rückgang steht im krassen Gegensatz zum Gesamttrend des europäischen Elektroautomarktes, der im gleichen Zeitraum um 34 Prozent zulegen konnte.
So konnte der Volkswagen-Konzern seine Position ausbauen und verzeichnete ein Anmeldeplus von 5,6 Prozent auf fast 230.000 Fahrzeuge. Mit einem Marktanteil von 27,7 Prozent festigt VW seine Marktführerschaft in Europa.

Veraltete Modellpolitik

Experten sehen mehrere Gründe für Teslas Schwäche. Zum einen wird die veraltete Modellpolitik des Unternehmens kritisiert. Tesla hat seit längerer Zeit keine grundlegend neuen Modelle auf den Markt gebracht, während die Konkurrenz ihr Angebot stetig erweitert.

Elon Musks politisches Engagement beschädigt die Marke

Zum anderen spielt auch das Image des Unternehmens und seines CEO Elon Musk eine zunehmend problematische Rolle. Der Tesla-CEO hat sich in jüngster Zeit öffentlich für rechtsextreme Parteien in Großbritannien und Deutschland ausgesprochen und unterstützt aktiv die Regierung von US-Präsident Donald Trump. Diese Positionierung stößt offenbar bei vielen potenziellen Tesla-Käufern auf Ablehnung.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Marke Tesla durch Musks politische Aktivitäten "beschädigt". Die enge Verknüpfung zwischen der Marke und der Person Musk, die lange Zeit als Stärke galt, erweist sich nun zunehmend als Risiko. Umweltbewusste Kunden, die Tesla einst als Vorreiter für Nachhaltigkeit betrachteten, wenden sich ab. In Deutschland beispielsweise brach der Absatz von Tesla-Fahrzeugen im Februar um 76 Prozent ein, während der Gesamtmarkt für Elektrofahrzeuge deutlich zulegen konnte.

Auswirkungen auf Aktienkurs und Unternehmensbewertung

Die negativen Entwicklungen spiegeln sich auch im Aktienkurs von Tesla wider. Seit Jahresbeginn 2025 ist die Tesla-Aktie an der NASDAQ um 30,89 Prozent gefallen. Finanzexperte Eugenio Catone warnt, dass Tesla den entscheidenden Faktor verlieren könnte, der den Aktienkurs bislang gestützt hat: das Vertrauen der Anleger in Elon Musk. Catone argumentiert, dass Musk durch die Vermischung von Wirtschaft und Politik einen schwerwiegenden Fehler begangen haben könnte. Die zunehmenden Proteste gegen Tesla, die teilweise in Vandalismus münden, spiegeln laut dem Experten eine weit verbreitete Enttäuschung wider. Dies könnte nicht nur die Tesla-Verkäufe, sondern auch das Vertrauen der Anleger nachhaltig beeinträchtigen.

 

Unternehmensboykotte

25.1.2025 - Wenn der CEO zum Risikofaktor wird

 

Die Reaktionen auf Musks politische Positionierun sind so vielfältig wie heftig. Immer mehr Unternehmen ziehen Konsequenzen und wollen künftig auf Tesla-Produkte verzichten. Der baden-württembergische Energieversorger Badenova, der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick und die Drogeriemarktkette Rossmann haben bereits angekündigt, keine neuen Tesla-Fahrzeuge mehr anzuschaffen. Das niedersächsische Hausbauunternehmen Viebrockhaus geht noch einen Schritt weiter und boykottiert sämtliche Tesla-Produkte - selbst Hausbatterien als Energiespeicher.

Diese Entwicklung ist mehr als nur ein PR-Gag einzelner Firmen. Sie zeigt, wie eng die Reputation eines Unternehmens mit dem Verhalten seiner Führungspersönlichkeiten verknüpft ist. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu entscheidenden Faktoren bei Kaufentscheidungen werden, kann das Verhalten eines CEOs schnell zum wirtschaftlichen Risikofaktor werden.

