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Politik > Windkraft-Debatte - Kommentar

Weidels Widersprüche: Warum sich die AfD-Chefin bei der Windkraft gleich doppelt irrt

„Nieder mit den Windmühlen der Schande“, rief Alice Weidel auf dem AFD-Parteitag und stieß damit die Debatte der Woche an. Allem Anschein nach hat sie sich damit ein Eigentor geschossen.

Alice Weidels kontroverse Aussagen zur Windkraft entfachen erneut die Debatte um die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland. (Foto: shutterstock Ki-generiert)

Von Thorsten Giersch

Ich weiß, dass man sich mit folgender Aussage ungefähr so beliebt macht, als wenn man kundtut, Welpen zu treten: ich finde Wind Krafträder nicht hässlich. Wenn ich von der Terrasse blicke und sie am Horizont sehe, wenn ich zur Nordsee fahre und auch auf hoher See: Sie erinnern mich daran, dass meine Tochter und vor allem Kinder in anderen Teilen der Welt einen halbwegs bewohnbaren Planeten erben könnten.

Windkraft ist weder Übergangstechnologie, sondern eine der wenigen Optionen, die diesem Planeten noch bleibt. Entsprechend hat mich die Diskussion in dieser Woche verstört, die Alice Weidel losgetreten hat. Zumal ich mich auch wirklich frage, warum gerade in der so wichtigen Energiepolitik Fakten kaum noch etwas zu gelten scheinen in der bundesweiten Diskussion.

Alice Weidels umstrittene Äußerungen zur Windkraft

Die AfD-Kanzlerkandidatin kündigte in ihrer Rede auf dem Parteitag in Riesa an, Windräder abzureißen, wenn die Partei am Ruder sei: „Nieder mit den Windmühlen der Schande", rief sie unter tosendem Applaus der Delegierten.

Die Branchenverbände blieben auch in ihrer Sprache erstaunlich seriös und versuchten es weiter mit Argumenten – wie zum Beispiel dem Punkt, dass Windkraft während der Energiekrise wesentlich dazu beigetragen hat, die Versorgung zu sichern. Wind war zuletzt mit 31 Prozent Nummer eins bei der Stromerzeugung und dass die Kapazitäten weiter steigen, ist trotz aller Probleme mit den Netzen gut.

Internationale Perspektiven auf die Windenergie

Weidels Aussage bedeutet eine neue Radikalität, allein steht sie im Kern aber nicht: Friedrich Merz hat Ende November Windkraft zur „Übergangstechnologie" heruntergedimmt und erklärt, dass die „hässlichen" Windräder „nicht in die Landschaft passen" würden.

Eine Nummer weiter geht Donald Trump: Der künftige US-Präsident hat vergangene Woche angekündigt, keine neuen Windräder mehr zu genehmigen. Und auch im österreichischen Bundesland Kärnten hat sich am Sonntag bei einer Volksbefragung eine knappe Mehrheit gegen neue Windräder auf Bergen und Almen ausgesprochen.

Kritische Betrachtung der deutschen Energiewende

Natürlich kann man vieles am deutschen Weg der Energiewende kritisieren: Viel zu oft siegte Ideologie gegen Effizienz. Der Ausbau der Stromnetze hängt dramatisch hinter dem der erneuerbaren Energien hinterher. Das Datum 2030 für den Kohleausstieg ist stur und illusorisch.

Aber Weidel vergaß zu erwähnen, wie unschlagbar günstig Windstrom ist und wie viele Arbeitsplätze hierzulande an der Industrie hängen. Und das gerade der ländliche Raum, wichtig für den Mittelstand und eigentlich auch für die AfD, von Windkraft stark profitiert. Immerhin: Wissenschaftler weisen nach, dass Windkraftgegner hierzulande eine Minderheit sind – wenn auch eine sehr laute und stark wahrgenommene.

Widersprüche in der AfD-Position zur Energiepolitik

Die Pointe ist, dass Alice Weidel in ihrer Rede Technologieoffenheit beteuerte. Zudem ruderte sie im Laufe der Woche mächtig zurück – sie sei missverstanden worden. Aber im gerade beschlossenen Parteiprogramm steht nun mal wörtlich: „Weitere Schädigungen unserer Natur im Namen eines vermeintlichen Klimaschutzes müssen unter allen Umständen verhindert werden." Ihr Parteifreund Björn Höcke bezeichnete Windindustrie jüngst als „inhuman". Vielleicht gibt es ja ganz andere Dinge, die verhindert werden müssen.

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