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Ratgeber > Betriebsrente: Vorteile

Mitarbeiterbindung hoch drei: Die Betriebsrente als Joker für Ihr Unternehmen

Betriebsrente als Gamechanger? Attraktive Vorteile, zufriedene Mitarbeiter und gesteigerte Konkurrenzfähigkeit.

Entspanntes Senioren-Paar mit Champagner auf einem Seglboot
Alles richtig gemacht: Mancher kann sich dank ­betrieblicher Altersvorsorge im Ruhestand einiges gönnen. (Foto: Shutterstock, Kostiantyn Voitenko)

Die Betriebsrente ist sicher einer der bedeutendsten Faktoren für die Attraktivität von Arbeitgebern. Mehr als 21 Millionen Deutsche sorgten 2021 über ihr Unternehmen fürs Alter vor, wie das Bundesarbeitsministerium ermittelt hat. Dabei wird ein Teil des Bruttoentgeltes in die betriebliche Altersvorsorge gesteckt.

Es gibt verschiedene Formen, und Unternehmen, die sich nicht um die Betriebsrente kümmern wollen, finden zahlreiche Dienstleister, die sie ihnen abnehmen. Die betriebliche Altersvorsorge ist neben der staatlichen gesetzlichen Rente und privater Vorsorge, um die sich jeder und jede selbst kümmern muss, die dritte Möglichkeit, sich fürs Alter finanziell abzusichern.

Der Gesetzgeber hat die Betriebsrente über Jahre attraktiver gemacht. Bereits seit 2002 sind Unternehmen verpflichtet, auf Nachfrage eine entsprechende Altersvorsorge zu ermöglichen. Seit 2019 müssen sie auch 15 Prozent Zuschuss zahlen, für ältere Verträge seit 2022. Es gibt Vorteile bei Steuern und Abgaben. Im Todesfall können Kinder in Ausbildung oder Partner die Betriebsrente bekommen. Und mit Rentenbeginn ausgezahlte Einmalbeträge können regulär vererbt oder verschenkt werden. Zusätzlich gibt es für einige Altersvorsorgemodelle staatliche Riester-Förderung. Und auch die Unternehmen können finanziell profitieren.

Dennoch ist betriebliche Altersvorsorge vor allem bei kleinen Firmen deutlich weniger verbreitet als bei großen. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte ist die Entgeltumwandlungsquote in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern nicht einmal halb so hoch wie in solchen mit 1000 und mehr Beschäftigten.

 

15 % Zuschuss müssen Arbeitgeber für die betriebliche Altersvorsorge bezahlen

Wichtiges Argument im Werben von Fachkräftem

Dabei tun Firmen gut daran, eine Betriebsrente offen anzusprechen. Denn sie ist ein wichtiges Argument im Werben um Fachkräfte – gerade für Mittelständler. In einer Umfrage im Auftrag von Circula unter 1000 Beschäftigten und mehr als 250 Personal- und Finanzverantwortlichen gaben 82 Prozent der Befragten Ende 2023 an, dass solche Benefits heute dazugehören oder immer wichtiger werden. Dabei rangiert die Altersvorsorge auf Platz drei der Beliebtheitsskala hinter Mobilitätszuschüssen und flexiblen Arbeitszeitmodellen.

Voit Automotive aus dem saarländischen St. Ingbert wirbt mit seinem betrieblichen Altersvorsorgemodell „Voit Zukunftsvorsorge“ nicht erst im Einstellungsgespräch, sondern gleich auf der Karriereseite der Homepage. „Wir heben uns damit durchaus von den anderen Unternehmen in der Region ab“, sagt Personalleiter Alexander Wörner. Voit-Finanzchef Hendrik Otterbach hofft, mit dem Altersvorsorgeangebot nicht nur begehrte Fachkräfte anzuziehen, sondern darüber hinaus auch bankenunabhängiger zu werden. Das erlaubt der spezielle Zuschnitt der betriebseigenen Vorsorgelösung. Sie funktioniert wie ein Sparbuch.
Per Gehaltsumwandlung zahlt der Arbeitgeber für den Mitarbeiter in einen Sparplan ein. Das Versprechen ist simpel: „Vier Prozent Verzinsung bis zum Rentenbeginn“, sagt Joachim Bangert, einer von drei Gründern und geschäftsführender Gesellschafter bei Auxilion im hessischen Heppenheim, über die auch Voit seine betriebliche Altersvorsorge anbietet.

