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Studien & Forschung > Forschung & Innovation: Fördergelder

AIF fordert 1 Mrd. Euro für Industrieforschung – Innovationsschub für den Mittelstand

Gemeinschaftsforschung statt Bürokratie: AIF will Förderprogramme stärken und kritisiert neue DATI-Agentur als Innovationsbremse.

Industrieforschung
Die industrielle Gemeinschaftsforschung ist ein entscheidender Treiber für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität in Deutschland. (Foto: shutterstock)

Recyceltes Silizium aus Solarplatten, Autoarmaturen aus Zellulose, infrarot-reflektierende Möbel zur Energieeinsparung - diese Innovationen entstammen der Gemeinschaftsforschung deutscher Unternehmen, Forschungsinstitute und Hochschulen unter dem Dach der AIF - Allianz für Industrie und Forschung e.V. Angesichts stagnierender Innovationsleistungen in der Wirtschaft fordert die AIF nun eine Milliarde Euro für die Industrieforschung, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Milliarde für Forschungsförderung gefordert

Dr. Matthias Heider, Geschäftsführer der AIF, betont die Dringlichkeit verbesserter Rahmenbedingungen für Innovationen in Deutschland. Die AIF schlägt konkret vor, 600 Millionen Euro für das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), 300 Millionen Euro für die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) und 100 Millionen Euro für INNO-KOM bereitzustellen. Diese Investition soll als Hebel für neues Wachstum und technologische Souveränität dienen.

Die industriegetragenen Forschungsvereinigungen der AIF koordinieren praxisorientierte Forschung, deren Ergebnisse zeitnah in der Wirtschaft umgesetzt werden können. Heider argumentiert, dass die angewandte Industrieforschung, die aus direkten Unternehmensbedarfen entwickelt wird, über die Gemeinschaftsforschung schnell und unkompliziert realisiert werden kann. Dies könne neue Arbeitsplätze generieren und zu gesteigerten Steuereinnahmen führen.

Optimierung bestehender Förderprogramme

Die AIF plädiert für eine Verzahnung der Förderprogramme IGF und ZIM, um Synergien zwischen vorwettbewerblicher Forschung und marktorientierter Entwicklung zu optimieren. Ein konkreter Vorschlag ist die Einführung von Fast-Track-Verfahren für IGF-Projekte, die es kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Forschungseinrichtungen ermöglichen würden, zeitnah eine ZIM-Förderung zur Weiterentwicklung zu beantragen.

Zudem spricht sich die AIF dafür aus, dass ZIM, IGF und INNO-KOM weiterhin im Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt bleiben. Die Allianz begrüßt Pläne zum Ausbau des Wissenstransfers und zum Bürokratieabbau innerhalb der Förderprogramme. Bisher binden aufwendige Datenerhebungen und umfangreiche Dokumentationen Personal- und Zeitressourcen, die der eigentlichen Forschung und dem Transfer entzogen werden.

Kritik an geplanter DATI-Gründung

Deutliche Kritik äußert die AIF an der geplanten Gründung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI). Heider warnt vor der Entstehung von Doppelstrukturen, die bestehende und etablierte Förderprogramme sowie funktionierende Netzwerke schwächen könnten. Der DATI-Ansatz, den Innovationsprozess primär über wissenschaftliche Einrichtungen zu fördern, vernachlässige die Bedarfe der Wirtschaft, die für die praktische Verwertung von Forschungsergebnissen essenziell seien.

Flexibilisierung des Besserstellungsverbots

Die AIF unterstützt das Vorhaben, das Besserstellungsverbot für gemeinnützige Forschungseinrichtungen zu flexibilisieren. Dies würde es den Einrichtungen ermöglichen, Gehälter und Zusatzleistungen frei zu gestalten und über den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) hinausgehende Kosten aus Eigenmitteln zu finanzieren. Dadurch könnten sie im Wettbewerb um Fachkräfte, insbesondere gegenüber institutionell geförderten außeruniversitären Forschungseinrichtungen, konkurrenzfähiger werden.

Ausweitung der steuerlichen Forschungszulage

Die AIF begrüßt die im Wachstumschancengesetz von 2024 beschlossene Ausweitung der steuerlichen Forschungszulage. Die Erhöhung der förderfähigen Aufwendungen von vier auf zehn Millionen Euro und der Förderquote bei KMU von 25 auf 35 Prozent der Bemessungsgrundlage wird als wichtiger Beitrag zur Steigerung der Innovationskraft der Wirtschaft gesehen. Diese Maßnahme motiviere Unternehmen, verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Fazit

Die AIF setzt sich mit ihren Forderungen und Vorschlägen für eine Stärkung der Industrieforschung in Deutschland ein. Die geforderte Milliarde Euro für Förderprogramme, die Optimierung bestehender Strukturen und die Kritik an neuen Agenturen wie DATI zeigen das Spannungsfeld zwischen etablierten und neuen Förderansätzen auf. Für die Zukunft wird entscheidend sein, wie effektiv die Forschungsförderung gestaltet werden kann, um Deutschlands Position im internationalen Innovationswettbewerb zu sichern und zu verbessern. Die Umsetzung der AIF-Vorschläge könnte dabei einen wesentlichen Beitrag leisten, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden.

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