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Endspurt beim Mittelstandpreis der Medien 2024

Am Donnerstag, den 31.10.2024, wird der Mittelstandspreis der Medien in Frankfurt am Main an drei große Unternehmen verliehen. Wir stellen die Nominierten vor.

German Mittelstand: Titanen, Transformatoren und Pioniere 2024

Wohlstand hängt von Wirtschaft ab. Und die treibt in Deutschland vor allem der Mittelstand an. Da sind alteingesessene Unternehmen mit Traditionsbewusstsein, Firmen, die sich stark gewandelt haben und Neulinge, die das Zeug haben, die Großen der Zukunft zu werden. Und unter den vielen Mittelständlern ragen einige heraus, die als Vorbilder taugen und die wir auszeichnen wollen. So ging im vergangenen Jahr ein Preis an die Optiker von Carl Zeiss, die unter anderem mit einem Spezialbelichter ultrafeine Halbleiter erst möglich machen.

Auch in diesem Jahr haben wir uns an der gängigen Definition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn orientiert. Hier ist vor allem entscheidend, dass die Besitzerfamilie wirtschaftlich unabhängig handeln kann. Zudem sollte sich das Unternehmen selbst dem Mittelstand angehörig fühlen. In die Bewertung flossen die unternehmerische Leistung, aber auch Innovationskraft und Nachhaltigkeit ein. Zudem ordnen wir die Daten qualitativ ein – mit viel Empathie für die Macher und Macherinnen.

Herausgekommen ist eine Shortlist, aus der eine fachkundige Jury drei Kandidaten in den Kategorien nominiert, die für uns die ganze Bandbreite des Mittelstands optimal abdecken:

 

Mittelstandpreis der Medien - Kategorien und Zielrichtung

  • Titanen – es gab sie schon immer und wird sie ewig geben. Bei Markt und Mittelstand können nur Unternehmen zum „Titan“ werden, deren Gründung mindestens 100 Jahre zurückliegt. Zudem muss das Geschäftsmodell nachhaltig erfolgreich und zukunftsfähig sein.
  • Transformatoren – sie haben sich radikal ­ ­verändert, ohne ihre DNA aufzugeben. „Transformatoren“ zeichnet aus, dass sie aus sich heraus ihr Geschäftsmodell stark verändert, implementiert und am Markt damit Erfolg haben.
  • Pioniere – sie haben etwas völlig Neues gewagt und alles gewonnen. „Pioniere“ mussten Redaktion und Jury mit einer wirksamen Idee und zugleich einem nachhaltig erfolgreichen Geschäftsmodell überzeugen. Sie haben bereits ein reifes Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt gebracht, einen Kundenstamm aufgebaut und sind den ersten Wachstumsschmerzen entwachsen. Die Unternehmen sollten also über den Start-up-Status hinaus sein, müssen aber noch keinen Milliarden­umsatz ­vorzeigen.

 

Die Nominierten: Titanen 2024

Freudenberg Group / Die Vielseitigen

Sehr vielen Deutschen wird der Name Freudenberg nichts sagen. Dabei ist der Familienkonzern aus dem baden-württembergischen Weinheim eine Stütze der deutschen Industrie. Freudenberg beliefert die Autoindustrie, den Maschinenbau, die Öl- und Gasindustrie. Das Familienunternehmen stellt Dichtungen her, Filter, Medizinprodukte wie antibiotikaversetzte Vliese oder Mikrokomponenten für Kathetersysteme, Trennstoffe für Gummibärchen, ist Spezialchemieanbieter, Experte für Schwingungstechnik in Fahrzeugen und E-Power der Brennstoffzelle. Ein klassischer Mischkonzern, der kauft und verkauft, dessen einzelne Sparten sich immer wieder neu erfinden und erweitern. Rund 52.000 Beschäftigte setzten zuletzt in 60 Ländern rund zwölf Milliarden Euro um. Begonnen hat alles 1849, als Carl Johann Freudenberg eine Gerberei in Weinheim übernahm. Von der Ledersparte hat sich das Unternehmen zur Jahrtausendwende getrennt. Im einzigen, was Freudenberg an Endkunden verkauft, erinnert noch etwas an die Anfänge des Unternehmens: Vileda. Mit den Reinigungsprodukten „Wie Leder“ startete der Konzern nach dem Zweiten Weltkrieg wieder durch.
 