Die Kosten für Insolvenzsicherung und Honorar trägt der Arbeitgeber, während die Beiträge der Mitarbeiter voll ins später abrufbare Guthaben fließen. Einzahlen können alle von der Auszubildenden bis zum Geschäftsführer flexibel in der von ihnen gewünschten Höhe. Möglich ist auch, einmalig Geld hineinzustecken. Wie hoch ihr Guthaben und die Verzinsung sind, können sie über das Mitarbeiterportal jederzeit auf dem Smartphone einsehen.

 

Im Insolvenzfall durch den Pensionssicherungsverein abgesichert

Das eingezahlte Geld bleibt im Unternehmen und sichert diesem stetig frische Liquidität. „Die Mitarbeiter stunden also bei unserem Modell Lohn gegen Zins“, erklärt Bangert. Der angesparte Betrag wird den Beschäftigten frühestens mit 63 Jahren ausgezahlt. „Wenn das Geld zu Rentenbeginn zugeflossen ist, dann kann es natürlich auch ganz regulär vererbt werden“, hebt Bangert hervor. Und dank der Fünftelregelung kann es außerdem ähnlich wie eine Abfindung steuersparend über fünf Jahre hinweg versteuert werden.

Das Instrument ist nicht nur einfach, sondern dank einer den gesetzlichen Vorgaben angepassten Gestaltung auch im Insolvenzfall durch den Pensionssicherungsverein abgesichert. Mit seinem Sparbuchmodell für die betriebliche Altersvorsorge wendet sich Auxilion gezielt an Mittelständler. „Unsere größten Kunden haben 5000 bis 6000 Mitarbeiter“, sagt Bangert. Entscheidend sei eine gute Finanzplanung. „Und dass nicht alle Mitarbeiter im selben Jahr geboren sind“.

Neben der Darlehenslösung bietet Auxilion auch betriebliche Altersvorsorge per Direktzusage an. Dabei sagt ein Arbeitgeber den Beschäftigten eine Betriebsrente zu, zahlt die Beiträge dafür aus den eigenen Mitteln, sie gehen aus dem Gewinn in Pensionsrückstellungen. Weil der Gewinn dann geringer ausfällt, spart das Unternehmen Steuern. Vor Insolvenz sind die Ansprüche der Mitarbeiter durch den Pensionssicherungsverein geschützt.

Arbeitgeber können die zugesagte Altersvorsorgeleistung auch über Zuwendungen an eine Unterstützungskasse finanzieren. Diese zahlt dann später die Betriebsrente an die ehemaligen Beschäftigten aus.

Für kleinere Betriebe: die Direktversicherung

Beliebt und auch für kleine Betriebe leicht organisierbar, ist der Abschluss einer Direktversicherung. Wie bei der betrieblichen Altersvorsorge üblich, stammen auch die Beiträge hierfür aus dem Gehaltsbrutto. Und wie bei jeder Lebensversicherung erhält der Versicherte die von der Versicherungsgesellschaft garantierte Rente zum Garantiezins plus Überschussbeteiligung.
 

Komfortabel sparen

Arbeitnehmer können Vorsorgebeträge auch in eine Pensionskasse einzahlen – das allerdings ist ein Modell für größere Unternehmen oder im Rahmen tariflich vereinbarter Modelle. Die Pensionskasse verwaltet und mehrt das Vermögen und zahlt dem Mitarbeiter später die Altersrente aus.

Auch in einen Pensionsfonds können ein oder mehrere Arbeitgeber die Altersvorsorgebeiträge ihrer Mitarbeiter einzahlen, ausgegliedert als Sondervermögen. Wie andere institutionelle Investoren auch, investieren Pensionsfonds dann in verschiedene Kapitalmarktprodukte wie Aktien, Unternehmens- und Staatsanleihen, aber auch Derivate, Optionsscheine oder Zertifikate.

