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Immer einen Schritt voraus bleiben

Giesecke+Devrient druckt Geld, erstellt ­Ausweise und arbeitet an einer Verschlüsselung, die auch Quantencomputer nicht knacken können.

Giesecke+Devrient
Sicheres Geld: Giesecke+Devrient druckt Euro-­Scheine und arbeiten daran, dass Fälscher keine Chance haben. Bild: picture alliance / dpa | Daniel Kalker

Es gibt wenige Unternehmen, die von sich behaupten können, dass alle von ihren Produkten nicht genug bekommen können. Manche sind sogar essenziell, um als Mensch alle Rechte einer Gesellschaft nutzen und sich frei bewegen zu können. So haben die meisten immer einen Ausweis und ein paar Euro-Scheine dabei. Doch den Hersteller kennen nur die wenigsten: Gieseke+Devrient mit Sitz in München. Dabei beliefert das Familienunternehmen bereits seit 1852 viele Staaten mit Banknoten und Ausweisen, die immer ausgefeilter werden, um den Fälschern der Welt möglichst keine Chance zu geben.

Begonnen haben Herrmann Gieseke und Alphonse Devrient in Leipzig mit einem „Typographischen Kunst-Institut“. Bis zur deutschen Reichsgründung 1871 ließen acht deutsch Fürstentümer ihre „Staatspapiergelder“ und 19 private Notenbanken ihre Banknoten dort drucken. Die ersten Auslandsaufträge kamen 1865 aus der Schweiz. Um die Jahrhundertwende druckte G+D Geld und Briefmarken für Thailand und Kunden aus Südamerika. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte G+D die Geschäfte von München aus unter der Führung von Siegfried Otto fort. Dessen Tochter Verena von Mitschke-Collande hält heute alle Anteile. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 12.600 Mitarbeiter und beliefert 150 Notenbanken.

Wer solch begehrte Erzeugnisse wie Geld und Ausweise produziert, muss sich ständig weiterentwickeln, um immer einen Schritt voraus zu bleiben. Denn Fälscher sind aktiv, seit es Bargeld gibt. So haben die Münchener schon 1975 die ersten von Maschinen lesbaren Banknoten hergestellt. Für die Europäische Zentralbank (EZB) entwickelt das Unternehmen – übrigens auch größter Euro-Drucker – dauernd neue Merkmale für Banknoten.

G+D ist 2001 in das Geschäft mit Informations- und Netzwerksicherheit und später in die IT-Sicherheit eingestiegen. Zum Angebot gehören Lösungen für sichere unternehmensweite Kommunikation. CEO Ralf Wintergerst nennt da beispielsweise Banken, Autokonzerne und sogar IT-Riesen wie Apple, Google oder Samsung. Auch Regierungen und ihre Zentralbanken gehören zur Kundschaft. So kommt von G+D beispielsweise die Verschlüsselungstechnik im Kanzleramt und für den Datenverkehr mit den deutschen Botschaften. „Die Absicherung des Handys von Frau Merkel war nicht unser Produkt“, sagt Wintergerst gern. Das hatte die amerikanische NSA gehackt.

Digitale Produkte rund ums Bezahlen, um Konnektivität, Identitäten und Infrastruktur sind inzwischen die Treiber bei G+D. Während sie vor fünf Jahren noch ein Zehntel zur Gesamtleistung beisteuerten, war es 2022 schon rund ein Viertel. G+D hat im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen sogenannter eSIMs über hauseigene Systeme aktiviert – damit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben Marktführer weltweit. Großes Potenzial sieht man auch bei digitalen Zentralbankwährungen. G+D arbeitet mit mehreren Zentralbanken weltweit an Pilotprojekten.

Immer einen Schritt voraus zu bleiben, bedeutet für die Münchener auch, dass sie sich schon früh mit Technologien beschäftigen müssen, die heute noch am Anfang stehen. So hat G+D bereits den Wettlauf mit den Quantencomputern aufgenommen, die einmal in der Lage sein sollen, heutige komplexe Algorithmen schnell zu knacken. „Darum beschäftigen wir uns schon jetzt damit, wie man die Kryptografie für Quantencomputer bauen kann“, sagt Wintergerst. Er setzt so eine Hauptaufgabe um, die ihm Eignerin von Mitschke-Collande gesetzt hat: G+D „enkelfähig“ zu machen.

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