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Politik > Zölle auf Autoimporte

Trump startet Handelskrieg: Was auf Deutschland zukommt

US-Präsident Donald Trump belegt Importe aus Kanada, Mexiko und China mit Zöllen. Deutsche Autohersteller befürchten Milliardeneinbußen.

Trump entfesselt Handelskrieg: Bedrohung für deutsche Autoindustrie und globale Wirtschaft (Bildquelle: picture alliance)

Die USA haben Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie 10 Prozent auf chinesische Einfuhren verhängt. Präsident Donald Trump begründet die Maßnahme mit der Rolle dieser Länder im Handel sowie bei der Produktion von Fentanyl und der illegalen Migration. Die betroffenen Staaten kündigten umgehend Vergeltungsmaßnahmen an, was die Sorge vor einem eskalierenden Handelskrieg schürt.

Zölle und Gegenmaßnahmen

Die von Trump angeordneten Zölle betreffen ein breites Spektrum von Importen. Kanada plant als Reaktion, Einfuhren aus den USA im Wert von über 100 Milliarden Dollar mit Zöllen von 25 Prozent zu belegen. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte ebenfalls Vergeltungszölle an, ohne konkrete Zahlen zu nennen. China droht mit Klagen bei der Welthandelsorganisation.

Trump rechtfertigt die Maßnahmen mit angeblichen Versäumnissen der Handelspartner im Kampf gegen organisiertes Verbrechen, Drogenschmuggel und illegale Migration. Besonders der Vorwurf einer "unerträglichen Allianz" zwischen dem mexikanischen Staat und Drogenkartellen sorgte für diplomatische Verstimmungen.

Automobilindustrie besonders betroffen

Die Zölle treffen die stark vernetzte nordamerikanische Automobilindustrie hart. Fahrzeugkomponenten überqueren während der Produktion oft mehrmals die Grenzen und werden nun jedes Mal mit Zöllen belastet. Deutsche Hersteller wie Volkswagen, die in Mexiko für den US-Markt produzieren, sind besonders exponiert.

Laut der Ratingagentur Moody's stehen bei Volkswagen mehr als 15 Prozent des operativen Gewinns auf dem Spiel - umgerechnet rund drei Milliarden Euro. Der Konzern zeigt sich besorgt über die "schädlichen wirtschaftlichen Auswirkungen" der Zölle auf Verbraucher und Industrie. VW betont seine Investitionen von über 10 Milliarden Dollar in den USA, um die eigene Bedeutung für den amerikanischen Arbeitsmarkt hervorzuheben.

Wirtschaftliche Folgen und Rezessionsängste

Ökonomen warnen vor weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft. Die US-Bank JP Morgan schätzt, dass der mexikanische Peso um bis zu 12 Prozent abwerten könnte. Moody's Analytics prognostiziert für Mexiko ein Absinken des Wirtschaftswachstums von 1,3 Prozent auf 0,3 Prozent im Jahr 2024 - bei einem Zollsatz von 20 Prozent. Der nun eingeführte höhere Zollsatz von 25 Prozent könnte das Land in eine Rezession stürzen.

Auch für die USA werden negative Auswirkungen erwartet. Die Denkfabrik Tax Foundation schätzt, dass die Zölle die US-Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent reduzieren und amerikanische Haushalte mit durchschnittlich 830 Dollar pro Jahr belasten werden.

Reaktionen aus Deutschland und der EU

In Deutschland warnen Politiker und Wirtschaftsvertreter vor den Folgen des Handelskonflikts. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte, der Welthandel sei eine Erfolgsgeschichte, die allen Wohlstand gebracht habe. CDU-Chef Friedrich Merz kritisierte, Zölle seien "noch nie eine gute Idee gewesen, um handelspolitische Konflikte zu lösen".

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt vor Auswirkungen auf Arbeitsplätze in Deutschland und Europa. Er fordert von der EU weitere Freihandelsinitiativen als Gegengewicht zum wachsenden Protektionismus.

Die EU-Kommission signalisierte Bereitschaft, entschieden auf unfaire Zölle zu reagieren. Ein Sprecher betonte die Bedeutung der Handelsbeziehungen zu den USA: "Es steht viel auf dem Spiel."

Geschichte von Handelskriegen

Handelskriege haben eine lange und komplexe Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt und durch unterschiedliche wirtschaftliche und politische Kontexte geprägt ist. Sie entstehen oft aus dem Bestreben, wirtschaftliche Interessen zu schützen, können jedoch weitreichende negative Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben. Sie sind häufig durch politische Manöver motiviert und erfordern sorgfältig ausgehandelte Kompromisse, um gelöst zu werden.

  • 16. bis 18. Jahrhundert: Während der Zeit des Merkantilismus versuchten europäische Nationen, ihren Wohlstand durch Handelsüberschüsse zu maximieren. Dies führte oft zu Handelskriegen, da die Staaten bestrebt waren, Exportmärkte zu dominieren und Importe zu begrenzen.
  • 1803 bis 1815: Die napoleonischen Kriege führten zu umfangreichen Handelssanktionen. Ein bedeutendes Beispiel war der wirtschaftliche Konflikt zwischen Großbritannien und Frankreich mit dem Kontinentalsystem, das darauf abzielte, Großbritannien aus dem europäischen Handel auszuschließen.
  • 1839-1842 und 1856-1860: Die Opiumkriege sind ein weiteres Beispiel für Konflikte, die aus wirtschaftlichen Interessen resultierten. Großbritannien kämpfte gegen China, um den Opiumhandel und andere Handelsinteressen zu schützen.
  • 1930: Im Jahr 1930 erließ die USA den Smoot-Hawley-Tarif, der die Einfuhrzölle drastisch erhöhte. Dies führte zu Vergeltungsmaßnahmen und einem Rückgang des internationalen Handels, der die Weltwirtschaftskrise verschärfte.
  • 1980: In den 1980er Jahren entstanden Handelskonflikte zwischen den USA und Japan aufgrund von Handelsungleichgewichten. Die USA hatten hohe Handelsdefizite mit Japan, was zu Diskussionen über Quoten und Zölle führte.
  • 2018: In jüngerer Zeit haben Handelskriege im Kontext der Globalisierung zugenommen. Ein Beispiel sind die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China ab 2018, die sich durch Zölle und Gegenzölle auszeichneten. Diese Konflikte betreffen komplexe Themen wie geistiges Eigentum, Technologietransfer und staatliche Subventionen.

Moratorium nach Telefonat mit Kanadas Premier

Am Montag kam es dann zu einer typisch Trump`schen Volte: Nach einem Telefonat mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Trudeau setzetn die USA die geplante Einführung von Zöllen gegen Kanada für mindestens 30 Tage aus. Dafür steigt Kanada ebenfalls in den Kampf gegen Fentanylschmuggel ein.

Trump zeigte sich "sehr erfreut" über die Zugeständnisse Kanadas. Das Nachbarland habe "sich bereit erklärt, dafür zu sorgen, dass wir eine sichere Nordgrenze haben, und der tödlichen Plage von Drogen wie Fentanyl endlich ein Ende zu setzen". Kanada wird zudem die mexikanischen Drogenkartelle auf seine Terrorliste setzen.

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