Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Politik > Xi trifft Automobilchefs

Xi Jinping empfängt deutsche Automobilchefs: Chinas Werben um ausländische Investoren

Chinesischer Präsident trifft Vorstandsvorsitzende von Mercedes und BMW in Peking. Direktinvestitionen in China 2024 auf Tiefstand seit 2008.

Der chinesische Präsident Xi Jinping und internationele Geschäftsmänner
Der chinesische Präsident Xi Jinping trifft am 28. März 2025 in der Großen Halle des Volkes in Peking, der Hauptstadt Chinas, mit Vertretern der internationalen Wirtschaftsgemeinschaft zusammen. (Foto: picture alliance)

In der Großen Halle des Volkes in Peking empfing Chinas Staatschef Xi Jinping am 28. März 2025 hochrangige Vertreter internationaler Unternehmen, darunter die Vorstandsvorsitzenden von Mercedes und BMW, Ola Källenius und Oliver Zipse. Das Treffen findet vor dem Hintergrund sinkender ausländischer Direktinvestitionen und wachsender Handelsspannungen statt.

Chinas Charmeoffensive für ausländische Investoren

Chinas Charmeoffensive für ausländische Investoren Xi Jinping nutzte das Treffen, um die Bedeutung ausländischer Unternehmen für die wirtschaftliche Modernisierung Chinas zu betonen. "Wer in China investiert, investiert in die Zukunft", warb der chinesische Staatspräsident. Diese Aussage kann als direkte Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen verstanden werden: Im Jahr 2024 verzeichnete China den stärksten Rückgang ausländischer Direktinvestitionen seit der globalen Finanzkrise 2008.

Die Veranstaltung, an der Manager von 40 Großunternehmen teilnahmen, darunter Siemens-Chef Roland Busch, kann als strategische Charmeoffensive interpretiert werden. Xi appellierte an die anwesenden Wirtschaftsführer: "Wir müssen zusammenarbeiten, um die Stabilität globaler Industrie- und Lieferketten zu gewährleisten." Dies sei ein wichtiger Garant für die "gesunde Entwicklung der Weltwirtschaft".

Deutsche Automobilhersteller im Fokus

Besondere Aufmerksamkeit galt den Vertretern der deutschen Automobilindustrie. Die Präsenz von Mercedes-Chef Ola Källenius und BMW-Chef Oliver Zipse unterstreicht die anhaltende Bedeutung des chinesischen Marktes für deutsche Premiumhersteller. Källenius' prominente Platzierung neben Xi und dem chinesischen Außenminister Wang Yi während des Treffens signalisiert die Wertschätzung für die deutsche Automobilindustrie.

Allerdings sehen sich die deutschen Autobauer in China mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert. Nach der COVID-19-Pandemie mussten sie Rückschläge durch verstärkte chinesische Konkurrenz und eine schwächelnde Binnennachfrage hinnehmen. Als Reaktion darauf haben deutsche Marken zuletzt Partnerschaften mit chinesischen Technologieunternehmen wie Alibaba geschlossen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit im chinesischen Markt zu erhalten.

Handelsspannungen belasten Wirtschaftsbeziehungen

Das Treffen fand in einem Klima zunehmender Handelsspannungen statt. Die chinesische Wirtschaft steht unter wachsendem Druck durch Zölle aus den USA und Europa. Kurz vor dem Treffen hatte US-Präsident Donald Trump neue Zölle in Höhe von 20 Prozent auf chinesische Exporte angekündigt, worauf China mit Gegenzöllen auf US-Agrarprodukte reagierte.

Besonders brisant für die anwesenden Automobilvertreter: Trump kündigte Zölle von 25 Prozent auf alle nicht in den USA gefertigten Autos an, die am 2. April in Kraft treten sollen. Diese Entwicklung dürfte die Gespräche zwischen Xi und den deutschen Automobilchefs maßgeblich beeinflusst haben.

