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Rankings > Die besten Mittelständler

Die Speicher der Energiewende

Erst erfinden sie eine intelligente Batterie. Dann vernetzen sie an einem Standort alle Stromverbraucher und -erzeuger. Jetzt ist Tesvolt Marktführer.

Tesvolt
Den Weltmarkt im Blick: Daniel Hannemann (l.) und Simon Schandert stehen auf einem gewerblichen ­Batteriespeicher ihres Unternehmens Tesvolt. Bild: Tesvolt

Sie sind Pioniere der gewerblichen Batterietechnik und auf dem Weg nach ganz oben. Nicht nur, weil sie offenbar das richtige Produkt für die Energiewende haben, sondern auch, weil sie in Lutherstadt Wittenberg auch noch ein Personalkonzept haben, dass viele Chefs irritieren dürfte: Die inzwischen gut 250 Mitarbeiter sind in Teams von acht bis zehn Mitarbeitern organisiert, die selbst neues Personal einstellen, einarbeiten und auch das Gehalt festlegen. „Die Personalabteilung begeistert Menschen und vermittelt die Bewerbungsgespräche in die Teams“, sagt Daniel Hannemann, einer der beiden Gründer des Unternehmens. Und taucht eine neue Aufgabe auf, bilden sich neue Teams aus den alten. Das Konzept ist so erfolgreich, dass Tesvolt sich eine Obergrenze von zwölf Neueinstellungen pro Monat verordnet hat – sonst könnte das die Teams überfordern. Hannemann und Mitgründer Simon Schandert sehen nicht aus, als wollten sie von dem Konzept abrücken. Das Geschäft jedenfalls läuft. Vor zwei Jahren lag der Umsatz noch im mittleren zweistelligen Millionenbereich, für dieses Jahr peilen sie einen dreistelligen Millionenbetrag an.

Das liegt neben der Motivation der Mitarbeiter auch an der Technik. Da ist zunächst die Batterie. Sie hat etwa die Größe eines Kleiderschranks, mehrere lassen sich koppeln, wenn mehr Batteriekapazität nötig ist. „Alles ist von der Systematik her sehr einfach gehalten“, sagt Hannemann. „Die Schränke mit einem Kreuzschraubenzieher zusammenschrauben, Systeme stecken, Knopf drücken. Fertig.“ Die Anlagen sind enorm sparsam. Hannemann bringt das Beispiel einer Lachsfarm. Auf dem Begleitponton lief rund um die Uhr ein Dieselgenerator. Jetzt läuft er eine Stunde und lädt die Tesvolt-Batterien, die dann den Rest der Zeit die Anlage versorgen.

Eine Batterie ist aber immer nur so gut wie die schlechteste Zelle. Tesvolt hat eine Software entwickelt, die jede Zelle einzeln ansteuert und lädt, sodass die Batterie insgesamt effizienter ist. Inzwischen bietet das Unternehmen auch Energiemanagement an. „Jeder Hersteller denkt nur in seiner eigenen Sphäre“, sagt Schandert. „Wir vernetzen jetzt alle.“ Die Tesvolt-Software kann alle Erzeuger und Verbraucher an einem Unternehmensstandort erfassen – Solarzellen, kleine Windturbinen auf dem Dach, Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke, Pkw-Ladesäulen. „Die Software ermittelt Daten und analysiert, lernt so den Verbrauch des Standortes“, sagt Schandert. „Verknüpft mit Wetterdaten lässt sich auch die Erzeugung vorhersagen, sodass die Gesamtanlage optimiert werden kann.“ Allein durch Energiemanagement spare man noch einmal fünf bis zehn Prozent, sagt Hannemann. Abgesehen davon, dass sich jemand mit eigener Solaranlage und Speichern keine Gedanken mehr über Stromkosten machen muss und unabhängig von politischen Krisen ist.

„Bei gewerblich-industriellen Speichern sind wir Marktführer in Deutschland“, sagt Hannemann. Schandert ergänzt: „Und wir treiben jetzt die Internationalisierung weiter voran.“ Auch wenn Tesvolt-Anlagen bereits in Australien, Neuseeland, Patagonien, Ruanda und in der Privatvilla eines Apple-Managers stehen, setzen die Gründer zunächst primär auf Europa. Um genug liefern zu können, planen die Unternehmer ein neues Werk neben dem bestehenden in Lutherstadt Wittenberg – das größte für Gewerbebatterien in Europa. Der Baustart ist für Mai vorgesehen. „Das Werk wird wie das erste komplett CO2-neutrale“, sagt Schandert, „und hochautomatisiert, sodass besonders asiatische Marktteilnehmer nicht günstiger fertigen können.“

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