„Um das Verlustrisiko für die Beschäftigten zu minimieren, arbeiten wir mit einem Lebenszyklusmodell“, erklärt Torsten Isecke, Leiter Corporate Pensions der Vermögensverwaltungsgesellschaft Amundi. Bis etwa zwölf Jahre vor Renteneintritt werden die Beiträge hauptsächlich in Aktien investiert. „Das Ziel ist Kapitalwachstum“, sagt er. „Im Alter dann, ab etwa zwölf Jahren vor Renteneintritt, würden die Beiträge konservativ investiert, hauptsächlich in Anleihen. Ziel ist dann nur noch moderates Kapitalwachstum und ab Beginn der Rentenphase der Erhalt des Kapitals, ebenfalls hauptsächlich in Anleihen.“ Das Konzept bietet Amundi beispielsweise mit ETFs an. „Das ist einfach zu erklären und viele haben es auch schon privat im Depot“, sagt Isecke.
 

Ausdrücklich für Mittelständler: das Sozialpartnersystem

Neu und auch für Inhaber kleinerer Unternehmen interessant ist das Sozialpartnermodell. Es stellt den Arbeitgeber von den bislang üblichen Haftungsrisiken bei der betrieblichen Altersvorsorge frei. Damit zielt es ausdrücklich auch auf Mittelständler.

Unternehmen haften hierbei nur für die Zahlung der Beiträge – nicht für die später zu zahlende betriebliche Rente. Tarifparteien etwa der Banken sowie Chemiebranche haben hierfür bereits tarifliche Lösungen ausgehandelt, während die Verhandlungen im Metallbereich Ende 2023 gescheitert sind. Den Metallgewerkschaftern fehlte es mit Blick auf das neue, auch als Pay & Forget (Zahlen und Vergessen) bezeichnete Prinzip an Sicherheit.

VOR- UND NACHTEILE DER BETRIEBSRENTENMODELLE


Direktversicherung 

  • Vorteile: flexible Finanzierungsmöglichkeit, Beitragszusagen (mit Mindestleistung) und beitragsbezogene Zusagen, keine Kosten zur Insolvenzsicherung
  • Nachteile: nur Rentenzusagen, Kapitalleistungen nur als Option, Leistungs- und Beitragshöhe begrenzt

Pensionsfonds 

  • Vorteile: flexible Finanzierungsmöglichkeit, Beitragszusagen (mit Mindestleistung)
  • Nachteile: nur Rentenzusagen, Kapitalleistungen nur als Option, Leistungs- und Beitragshöhe begrenzt

Pensionskasse 

  • Vorteile: flexible Finanzierungsmöglichkeit, Beitragszusagen (mit Mindestleistung) und beitragsbezogene Zusagen, keine Kosten zur Insolvenzsicherung
  • Nachteile: nur Rentenzusagen, Kapitalleistungen nur als Option, Leistungs- und Beitragshöhe begrenzt, keine gesetzliche Insolvenzsicherung

Unterstützungskasse (rückgedeckt) 

  • Vorteile: Rentenzahlungen und Kapitalleistung möglich, Kapitalleistungen ­privilegiert zu versteuern nach Paragraf 34 Abs.1 EStG
  • Nachteile: keine Riester-Förderung

Unterstützungskasse (Reservepolster) 

  • Vorteile: Rentenzahlungen und Kapitalleistung, flexible Finanzierungsmöglichkeit abhängig von der Ertragslage, höchste Liquiditätsgewinne, Kapitalleistungen privilegiert zu versteuern nach Paragraf 34 Abs.1 EStG
  • Nachteile: keine Riester-Förderung möglich

Pensionszusage/Direktzusage 

  • Vorteile: Rentenzahlungen und Kapitalleistung, Liquiditätsgewinne durch Rückstellung, Kapitalleistungen privilegiert zu versteuern nach Paragraf 34 Abs.1 EStG
  • Nachteile: keine Riester-Förderung, hoher Verwaltungsaufwand, starres System, Rückstellungspflicht ohne Rücksicht auf Ertragslage

Quelle: Deutsche Gesellschaft für betriebliche Altersversorgung

 

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