Heraeus / Die Edlen

Alles beginnt 1660 mit Isaac Heraeus und einer Apotheke in Hanau. Mit Edelmetallen, dem heutigen Kerngeschäft der Heraeus-Gruppe heute, hat er noch nicht zu tun, für die interessiert sich Sohn Franz. Enkel Wilhelm-Carl gelingt es dann um 1850, Platin in größeren Mengen hochrein zu verarbeiten. Aus dem Labor in der Apotheke entsteht die Erste Deutsche Platinschmelze W. C. Heraeus. Über die Jahre meldet das Unternehmen zahlreiche Patente an, entwickelt ein Verfahren, mit dem Bergkristall zu Quarzglas verarbeitet werden kann, und das Schmelzen von Metallen unter Vakuum. Den meisten Deutschen dürfte Heraeus vielleicht als Prägung von kleinen Goldbarren bekannt sein, die mancher als Geldanlage gekauft hat. Doch der Familienkonzern bietet mehr: Sensoren des Unternehmens, die Abgasreinigungsanlagen von Autos oder überwachen die Stator-Temperatur von Windkraftanlagen. Metallkeramische Substrate sind wichtige Bestandteile der Leistungselektronik eines Elektroantriebs. Der Konzern fertigt auch Elektrolyseure auf Iridiumbasis. Mit 16.400 Mitarbeitern setzen die Hanauer 2023 weltweit 25,6 Milliarden Euro um.
 
Kirchhoff-Gruppe / Die Spezialfahrzeugexperten

Auch die Kirchhoff-Gruppe ist eines dieser großen Familienunternehmen, das kaum jemand kennt, ohne die es aber nicht geht. Beim Müll zum Beispiel. Zur Gruppe gehört Faun, die Müllfahrzeuge und Kehrmaschinen bauen. Das Unternehmen brachte zuletzt den ersten Mülllaster mit Brennstoffzelle auf den Markt, im Einsatz unter anderem auf Berlins Straßen. Faun gehört zur Kirchhoff-Sparte Ecotec, in der alles rund um Umwelt- und Entsorgungslogistik gebündelt ist. Aus der Automotive-Sparte beliefert der Konzern die Autoindustrie mit komplexen Metallstrukturen für den Karrosseriebau – leicht und crashsicher. Die Teile bestehen aus Stahl-Aluminium oder Metall-Kunststoff. Kirchhoff liefert weltweit. Die Gruppe rüstet außerdem Fahrzeuge für Menschen um, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Und es gibt eine Sparte, die Schraubwerkzeuge herstellt. Das Unternehmen, in vierter Generation in Familienhand, geht zurück auf die Firma Stephan Witte, die 1785 in Iserlohn gegründet wurde und Nähnadeln herstellte. 2023 setzte die Gruppe 3,0 Milliarden Euro um und beschäftigte mehr als 13.000 Mitarbeiter weltweit.

Die Nominierten: Transformatoren 2024

Brose / Die Beweglichen

Brose gehört zu diesen deutschen Firmen, ohne die in einer Branche wenig geht. In diesem Fall die Autoindustrie. In jedem zweiten Neuwagen weltweit ist mindestens ein Produkt des Familienunternehmens eingebaut, wie es selbstbewusst heißt. Der Konzern stellt mechatronische Systeme unter anderem für Sitze, Türen und die Karosserie her. Auch Kältemittelverdichter für E-Autos fertigen sie. Zuletzt konzentrierte sich das Unternehmen aus dem bayerischen Coburg auf intelligente Systeme – mechatronische Bauteile mit Sensoren und Software. In Autos und Motorrädern sind sie unter anderem für mehr Sicherheit gefragt, unabhängig davon, wie die Fahrzeuge angetrieben werden. Der Zulieferer Brose wandelt sich – wieder einmal. Der Konzern soll dabei auch schlanker werden. Gründer Max Brose startete 1908 mit einem Autoteilehandel in Berlin, 1919 dann begann Max Brose & Co in Coburg Metallteile zu produzieren. Heute ist das Unternehmen immer noch in Familienhand, gesteuert von Michael Stoschek, dem Enkel des Gründers. Zuletzt setzte es mit rund 69.000 Beschäftigten weltweit rund acht Milliarden Euro um. << art
 
