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Politik > Steigen Sie ein in die Debatte!

Wenn Themen im Wahlkampf untergehen: Wer rettet unsere Industrie-Jobs?

Im aktuellen Wahlkampf bleiben die drängenden Fragen zur Zukunft der Industrie weitgehend unbeantwortet. Während tausende Jobs auf dem Spiel stehen, fehlt es an Lösungsvorschlägen für eine nachhaltige Transformation.

Industriekrise im Wahlkampf: Tausende Jobs in Gefahr, Lösungen fehlen. Jetzt mitdiskutieren und die Zukunft aktiv mitgestalten! (Quelle: shutterstock)

Im Wahlkampf ist vor allem das spannend, was die Parteien nicht thematisieren. Und das sind – leider – sehr häufig die Themen, die für Unternehmen relevant sind. So ist es auch in diesem Jahr. Ein paar Vorschläge, worüber debattiert werden sollte.

von Thorsten Giersch

Ich hoffe, Sie hatten eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch! Ich habe an Silvester an meinen ersten Hund denken müssen, einen Husky mit wölfischen Eigenschaften: Schon als Welpe gab es bei ihm kein Aufgeben und kein Zögern. Hatten ihn größere Hunde im Schwitzkasten, wurde geknurrt statt gejammert. Aber in dieser einen Stunde zu Beginn eines neuen Jahres, wo all die Böller und Raketen gezündet wurden, da lag er jaulend unter irgendeinem Bett.

Das war sein gutes Recht. Und dass sich auch mittelständische Betriebe und Selbstständige mal beklagen und sogar kurzzeitig der Verzweiflung nahekommen, ist nur verständlich. Doch gerade jetzt in Wahlkampfzeiten tun Verbände und Unternehmer gut daran, knurrend auf sich und ihre Interessen aufmerksam zu machen.

Denn die Programme der Parteien sind allzu vage für die Zukunft das Standort D.

Stell dir vor es ist Wahlkampf und keiner redet über die 10.000 Industriejobs, die in Deutschland derzeit Monat für Monat wegfallen.  Das verarbeitende Gewerbe steht vor der größten Herausforderung der Nachkriegsgeschichte und die Aussicht ist trübe: Der neue US-Präsident Donald Trump droht mit Zöllen und die Chinesen überfluten Europa mit ihren Produkten zu Dumpingpreisen, weil sie Überkapazitäten haben. Die Neugründungen von Industrieunternehmen befinden sich auf einem Tiefpunkt und neue Stellen werden weniger geschaffen denn je. Dazu kommen reichliche haus- und EU-gemachte Probleme – Stichwort Bürokratie.

Dennoch: Die Potenziale für neue Geschäftsmodelle sind hierzulande immer noch enorm, die Erneuerung der Industrie alles andere als unmöglich. Aber für die Re-Industrialisierung braucht es einiges. Für die Transformation sollte die öffentliche Hand den Einsatz von privatem Kapital hebeln und schauen, dass Ausschreibungen so gestaltet werden, dass auch kleine innovative Firmen sie gewinnen können. Industrie-Start-ups brauchen einen langen Atem und mehr finanzielle Unterstützung jenseits der Startphase. Die Politik muss langfristig wirksame Grundsatzentscheidung bei der Energie liefern, Stichwort Ladeinfrastruktur und Stromnetzausbau.

Die vagen Parteiprogramme und der Noch-Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat Robert Habeck, der in seinen “Küchentisch-Gesprächen” bewusst auf Emotionen statt Konzepte setzt, geben einen düsteren Ausblick auf die Koalitionsverhandlungen. Man kann es aber auch verstehen: Fachleute des deutschen Arbeitsmarktes fordern Anreize zur Umschulung und Warnung vor dem, was uns “dank” KI blüht. Dass der Wandel komplett sozialverträglich zu machen ist, dürfte angesichts der jetzt schon wegbrechende Industrie-Arbeitsplätze eine Illusion bleiben. Aber darüber spricht man im Wahlkampf natürlich nur sehr ungern.

Thorsten Giersch, Chefredakteur

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung und veröffentlichen diese auch gern – sei es mit Namen oder anonym: Schreiben Sie mir gern an giersch@weimermedia.de

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