Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Rankings >

Wer schnell ist, rechnet im All

OroraTech sieht Waldbrände, bevor sie sich ausbreiten.

Klein, aber oho: Der Prototyp von OroraTechs Waldbrand-Überwachungssatelliten umkreist seit Januar die Erde. Bildquelle OroraTech

Immer wieder verheeren große Waldbrände riesige Flächen – in Kalifornien, Griechenland, Australien. Milliardenteuer. Vieles hätte sich vermeiden lassen, wenn die Brände frühzeitig entdeckt und gelöscht worden wären. Hier setzt OroraTech aus München an. Die Idee: die Erde aus dem All zu beobachten und rechtzeitig Alarm zu geben. Seit Mitte Januar zieht ein erster Beobachtungssatellit dieses Pioniers der Brandbekämpfung um die Erde.

 

Bereits heute liefern Wärmekameras in Satelliten Bilder von Bränden. „Die Bilder kommen zwei Stunden nach der Aufnahme auf der Erde an, müssen dann noch analysiert werden“, sagt Thomas Grübler, CEO und Mitgründer von OroraTech. Und es gibt Lücken von sechs Stunden, in denen überhaupt nichts gesendet wird, sich ein Feuer aber rasend ausbreiten kann. Hier setzen die Münchener an.

 

OroraTech hat eine besondere, hochauflösende Wärmebildkamera entwickelt und stattet den Satelliten mit einem eigenen Rechner aus, auf dem die Daten der Wärmebildkamera bereits ausgewertet werden können. Zur Erde gelangen binnen Minuten aussagekräftige Informationen. Und: Die Satelliten von OroraTech scannen die Erde in einem 420 Kilometer breiten Korridor und erstellen alle 30 Minuten ein Bild. „Um schnell zu sein, muss man im All rechnen“, sagt Grübler.

 

Möglich wird das dank kleiner standardisierter Satelliten, die sich in großen Mengen herstellen lassen. Wegen der industriellen Produktion sinken die Kosten. OroraTech hat für den Prototyp ihres Scansatelliten ein Standardgerät der luxemburgischen Firma Spire verwendet. Die Box ist etwa so groß wie ein Schuhkarton. Im All faltet sie zwei Solarpanels aus. Im Innern sind zwei Wärmebildkameras und der Rechner für die Software verbaut.

 

Der erste Satellit ist noch als Beiladung mit einer Falcon-9-Rakete des US-Unternehmens Space X von Cape Canaveral in Florida gestartet. Ein Teil der nächsten Satelliten wird von Raketen der Münchener Firma Isar Aerospace ins All befördert. Das Unternehmen entwickelt gerade eine Rakete, die deutlich kleiner ist als herkömmliche und sich ebenfalls in Massen fertigen lässt. „Bei Space X fliegt man mit, bei Isar Aerospace können wir uns den Orbit aussuchen“, sagt Grübler. Die Satelliten werden leicht versetzt in etwa 500 Kilometern Höhe um die Erde fliegen und sollen sie mit ihren Kameras komplett abdecken. 2023 will OroraTech acht Satelliten installieren, 2026 sollen es dann 100 sein – die Endgröße der Konstellation, wie solche Satellitenschwärme heißen.

 

Grübler, Elektrotechniker, hat OroraTech 2018 gemeinsam mit Rupert Amann, Florian Mauracher und Björn Stoffers aus der Technischen Universität München heraus gegründet. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 65 Mitarbeiter und wächst. Auch erste Kunden auf der ganzen Welt gebe es bereits, sagt Grübler. Denn die Münchener analysieren mit ihrer Software die Daten von bestehenden Satelliten, die die Erde beobachten. Derzeit überwacht das Unternehmen 160 Millionen Hektar Wald. Kunden sind zum Beispiel die Ranger des Niassa Nationalparks im Norden von Mosambik. Sie patrouillieren zwar und fliegen über den Park, der ist aber mit rund 42.000 Quadratkilometern so groß wie die Niederlande. OroraTech kann Feuer auch in entlegenen Gebieten entdecken – und die Brände können gelöscht werden, bevor sie außer Kontrolle geraten.

 

Die Einnahmen aus dem Geschäft reichen allerdings bei Weitem nicht, um Bau und Start der Satelliten zu finanzieren. 2021 sammelte OroraTech deshalb 5,8 Millionen Euro von Finanzinvestoren und dem Investmentfonds des Landes Bayern ein. Auch die Europäische Kommission, die Bundesregierung und die europäische Raumfahrtbehörde ESA unterstützen die Münchener, die unter den schnell wachsenden New-Space-Firmen in Deutschland weit vorn dabei sind.