Celonis / Die Optimierer

Wohl kaum ein deutsches Unternehmen hat die Unternehmensbranche in den vergangenen Jahren so nachhaltig verändert wie Celonis. Die Münchener haben eine Software entwickelt, die Prozesse automatisch anhand von Daten erfasst und digital abbildet. So lassen sich Ineffizienzen finden, etwa Prozesse, die noch von Hand laufen, aber automatisiert werden könnten. Die Software analysiert also das Unternehmen, deckt Schwachstellen auf und hilft, zu optimieren – und damit Geld zu sparen oder mehr zu verdienen. Gegründet wurde Celonis bereits 2011 von drei Studenten der Technischen Universität München, seither setzen immer mehr Unternehmen auf die Software. Zu den Kunden zählen Airbus, Bayer, Dell, Johnson & Johnson, L’Oréal, Mars, Siemens, Uber, Vodafone. Insgesamt sind es mehr als 1350. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, was sich im Wert der Firma zeigt: 13 Milliarden Dollar (rund zwölf Milliarden Euro) sind es nach mehreren Finanzierungsrunden. Damit sind die Münchener, die inzwischen mehr als 3000 Mitarbeiter beschäftigen, das teuerste, nicht börsennotierte Unternehmen in Deutschland. << art
 
Knorr-Bremse / Die Fahrhelfer

Im Namen ist schon alles enthalten, was den Konzern ausmacht: Knorr-Bremse aus München beschäftigt sich mit Bremsen, die weltweit Fahrzeuge zum Stehen bringen. Eine Konzernsparte beliefert die Eisenbahnindustrie, wobei das Angebot weit über Bremssysteme hinausgeht. Im Angebot sind auch intelligente Einstiegssysteme, Klimaanlagen, Leittechnik, Steuerungskomponenten und Bahnsteigtüren. Die andere Sparte bremst Lkw, Busse, Anhänger und Landmaschinen. Auch hier liefert der Konzern mehr als Bremsen: elektronische Steuerung, Fahrerassistenzsysteme und Teile der Antriebsstränge. Alles begann vor mehr als 100 Jahren in Berlin. 1905 startete Georg Knorr mit Druckluftbremsen für Züge. 1985 übernahm dann Heinz Herrmann Thiele den Konzern. Der energische und streitbare Unternehmer konzentrierte das Geschäft auf Züge und Nutzfahrzeuge und baute Knorr-Bremse durch zahlreiche Übernahmen kräftig aus. Zuletzt lieferten 32.630 Mitarbeiter gut 7,93 Milliarden Euro Umsatz, der seit 2020 kontinuierlich steigt. Vor sechs Jahren ging das Unternehmen an die Börse, ist aber immer noch mehrheitlich im Besitz der Familie Thiele. << art
 

 

Die Nominierten: Pioniere 2024

Doinstruct / Die Erklärer

Firmen, die ihre Beschäftigten schulen, bleiben auf der Höhe der Zeit. Für die, die an Bildschirmen arbeiten, gibt es reichlich Angebote. Doch was ist mit jenen 90 Prozent der Beschäftigten, die nicht an einem Computer arbeiten? Und die womöglich unterschiedliche Muttersprachen haben, unterschiedliche Motivation und Bildung? Die Powerpoint-Präsentation hilft da meist nicht. Das muss anders gehen, sagte sich Charlotte Rothert, die als Agrarwissenschaftlerin Milchkuhbetriebe restrukturiert hat und das Problem dabei erkannte. Gemeinsam mit zwei anderen gründete sie 2021 Doinstruct in Osnabrück. Das Unternehmen bietet die erste standardisierte Software für Schulungen an, mit Videos und in 20 Sprachen. Beim Übersetzen hilft künstliche Intelligenz. Die Software läuft auf dem Smartphone, deckt zurzeit Themen wie Hygiene, Arbeitssicherheit, Brandschutz, Compliance, Datenschutz, Erste Hilfe, Hygiene und Ähnliches ab. Zu haben ist die Lösung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Italien und Ungarn. Doch das Schulungsproblem ist nicht auf diese Länder beschränkt, der Markt entsprechend groß.
 