Kreative Protestkultur: Wenn Tesla-Fahrer zu Aktivisten werden

Doch nicht nur Unternehmen reagieren auf Musks Eskapaden. Eine besonders kreative Form des Protests kommt ausgerechnet von Tesla-Fahrern selbst. Der Pforzheimer Unternehmer Patrik Schneider hat mit seinen Anti-Elon-Musk-Stickern einen regelrechten Trend ausgelöst. Sprüche wie

  • "Ich habe das Auto gekauft, bevor Elon verrückt wurde"
  • "Ich liebe das Auto, nicht den Chef"

zieren nun zahlreiche Teslas. Diese Aktion ist mehr als nur ein Schenkelklopfer. Sie steht für das typische Dilemma, mit dem sich viele Tesla-Fahrer herumschlagen: Auf der einen Seite lieben sie die revolutionären Autos, während sie gleichzeitig den politischen Ansichten des Firmenchefs mehr als skeptisch gegenüberstehen. Ein regelrechter Tanz auf dem Drahtseil zwischen Faszination fürs Produkt und moralischen Bauchschmerzen – ein Sinnbild für die Herausforderungen des zeitgenössischen Konsumverhaltens.

Marke unter Druck: Teslas Kampf um Glaubwürdigkeit

Die Auswirkungen von Musks Verhalten auf die Marke Tesla sind nicht zu unterschätzen. Was einst als Symbol für Fortschritt, Nachhaltigkeit und Innovation galt, wird nun zunehmend mit kontroversen politischen Ansichten in Verbindung gebracht. Diese Entwicklung stellt Tesla vor eine immense Herausforderung: Wie lässt sich die Marke von ihrem umstrittenen Gründer entkoppeln?

Bisher hält sich Tesla bedeckt. Eine Sprecherin des europaweit einzigen E-Auto-Werks von Tesla in Grünheide bei Berlin lehnte eine Stellungnahme ab. Doch das Schweigen könnte sich als riskante Strategie erweisen. Denn heute, da Transparenz und klare Positionierung von Unternehmen erwartet werden, könnte Teslas Zurückhaltung als Schwäche ausgelegt werden.

Der Fall Tesla wirft grundlegende und komplexe Fragestellungen in Bezug auf die ethische Verantwortung von Unternehmen und ihren Führungspersonen auf. Wirtschaftsethiker, wie beispielsweise Michael Aßländer, deutscher Wirtschaftsethiker am Lehrstuhl für Sozialwissenschaften des Internationalen Hochschulinstituts Zittau der TU Dresden, argumentieren, dass Verbraucherboykotte durchaus als effektives Mittel gelten können, um Unternehmen zu einem Kurswechsel zu bewegen. Gleichwohl warnt Aßländer, dass die Einflusskraft einzelner Entscheidungen kleinerer Unternehmen oft begrenzt bleibt.

Fazit

Elon Musks politische Äußerungen und Handlungen, darunter ein mutmaßlicher Hitlergruß, Sympathiebekundungen für die AfD sowie umstrittene Maßnahmen in seiner offiziellen Funktion der Trump-Admnistration haben eine massive Welle der Empörung ausgelöst. Tesla sieht sich nun mit Boykotten und Protestaktionen konfrontiert, die der Marke erheblichen Schaden zufügen. 

Dass solche Auftritte weitreichende finanzielle Auswirkungen auf Unternehmenserlöse haben können, ist nicht neu. Denken Sie an

  • die "Rat Poison"-Bemerkung von Warren Buffett über Bitcoin im Jahr 2018, was kurzfristig zu erheblichen Kursschwankungen führten, obwohl es langfristig nur ein Thema in einer größeren Debatte über Kryptowährungen war.
  • die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, die 2020 in die Kritik geriet, nachdem sie auf Twitter Äußerungen machte, die als transphob wahrgenommen wurden. Obwohl Rowling unabhängig arbeitet, führte die Kontroverse zu einer Debatte über ihre Rolle in zukünftigen Projekten der Harry-Potter-Franchise, die von Warner Bros. betreut wird.
  • Tami Mynatt, CEO von Critter Runners Trucking, die sich in einem Social-Media-Post abfällig über einen weiblichen Vorgesetzten und die Vorstellung von Frauen in Führungspositionen äußerte. Diese Kommentare führten zu einer erheblichen Gegenreaktion in den sozialen Medien, was das Unternehmen dazu zwang, sich öffentlich zu distanzieren und eine Entschuldigung zu veröffentlichen, um den Schaden für das Unternehmensimage zu minimieren.

So können also alle Unternehmen aus dem „Fall Tesla“ und den anderen zu lernen, wie sie ihre Führungspersönlichkeiten in der digitalen Ära positionieren und gleichzeitig die Integrität und Glaubwürdigkeit ihrer Marke bewahren. Das Risiko, dass impulsive Äußerungen, Gesten und Aktionen negative Konsequenzen für den Unternehmenswert und die Reputation haben, ist heute größer als je zuvor.

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