Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Studien & Forschung > Immobilien

Baubranche vor Trendwende: Lichtblick nach Jahren der Krise

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert für 2026 ein Wachstum in der Baubranche, doch der Wohnungsmangel bleibt akut.

Die BAU 2025, die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, präsentiert vom 13. bis 17. Januar 2025 in München die neuesten Entwicklungen und Technologien der Baubranche. (Foto: shutterstock)

Die deutsche Baubranche, seit Jahren im Krisenmodus, steht möglicherweise vor einer überraschenden Wende. Während Unternehmen und Investoren noch mit den Folgen steigender Zinsen und explodierender Materialkosten kämpfen, prognostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Trendwende.

Rückblick: Eine Branche in der Krise

Die Baubranche durchlebt turbulente Zeiten. Seit 2021 verzeichnet das Baugewerbe einen kontinuierlichen Rückgang des Bauvolumens. Steigende Zinsen haben Baufinanzierungen verteuert, während gleichzeitig die Materialkosten in die Höhe schossen. Diese toxische Mischung führte dazu, dass viele Haushalte ihre Baupläne auf Eis legten oder gänzlich verwarfen. Die Folgen sind gravierend: 2024 erlebte Deutschland einn  Rückgang des preisbereinigten Bauvolumens um fast vier Prozent.

Lichtblick am Horizont: Die prognostizierte Trendwende

Doch nun gibt es Grund zur Hoffnung. Das DIW sagt für 2026 eine Trendwende voraus: Nach fünf Jahren des Rückgangs soll das preisbereinigte Bauvolumen um zwei Prozent wachsen. Als Gründe für die erwartete Trendwende werden genannt:

1. Zinsstabilisierung: Die Experten gehen von einer Stabilisierung des Zinsniveaus aus, was Baufinanzierungen wieder attraktiver machen könnte.

2. Konjunkturelle Erholung: Mit einer erwarteten Wiederbelebung der Konjunktur könnte die Investitionsbereitschaft steigen.

3. Aufgestaute Nachfrage: Viele aufgeschobene Bauprojekte könnten ab 2026 realisiert werden, was zu einem Nachholeffekt führt.

4. Infrastrukturinvestitionen: Große Infrastrukturmaßnahmen, insbesondere im Tiefbau, stützen das Bauvolumen trotz der allgemeinen Krise.

5. Politische Maßnahmen: Steuererleichterungen im Wohnungsneubau und Ansätze zur Beschleunigung von Bauverfahren zeigen erste positive Wirkungen.

Trotz der positiven Prognose für 2026 bleibt die Lage am Wohnungsmarkt angespannt. Selbst mit dem prognostizierten Wachstum wird das Bauvolumen 2026 immer noch gut sieben Prozent unter dem Spitzenwert von 2021 liegen. Im Wohnungsbau ist die Situation noch dramatischer: Hier wird ein Rückstand von etwa 25 Prozent erwartet. Der Baugewerbeverband ZDB rechnet aktuell mit nur 250.000 bis 255.000 Fertigstellungen – weit entfernt von den 400.000 jährlich neuen Wohnungen, die die Bundesregierung anvisiert hatte. Die Konsequenz: Der Wohnraum bleibt knapp, insbesondere in den Großstädten, und die Mieten dürften weiter steigen.

Innovationen und Trends für die Zukunft der Baubranche

Die BAU 2025, die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, präsentiert vom 13. bis 17. Januar 2025 in München die neuesten Entwicklungen und Technologien der Baubranche. Mit mehr als 2.000 Ausstellern aus über 45 Ländern liegt der Fokus auf nachhaltigen, digitalen und ressourcenschonenden Lösungen. Fünf wegweisende Trends zeigen, warum ein Besuch auf der Messe unverzichtbar ist.

1. Nachhaltige Baustoffe und Ressourcenschonung
Neue Materialien wie recycelte Baustoffe, „grüner Beton“ und thermoaktive Oberflächen revolutionieren die Baubranche. Leichte Aerogele und Nanomaterialien verbessern Isolierung und Haltbarkeit, während PV- und Solarziegel Gebäude energieeffizient machen. Diese Innovationen tragen erheblich zur CO2-Reduktion und Umweltfreundlichkeit bei.

2. Energieeffiziente Fassaden- und Modulbausysteme
Fassaden mit integrierten PV-Modulen und modulare Bausysteme setzen neue Maßstäbe in puncto Energieeffizienz und Design. Durch recycelbare Materialien und reversible Verbindungstechniken wird nicht nur die Umweltbelastung reduziert, sondern auch die Lebensdauer von Gebäuden verlängert.

3. Smarte Technik und Gebäudeautomation
In den Bereichen PV-Systeme, Heiz- und Klimatechnik sowie intelligente Steuerungen zeigt die BAU 2025, wie Gebäude smarter und nachhaltiger werden. Energieoptimierende Systeme erhöhen den Wohnkomfort, reduzieren Ressourcenverbrauch und steigern die Wirtschaftlichkeit moderner Bauten.

4. Sicherheit und Stabilität im Bauwesen
Neue Schloss- und Zutrittssysteme, Einbruchschutz sowie tragende Konstruktionen aus Stahl und Holz verbinden Stabilität mit Nachhaltigkeit. Hinzu kommen intelligente Smart-Home-Lösungen und fortschrittliche Wärmedämmung, die Funktionalität und Ästhetik vereinen.

5. Digitalisierung und Transformation für Handwerker
Digitale Werkzeuge, Maschinen und Softwarelösungen optimieren Arbeitsprozesse und steigern die Qualität der handwerklichen Arbeit. Auf der Messe können Handwerker Live-Demonstrationen erleben, Förderprogramme kennenlernen und erfahren, wie moderne Technologien ihre Betriebe zukunftsfähig machen.

Politische Maßnahmen: Wirkung und Grenzen

Die Politik hat die Problematik erkannt und verschiedene Maßnahmen ergriffen. Steuererleichterungen für Wohnungsbauinvestitionen und Bestrebungen zur Beschleunigung von Bauverfahren zeigen erste positive Effekte. Doch reicht das aus? DIW-Forscher Gornig ist skeptisch: "So richtig diese Maßnahmen sind, so wenig helfen sie aber, die akute Wohnungsbaukrise zu bewältigen", betont er.

Das Institut plädiert daher für ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau. Konkret schlagen die Forscher vor, gezielt Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten mit mehr Bundesmitteln zu unterstützen. Zudem fordern sie einen rechtlichen Rahmen auf Bundesebene, der eine beschleunigte Umsetzung ermöglicht.

Ähnliche Artikel