Micropsi Industries / Die Cobottrainer

Warum setzen Unternehmen für bestimmte Arbeiten keine Roboter ein? Das fragten sich die Gründer von Micropsi Industries. Und machten sich daran, die Robotersteuerung mittels künstlicher Intelligenz zu revolutionieren. Die Berliner entwickelten ein System, bei dem sich der Roboter selbst zusieht, was er tut. Die KI-Steuerung hilft dann, zum Beispiel aus unübersichtlichen Mengen gezielt die richtigen Teile herauszuheben und einzubauen. Bisher galt das als zu kompliziert für Roboter. Das Produkt heißt Mirai und ist für kleinere Roboter, sogenannte Cobots, geeignet, die in immer mehr Betrieben eingesetzt werden. Das Unternehmen startete 2014 in Berlin. Gründer Ronnie Vuine hatte zuvor schon zwei andere Firmen entwickelt. Zu den Kunden von Micropsi Industries zählen Bosch-Siemens Hausgeräte, Siemens Energy und der Zulieferer ZF. Seit 2018 ist das Berliner Unternehmen auch in den USA vertreten. Es beschäftigt mehr als 60 Mitarbeiter. Zahlreiche Risikokapitalgeber stützen die Firma, darunter Ahren Innovation Capital, Amplifier, M Ventures, Merck Ventures, Project A Ventures, Vsquared Ventures.
 
Steinway & Sons / Die Klangspezialisten

Steinway zeigt, dass auch alte Firmen noch zu den Pionieren zählen können, sogar auf ihrem ureigenen Gebiet, in diesem Fall klassische Flügel. Das deutsch-amerikanische Unternehmen hat eine Technik entwickelt, die über Sensoren erfasst, wie ein Flügel gespielt wird – Anschlag, Dynamik, alles. Dieses Profil lässt sich dann über das Internet auf einen ähnlich ausgestatteten klassischen Flügel übertragen. Im Ergebnis könnte zum Beispiel der Starpianist Lang Lang dann zwei Flügel gleichzeitig spielen – persönlich in der Berliner Philharmonie und übertragen im Konzerthaus von Sydney oder im eigenen Wohnzimmer. Das Unternehmen geht auf Heinrich Engelhard Steinweg zurück, der 1825 in Seesen am Harz sein erstes Klavier baute. Später wanderte er wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation in Deutschland über Hamburg nach New York aus, wo er Steinway & Sons 1853 gründete. Europasitz ist Hamburg, gefertigt werden die Flügel und Klaviere in Handarbeit in New York für Amerika und an der Alster für den Rest der Welt. Hier arbeiten rund 500 Spezialisten am Spitzenklang.

 

Warum der Mittelstandpreis der Medien

Der deutsche Mittelstand ist seit jeher das pulsierende Herz der Wirtschaftsnation Deutschland. Als Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs in Europa sind mittelständische Unternehmen nicht nur wichtige Arbeitgeber, sondern auch treibende Kräfte hinter Innovation und technologischer Transformation. Ihre Fähigkeit, sich schnell an veränderte Marktbedingungen anzupassen, ihre enge Kundenbindung und der unermüdliche Einsatz für Qualität machen den Mittelstand zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Wirtschaftsgefüges.

Der „Mittelstandspreis der Medien“ setzt genau hier an und würdigt alljährlich die Unternehmen, die Geschichte schreiben, sich neu erfinden und durch innovative Konzepte und herausragende Leistungen die deutsche Wirtschaft vorantreiben. Verliehen im Rahmen der „Markt und Mittelstand FUTURE DAYS“, stellt die Auszeichnung eine Plattform dar, um die stillen Helden der Wirtschaft ins Rampenlicht zu rücken.

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