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Politik > Trumps Handelskrieg

Die Verlierer im Trump-Handelskrieg: Wer die höchsten Kosten zahlt

US-Präsident Trump unterzeichnet Anordnung für wechselseitige Zölle. EU-Kommission kündigt entschlossene Reaktion an.

US-Präsident Donald Trump unterzeichnet Anordnung für neue Zölle gegen EU-Importe. (Foto: Shutterstock)

US-Präsident Donald Trump hat eine neue Runde weitreichender Zölle auf den Weg gebracht. Mit seiner Unterschrift unter eine entsprechende Anordnung setzt er seine protektionistische Handelspolitik fort und nimmt nun verstärkt die Europäische Union ins Visier. Die geplanten wechselseitigen Zölle sollen nach Trumps Vorstellungen das aus seiner Sicht bestehende Handelsungleichgewicht korrigieren.

Trump rechtfertigt Zölle mit Handelsdefizit

Die Trump-Administration begründet die neuen Zollpläne mit dem hohen Handelsdefizit der USA gegenüber der EU. Dieses belief sich laut aktuellen Berechnungen im vergangenen Jahr auf 236 Milliarden Dollar - ein Rekordwert. Ein hochrangiger Regierungsberater erklärte: "Seit vielen Jahren werden die Vereinigten Staaten von ihren Handelspartnern, ob Freund oder Feind, unfair behandelt." Das Handelsdefizit bedrohe die nationale Sicherheit der USA.

Besonders im Fokus steht der Automobilsektor. Die US-Regierung kritisiert, dass für Autoimporte in die EU Zölle von 10 Prozent fällig werden, während die USA nur 2,5 Prozent erheben. Allerdings gelten für Pickups und Nutzfahrzeuge in den USA deutlich höhere Zölle. Auch die in EU-Staaten erhobene Mehrwertsteuer auf US-Importe ist Trump ein Dorn im Auge.

Folgen für Europa und Deutschland

Die geplanten US-Zölle hätten weitreichende Konsequenzen für Europa und insbesondere Deutschland:

  • Exporteinbrüche: Deutsche Exporte in die USA könnten massiv zurückgehen, besonders in der Automobilbranche. Das IW rechnet mit Verlusten von bis zu 180 Milliarden Euro bis 2028.
  • Arbeitsplatzverluste: In Deutschland sind über 150.000 Jobs gefährdet, vor allem in exportorientierten Industriezweigen.
  • Produktionsverlagerungen: Europäische Unternehmen könnten gezwungen sein, Produktion in die USA zu verlagern, um Zölle zu umgehen.
  • Inflationsdruck: Höhere Importpreise könnten die Inflation in Europa anheizen und die Kaufkraft der Verbraucher schmälern.
  • Handelsumlenkung: Der EU-Handel könnte sich verstärkt auf andere Märkte wie China oder Indien verlagern, was geopolitische Folgen hätte.

Details der geplanten Zollmaßnahmen

Die neuen Zölle sollen nicht sofort in Kraft treten. Die zuständigen US-Behörden haben 180 Tage Zeit, um betroffene Staaten zu identifizieren und länderspezifische Zölle festzulegen. Dabei will man sich laut einem Trump-Berater "zuerst die Länder mit dem höchsten Handelsdefizit vornehmen". Die Behörden würden im "Trump-Tempo" arbeiten, Zölle könnten auch vor Ablauf der Frist verhängt werden.

Trump plant, das Prinzip der Gegenseitigkeit anzuwenden: Überall dort, wo andere Länder höhere Zölle erheben als die USA, sollen die amerikanischen Sätze entsprechend angehoben werden. Neben Zöllen nimmt die US-Regierung auch andere Handelshemmnisse ins Visier, etwa Steuern, Subventionen oder Vorschriften, die US-Unternehmen im Ausland behindern.

Auswirkungen auf EU-Exporte

Für die exportorientierte EU-Wirtschaft hätten die geplanten US-Zölle gravierende Folgen. Deutschland als größter EU-Exporteur in die USA wäre besonders betroffen. Im vergangenen Jahr exportierte die deutsche Wirtschaft Waren im Wert von 236 Milliarden Dollar in die Vereinigten Staaten. Besonders die Automobilbranche, aber auch Maschinenbau, Chemie und Pharma könnten empfindlich getroffen werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte eine entschlossene Reaktion an. Die EU verfügt über einen Instrumentenkasten, um auf US-Zölle zu antworten. Sie kann Abgaben auf Waren im Wert von 370 Milliarden Euro verhängen, die Europa 2023 in den USA gekauft hat.

Ökonomen warnen eindringlich vor den Folgen eines Handelskriegs zwischen den USA und der EU. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat verschiedene Szenarien durchgerechnet. Demnach könnte das US-Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um bis zu 1,5 Prozent schrumpfen, unter anderem wegen steigender Inflation und sinkenden Konsums. Für die EU prognostiziert das IW in diesem Jahr einen BIP-Rückgang von maximal 0,4 Prozent.

Langfristig wären die Folgen für die EU jedoch gravierender: Bis 2028 könnten sich die Verluste für die EU-Wirtschaftsleistung auf insgesamt 619 Milliarden Euro summieren. Deutschland wäre mit 180 Milliarden Euro besonders stark betroffen, hier könnten über 150.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Die USA müssten bis 2028 mit Einbußen von 874 Milliarden Dollar rechnen.

Besonders betroffene Branchen

Folgende fünf Branchen wären von US-Zöllen besonders hart getroffen:

  • Automobilindustrie: Deutsche Premiumhersteller wie BMW, Mercedes und Audi exportieren viele Fahrzeuge in die USA. Höhere Zölle würden ihre Wettbewerbsfähigkeit massiv beeinträchtigen.
  • Maschinenbau: Viele mittelständische Maschinenbauer sind auf den US-Markt angewiesen. Zölle könnten ihre Marktposition gefährden.
  • Chemische Industrie: Deutsche Chemiekonzerne wie BASF exportieren im großen Stil in die USA. Zölle würden ihre Gewinnmargen schmälern.
  • Pharmaindustrie: Für Unternehmen wie Bayer oder Merck ist der US-Markt von zentraler Bedeutung. Zölle könnten Forschungsinvestitionen gefährden.
  • Lebensmittel- und Getränkeindustrie: Europäische Spezialitäten wie Wein oder Käse wären von Zöllen betroffen, was den mittelständisch geprägten Sektor hart treffen würde.

Fazit

Die von Trump angeordneten Zölle drohen einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU auszulösen, der beiden Wirtschaftsräumen erheblichen Schaden zufügen würde. Während die USA kurzfristig stärker betroffen wären, müsste die EU langfristig mit gravierenderen Folgen rechnen. Experten warnen vor einer Eskalation und hoffen auf Verhandlungslösungen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob es gelingt, den Handelskonflikt zu entschärfen und eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.

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