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Politik > Machtkampf der Giganten

Trump und Musk: Countdown zum unausweichlichen Krach der Alpha-Männer

Trumps und Musks Bromance: Egos, Machtansprüche und geopolitische Differenzen könnten die explosive Allianz bald zum Scheitern bringen.

Sie sind das Powerpaar des Jahres. Der grobe US-Präsident und sein schillernder Milliardär betreiben rechtslibertäre Politik in zwielichtiger Eintracht. Doch die "Bromance" dürfte nicht lange halten. (Foto: picture alliance)

Donald Trump und Elon Musk: Auf der einen Seite der rechtspopulistische Volkstribun - auf der anderen Seite sein Unternehmergenie-Milliardär. Präsident der Weltmacht hier und reichster Mann der Erde dort. Wie ein rechtes Revoluzzerpaar poltern sie nun über die Weltbühne. Beide leiden unter offensichtlichen Verhaltensstörungen, doch beide sind enorm erfolgreich - zusammen erst recht.

von Wolfram Weimer

 

 

Die rechten Revolutionäre unserer Zeit

Für ihre Anhänger sind sie die rechten Revolutionäre unserer Zeit, wie ein schillerndes Gegenbild zu Fidel Castro und seinem Che Guevara - ein halbes Jahrhundert später. Rechtslibertär, nationalistisch, technophil, lustvoll kapitalistisch - wo Castro und Che Waffenbrüder gegen den Kapitalismus waren, sind Trump und Musk "Bros" im Kampf gegen Links-Woken-Öko-Sozialismus und seinem bürokratischen "Deep State". In Amerika macht das Wort der Brother-Romance, einer "Bromance", die Runde.

Doch in Wahrheit ist die "Bromance" brüchig. Es knirscht bereits im Beziehungsgebälk und man könnte wetten, dass die Männerallianz nicht so lange hält wie die zwischen Alexander dem Großen und seinem treuen General Hephaistion. Sie dürften - wie einst Castro und Che - von Protzbrüdern bald zu Rivalen werden.

Es gibt vier Gründe für den erwartbaren Bruch zwischen Trump und Musk.

Erstens: Keiner von beiden kann es ertragen, die Nummer 2 zu sein

Erstens sind beide Protagonisten derart exaltierte Alphatiere, dass sie über kurz oder lang mit ihrer Eitelkeit, ihrer Egomanie und ihrem Sendungsbewusstsein aneinandergeraten.

Musk wie Trump sind schrille Narzissten, deren Naturelle echte Partnerschaften auf Augenhöhe auf Dauer nicht zulassen. "Trump teilt nicht gerne das Rampenlicht", meint Kara Swisher von der "New York Times".

Swisher prognostiziert: "Es kann für beide nur einen geben. Und das wird Donald Trump sein." Auch die Politikwissenschaftlerin Sarah Kreps, Professorin an der Cornell Brooks School of Public Policy, weist darauf hin: "Keiner von beiden kann es ertragen, die Nummer 2 zu sein. Musk aber befindet sich nun in Trumps Domäne des öffentlichen Sektors, und so muss Musk etwas anderes sein als die Nummer 1", sagte Kreps. Beide seien von unbändigem Ehrgeiz getrieben, Erfolg nicht zu teilen. Beide würden von dem Wunsch nach absoluter Macht angetrieben und dem Bedürfnis, zu überwältigen, zu dominieren und zu erobern.

Politiker der Demokraten sticheln bereits, Musk sei Trumps "Schattenpräsident", ein "nicht gewählter Premierminister", der die Macht an sich reiße. "Wir müssen der Realität ins Auge sehen: Im Moment haben wir Präsident Elon Musk", sagt der New Yorker Abgeordnete Dan Goldman und will Trump so provozieren: "Donald Trump ist bestenfalls noch der Vizepräsident."

Das Narrativ, Musk sei bereits mächtiger als Trump und könne diesen irgendwann auch als Präsident beerben, scheint Trump bereits zu ärgern. Bei einem Auftritt in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona dementierte der designierte Präsident (als sei das nötig): "All die verschiedenen Gerüchte, dass Präsident Trump die Präsidentschaft an Elon Musk abgetreten hat. Nein, nein, das ist nicht wahr." Trump sah sich sogar genötigt, zu erklären, dass Musk nicht einmal Präsident werden könne, weil er nicht in den USA, sondern in Südafrika geboren ist.

Die Psychologin und Körpersprache-Expertin Judi James sagt voraus, dass es zu einem "Machtkampf" kommen wird, wenn Trump das Rampenlicht nicht mehr mit seinem First Buddy teilen will. James hat die Auftritte der beiden über Monate hinweg exakt diagnostiziert und ein körpersprachlich "unsicheres Vater-Sohn-Gehabe" beobachtet. Man erkenne an vielen Details, dass die Beziehung der beiden labil sei wie die eines pubertierenden Jungen, der die Anerkennung seines autoritären Vaters suche.

