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Politik > Zollkrieg

Trump 2.0: Ein Sturm über dem Atlantik - Deutschland unter Druck

Trump kehrt zurück ins Weiße Haus: Handelskriege, NATO-Streit und der diplomatische Drahtseilakt beunruhigen deutsche Unternehmen. Ein Kommentar von VDMA-Präsident Kawlath

Donald Trumps Amtseinführung: Der neue US-Präsident will Amerika und die Welt radikal umkrempeln. (Foto: shutterstock)

21.1.2025

Ein Weckruf für ein geeintes Europa! Zur Amtseinführung und den ersten Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump sagt VDMA-Präsident Bertram Kawlath:

  • „Europa ist gut beraten, jetzt nicht wie das Kaninchen vor der Schlange zu erstarren, sondern selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Die ,America first‘-Politik des neuen Präsidenten erfordert eine geeinte EU, die im globalen Wettbewerb auch mit weniger Unterstützung der USA bestehen kann.“
     
  • „Das von Donald Trump angekündigte Wirtschaftsprogramm für seine zweite Amtszeit ist aggressiver als das der ersten Periode. Es wird, wenn es umgesetzt wird, die europäisch-amerikanischen Geschäftsbeziehungen belasten. Es ist bedauerlich, dass die USA wieder aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen wollen und damit die dringend nötige Transformation abbremsen.“
     
  • „Die von Trump ins Spiel gebrachten Zölle von 25 Prozent auf Produkte aus Mexiko und Kanada würden auch den europäischen Maschinen- und Anlagenbau stark treffen. Denn viele Unternehmen haben innerhalb der Freihandelszone USMCA ihre Wertschöpfungsketten aufgebaut und gerade in Mexiko erhebliche Investitionen in die Produktion von Maschinen und Anlagen getätigt.“
     
  • „Die EU ist mehr denn je gefordert, die Auswirkungen von Trumps angekündigten Zöllen durch Marktöffnungen im Rahmen von Freihandelsabkommen abzufedern. Mit dem Abschluss der Verhandlungen bei Mercosur, der geplanten Intensivierung der Verhandlungen mit Indien und den angekündigten Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Malaysia sind erste Schritte in die richtige Richtung getan.“
     
  • „Die Entscheidungsprozesse in Handelsfragen sind in der EU jedoch nach wie vor zu schwerfällig und erlauben Blockaden aufgrund nationaler Einzelinteressen – daher wären sogenannte ,EU only‘-Handelsabkommen nun der notwendige Schritt. Der Amtsantritt Trumps ist der Weckruf an die EU, um dies zu ändern.“

16.1.2025

Die Amtseinführung von Donald Trump als alter und neuer Präsident der USA steht unmittelbar bevor. Mit dem Rückkehrer aus dem Archiv der Geschichte steht uns ein turbulentes Kapitel bevor. Der ehemalige Präsident, ein Meister der Provokation, sieht Deutschland offenbar in einem Zustand politischer und wirtschaftlicher Dysfunktionalität – ein Urteil, das uns, höflich ausgedrückt, irritiert. Für die deutsche Wirtschaft könnte die zweite Amtszeit zum Albtraum werden. Schon jetzt zeichnet sich ab: Der kommende US-Präsident hat Deutschland fest im Visier – und das nicht im positiven Sinne.

Handelskrieg 2.0? Trumps Zolldrohungen und ihre Folgen

Man ist längst es gewohnt, dass Trump die konventionellen Tresen der diplomatischen Etikette ignoriert, wie ein Wirt, der plötzlich beschließt, dass Gläser überbewertet sind. Da er Berater in sein Kabinett holt, die eine Vorliebe für Isolationismus haben, könnte das transatlantische Haus bald in Flammen stehen. Nicht nur rhetorisch, sondern mit potenziellen Zoll-Anzündholz.

Die Drohung liegt wie ein Damoklesschwert über der deutschen Exportwirtschaft.  Besonders betroffen wäre Deutschland als exportorientierte Nation. Die Zahlen sprechen für sich: Mit einem Handelsvolumen von 959 Milliarden Dollar im Jahr 2023 sind die USA der wichtigste Handelspartner der EU, noch vor China. Doch die Handelsbilanz ist aus amerikanischer Sicht unausgeglichen. Deutschland exportierte 2023 Waren im Wert von 161 Milliarden Dollar in die USA, importierte aber nur Waren für 77 Milliarden Dollar.

