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„Den Dingen auf den Grund gehen“

Jörg-Uwe Goldbeck über ständige Veränderung und das Problem exponentiellen Wachstums.

Der Mann, der Fabriken baut: Jörg-Uwe Goldbeck leitet ­gemeinsam mit seinem Bruder das gleichnamige Familienunternehmen. Bildquelle: Goldbeck

Die Revolution in der Baubranche kommt aus Bielefeld, wo die Gebrüder Goldbeck das Unternehmen des Vaters zu einem Marktführer für schnelles und nachhaltiges Bauen im Gewerbebereich entwickelt haben. Die im Rekordtempo errichtete Tesla-Fabrik bei Berlin ist eines der Referenzprojekte. So schnell wie sie bauen, wachsen die Goldbecks auch. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Unternehmensgröße vervierfacht. Jörg-Uwe Goldbeck, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter, gibt einen Einblick, wie es funktioniert.

 

Wie erzeugen Sie die Kultur ständiger Innovation?

Tüfteln ist seit jeher Teil unserer DNA. Unser Vater hat damit begonnen: Statt die Schlosserei der Familie zu übernehmen, wollte er als junger Ingenieur eigene Visionen verwirklichen. Aus seinem Erfinder- und Unternehmergeist und nach dem Vorbild der Automobilindustrie entstand seine Idee des „elementierten Bauens mit System“. Damit hat er den Gewerbebau revolutioniert und den Grundstein für die Entwicklung einer breit gefächerten Produktwelt gelegt. Der Anspruch, uns ständig weiterzuentwickeln, ist wesentlich für uns. Die Leidenschaft für die Systematisierung haben wir, als zweite Generation, konsequent weitergeführt. Mit den Goldbeck-Services haben wir einen neuen Marktbereich erschlossen und uns zum Lebenszykluspartner für gewerbliche und kommunale Immobilien entwickelt. Heute sind wir von der Idee über den Bau bis hin zum Gebäudebetrieb an der Seite unserer Kunden. Zeitgleich verbessern wir unsere Prozesse und treiben die Digitalisierung des Bauens voran. Ganz besonders bewegt uns aktuell die nachhaltige Transformation. Ab Mitte 2023 möchten wir als Unternehmen netto CO2-neutral agieren. Das ist eine Gemeinschaftsleistung, die von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgestaltet wird. Als Geschäftsführung verstehen wir es als Aufgabe, Impulse zu setzen und eine Kultur zu schaffen, in der die Menschen bereit sind, ihre Kreativität und Leistungsbereitschaft für das Unternehmen einzusetzen. Unsere Unternehmenskultur bildet dafür das Fundament. Wir setzen Vertrauen vor Kontrolle, Verantwortung vor Bevormundung und regionale Präsenz vor Zentralismus. Damit schaffen wir Freiräume für effizientes, kreatives und unternehmerisches Arbeiten – und damit für Innovationskraft.

 

Wie bauen Sie Neuerungen in Ihre Prozesse ein?

Es genügt nicht, kreative Ideen zu haben. Man muss auch die Fähigkeit und die Kraft haben, sie in wirtschaftliche Produkte und Services sowie effiziente Prozesse zu übersetzen. Und man muss in der Lage sein, Menschen damit zu begeistern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. Denn ganz klar ist: Neuerungen bedeuten fast immer auch Veränderung. Jeder Wechsel vom Bekannten ins erst einmal Unbekannte verlangt Vorbereitung und Begleitung. Deshalb ist Changemanagement ebenso Teil der Goldbeck-Unternehmenskultur wie unsere Werte Menschlichkeit, Verantwortung und Leistungsbereitschaft. Nach der Planung auf der Führungsebene werden die Neuerungen über Change-Gremien und Resonanzteams an die Mitarbeitenden weitergegeben. Denn die Wirksamkeit der Maßnahmen steht und fällt mit ihrer Akzeptanz. Deshalb hat die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden höchste Priorität. Die Basis hierfür bildet eine gesunde Fehler- und Feedbackkultur.

 

Wie managen Sie Wachstum?

Unser Unternehmen ist seit seiner Gründung 1969 gewachsen. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl unserer Mitarbeitenden mehr als vervierfacht. Inzwischen sind wir an über 90 Standorten in ganz Europa aktiv und beschäftigen mehr als 9000 Menschen. Wir stehen also ständig vor der Herausforderung, unsere Prozesse und Strukturen dem dynamischen Unternehmenswachstum und zugleich den exponentiell zunehmenden neuen technischen Möglichkeiten anzupassen. Ich möchte unsere Unternehmenswerte nicht überstrapazieren, aber auch in diesem Fall bieten sie uns und unseren Mitarbeitenden eine beständige Richtschnur, während sich die Organisation ­verändert.

 

Das Gespräch führte Oliver Stock.