Zweitens: Trump hasst die Vorstellung, dass andere ihn in den Schatten stellen

Zweitens kann man in Trumps Biografie regelmäßig beobachten, dass er auch engste Alliierte gnadenlos fallen lässt, wenn sie ihm in die Quere kommen, Widerworte geben, ihm langweilig werden oder er einen Sündenbock braucht.

Sein Mentor Roy Cohn, sein Geldsammler Tom Barrack, sein Wahlkampfchef Brad Parscale, Außenminister Rex Tillerson, seine Justizminister Jeff Sessions und William Barr, der Pentagonchef James Mattis und die Beraterin Kellyanne Conway, Energieminister Rick Perry, Verteidigungsminister Mark Esper, UNO-Botschafterin Nikki Haley, Sicherheitsberater John Bolton, die Stabschefs Reince Priebus und John Kelly haben das bitter erleben müssen. Selbst sein Chefstratege Steve Bannon wurde gefeuert, als er auf den Titelseiten von Magazinen erschien. Donald Trump tauschte sein Personal in der ersten Präsidentschaft so schnell aus wie kein amerikanischer Präsident vor ihm.

"Trump hasst die Vorstellung, dass andere ihn in den Schatten stellen, ihm widersprechen oder man ihn ausnutzt. Letztendlich wird er bald von Musk genug haben und sich der nächsten glitzernden Sache zuwenden", prophezeit der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew Gawthorpe.

Drittens: Trump wechselt Menschen wie Taschentücher

Drittens hat Musk schon jetzt wichtige Profi-Politiker der Republikaner gegen sich. Die gewählten Abgeordneten und Senatoren hassen es, dass ein nicht gewählter Quereinsteiger ihnen den Marsch zur Entbürokratisierung blasen will. Auch die designierte Stabschefin Susan Wiles und Vizepräsident J.D. Vance sind natürliche Machtrivalen von Musk. Sie alle werden den schillernden Unternehmer diskret bekämpfen und Keile zwischen Musk und Trump treiben. Schon jetzt ist zu hören, dass Musks übergriffiges Verhalten den Parteioberen sauer aufstößt.

"Er mischt sich definitiv die ganze Zeit ein. Das ist sein Stil, deshalb ist er plötzlich dort aufgetaucht wie der Gast, der nicht gehen wollte", beschreibt Swisher die Lage. Es sei ihr von Trump-Leuten gesagt worden, "dass derjenige, der mit Trump die letzte Person im Raum ist, oft die Kontrolle über ihn hat" und dass Musk derzeit dauernd versuche, der Letzte im Raum zu bleiben. Doch Musk habe noch nicht begriffen, dass die Strukturen der Politik anders funktionierten als die in der Wirtschaft und Trump Menschen "im Wesentlichen wie Taschentücher wechselt".

Viertens: Es drohen sachliche Meinungsunterschiede und Interessenkonflikte zwischen Trump und Musk

Viertens drohen zwischen Musk und Trump bald sachliche Meinungsunterschiede und Interessenkonflikte auszubrechen. Vor allem in der China-Frage liegen beide weit auseinander. Trump hat China lautstark als Amerikas Hauptgegner ausgemacht. Musk hingegen verkauft massenhaft Elektroautos in China und hat überhaupt kein Interesse an Handelskonflikten oder auch nur Ärger.

Staranalyst Steve Brazier sagt China-Krach zwischen Musk und Trump voraus, denn Teslas Gigafabrik für den asiatischen Markt steht in Shanghai. Musk habe mit dem China-Regime lukrative Deals ausgehandelt. So habe Peking dem Elektroautohersteller das ungewöhnliche Zugeständnis gemacht, dass er kein Joint Venture mit einem chinesischen Unternehmen betreiben muss. Tesla habe auch Subventionen vom chinesischen Staat erhalten und sei nach wie vor bestrebt, sein Geschäft dort massiv auszubauen.

Der Autobauer hat allein im Sommer insgesamt 181.883 Fahrzeuge in China verkauft, fast ein Drittel mehr als vor einem Jahr und immerhin ein Viertel mehr als im Frühjahr. China ist nach den USA der zweitgrößte Markt für den Elektroautobauer. Mittlerweile soll ein Viertel des Umsatzes von Tesla aus China kommen.

Musk verfolgt mit China sogar einen demonstrativen Kuschelkurs. "China ist großartig", sagte er 2020. Er gratulierte der chinesischen kommunistischen Staatspartei demonstrativ zum 100. Geburtstag. Als der scheidende US-Präsident Joe Biden die Zölle für chinesische Autos auf 100 Prozent erhöhte, beschwerte sich Musk. "Weder Tesla noch ich haben darum gebeten", sagte er per Videoschalte auf einer Konferenz in Paris. Er sei gegen Zölle. Das sieht Trump definitiv anders.

 

 

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