Diese Diskrepanz ist Trump ein Dorn im Auge. "Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere Landwirtschaftsprodukte nicht – sie nehmen nichts. Aber sie geben uns ihre Mercedes, ihre BMW, ihre Volkswagen – Millionen und Abermillionen", wetterte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung. Seine Lösung: Deutsche Unternehmen, die in den USA tätig sind, schlichtweg zu amerikanischen Firmen zu machen. Sein Plan sieht vor, durch erhebliche Steuererleichterungen Anreize zu schaffen. Und: Durch die Einführung von Strafzöllen die Lieferketten zu beeinflussen.

Besonders im Fokus von Trumps Kritik steht die deutsche Automobilindustrie. "Ich habe Angela Merkel gefragt: Wie viele Chevrolet fahren durch Berlin?", berichtete Trump von einem Gespräch mit der ehemaligen Bundeskanzlerin. Seine Botschaft ist klar: Er sieht eine Ungleichheit im Handel, die er beseitigen will – notfalls mit harten Maßnahmen. Für deutsche Automobilhersteller, die sich ohnehin bereits im Krisenmodus befinden, könnte dies existenzbedrohend werden.

Verteidigungsausgaben im Fokus: Der Streit um die NATO-Finanzierung

In einer aufgeheizten politischen Stimmung sorgen auch noch andere provokante Aussagen und Forderungen für Konflikte.Ein prägnantes Beispiel ist die Allianz zwischen Trumps Vertrautem, Elon Musk, und der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. Musk ging sogar so weit, Bundeskanzler Olaf Scholz als „Idioten“ und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als „undemokratischen Tyrannen“ zu bezeichnen.

Zuvor entfachte Trump eine erneute Debatte, indem er von den NATO-Mitgliedern eine Steigerung ihrer Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts forderte. Als Trump seine Absichten offenbart, Grönland für die Vereinigten Staaten zu beanspruchen sah sich Olaf Scholz zu einer deutlichen Stellungnahme genötigt. Parallel dazu wächst die Besorgnis, dass unter Trumps Einfluss die US-Militärhilfe für die Ukraine versiegen könnte - eine potenzielle Verschiebung geopolitischer Machtverhältnisse.

Die deutsche Wirtschaft sitzt damit in der Zwickmühle: Entweder fließt mehr Geld in die Verteidigung und andere Bereiche werden vernachlässigt, oder wir nehmen das Risiko verschlechterter Beziehungen zu den USA in Kauf, was den Handel und Investitionen belasten könnte. Deutschlands neue Führung wird geschickt manövrieren müssen, um diesen Balanceakt zwischen internationalen Verpflichtungen und nationalen Prioritäten zu meistern.

Berlin in der Trump-Ära – Ein diplomatischer Drahtseilakt

Dass Berlin in der Anfangsphase der Trump-Präsidentschaft ohne eine gefestigte Regierung dasteht, bringt erhebliche diplomatische Schwierigkeiten mit sich. In dieser kritischen Zeit fehlt eine starke Stimme, die Deutschlands Interessen glaubwürdig vertritt. Der deutsche Botschafter in Washington steht daher an vorderster Front, um die Kommunikationskanäle offen zu halten. Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Kontakte Berlins zu Trumps engsten Beratern noch unzureichend sind und dringend ausgebaut werden müssten.

Doch der Tanz auf dem diplomatischen Parkett geht weiter. Bereits am Horizont zeichnen sich Termine ab, bei denen die Differenzen zwischen dem alten Europa und dem neuen Amerika zutage kommen werden. Die Münchner Sicherheitskonferenz im Februar, nur wenige Tage vor der Bundestagswahl, ist eine solche Gelegenheit. Ebenso gespannt wird Donald Trump auf dem CPAC erwartet, dem globalen Bühnenball rechtskonservativer Kraftträger.

Während die Deutschen das gepflegte Diskutieren und Konsensfinden zur Couchdisziplin erhoben haben, zieht der künftige US-Präsident die klaren Ansagen und das direkte Durchregieren vor. Trumps Vorbilder: Autokratische Alphatiere vom Schlage eines Xi Jinping oder Wladimir Putins. Sollte Friedrich Merz das Rennen machen, braucht seine Regierung vor allem Stabilität und Entscheidungsfreudigkeit. Alles andere wäre fatal.

 

Diese Seite wird laufend aktualisiert - zuletzt am 21.1.2025

 

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