Herausforderungen für internationale Unternehmen in China

Xi Jinping adressierte in seiner Ansprache die wachsenden Bedenken internationaler Unternehmen. Er mahnte, nicht "blindlings" Maßnahmen zu folgen, die die Sicherheit von Lieferketten beeinflussen könnten. Stattdessen forderte er die Anwesenden auf, eine "weite Perspektive einzunehmen, die nicht von vorübergehenden Ablenkungen in der Industrie beeinflusst wird".

Diese Aussagen spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen internationale Unternehmen in China stehen. Einerseits bietet der chinesische Markt enorme Wachstumschancen, andererseits führen geopolitische Spannungen und regulatorische Unsicherheiten dazu, dass einige Unternehmen eine Diversifizierung ihrer Geschäftsaktivitäten anstreben, um ihre Abhängigkeit von China zu reduzieren.

Geschichtliche Parallelen

Das Treffen zwischen Xi Jinping und den internationalen Wirtschaftsführern unterstreicht Chinas Bemühungen, ausländische Investoren trotz geopolitischer Spannungen an sich zu binden. Für Unternehmen wie Mercedes und BMW bleibt China ein Schlüsselmarkt, doch sie müssen einen schwierigen Balanceakt zwischen Marktchancen und geopolitischen Risiken vollführen. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es einige Parallelen zu früheren Situationen gibt, in denen wirtschaftliche Interessen und politische Spannungen aufeinandertrafen:

  • Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping (ab 1978)

    Parallele: Damals begann China mit seiner Politik der wirtschaftlichen Öffnung. Ausländische Unternehmen wurden aktiv umworben, um Know-how, Kapital und Technologien ins Land zu bringen – ähnlich wie heute Xi Jinping die Modernisierung betont.

    Unterschied: Damals war China noch ein Entwicklungsland mit geringem technologischen Stand. Heute ist China eine der größten Volkswirtschaften der Welt, die zunehmend selbst Standards setzt und nicht nur auf Wissenstransfer angewiesen ist.


  • Handelsbeziehungen zwischen den USA und Japan in den 1980er Jahren

    Parallele: Die USA verhängten in den 1980ern Zölle gegen japanische Produkte (insbesondere Autos), um ihre heimische Industrie zu schützen – ähnlich wie jetzt unter Trump gegenüber China. Auch damals standen deutsche Autobauer zwischen den Fronten, weil sie in Japan produzierten oder mit Japanern kooperierten.

    Unterschied: Japan war ein enger Verbündeter der USA, während China geopolitisch ein Konkurrent ist. Das macht die heutige Situation konfliktreicher.


  • Besuch westlicher Wirtschaftsführer in der Sowjetunion (1970er/1980er Jahre)

    Parallele: Auch in der Spätphase der Sowjetunion versuchte die Führung, durch Treffen mit westlichen Managern Investitionen anzulocken, um die stagnierende Wirtschaft zu beleben – ähnlich wie Xi heute versucht, wirtschaftlichen Druck durch internationale Kooperation abzufedern.

    Unterschied: China hat – anders als die Sowjetunion damals – eine weitaus dynamischere Wirtschaft und ist tief in globale Lieferketten eingebunden. Das macht den Druck auf Unternehmen größer, dort präsent zu bleiben.


  • Globalisierung nach dem Kalten Krieg (1990er–2000er Jahre)

    Parallele: Internationale Konzerne sahen damals neue Märkte (v.a. China und Osteuropa) als „Zukunftsmärkte“. Investitionen in China wurden als alternativlos angesehen – wie es Xi Jinping heute formuliert („in die Zukunft investieren“).

    Unterschied: Heute geht es eher um „Decoupling“ oder „Diversifizierung“ – also Risikominimierung. Früher stand Effizienz und Expansion im Vordergrund, heute geht es stärker um geopolitische Absicherung.

Ähnliche Artikel