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Geld & Vorsorge > Brauereiindustrie im Umbruch

Brauereiausstatter Banke insolvent: Symptom einer Branche im Wandel

Der bayerische Brauereiausstatter Banke meldet Insolvenz an. Die Zahl der Brauereien in Deutschland sinkt, der Bierkonsum geht zurück – ein Warnsignal für die Bierbranche.

Die Insolvenz des bayerischen Brauereiausstatters Banke markiert einen weiteren Einschnitt in der deutschen Brauereilandschaft. Das Unternehmen, das seit knapp 20 Jahren namhafte Kunden wie Heineken, Paulaner und Flensburger beliefert, hat am 14. März 2024 Insolvenzantrag gestellt. Dieser Fall steht exemplarisch für die Herausforderungen, denen sich die gesamte Branche gegenübersieht. Lesen Sie auch: "Bierabsatz im Sinkflug"

Insolvenz und Investorensuche: Banke kämpft um Fortbestand

Daniel Barth von Pluta Rechtsanwälte GmbH wurde vom Amtsgericht Landshut als vorläufiger Insolvenzverwalter für Banke bestellt. Der Betrieb soll während des Insolvenzverfahrens weiterlaufen, wobei die Gehälter der 31 Mitarbeiter für die nächsten drei Monate über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert sind. Geschäftsführer Friedrich Banke betont die Dringlichkeit der Situation: "Wir brauchen nun einen Investor, der unseren Betrieb übernimmt." Als Gründe für die finanzielle Schieflage werden die schlechte Konjunktur, Kostensteigerungen bei Projekten und ein schwaches Investitionsklima genannt.

Rückläufige Brauereizahlen: Ein bundesweiter Trend

Die Insolvenz von Banke ist kein Einzelfall, sondern spiegelt einen breiteren Trend in der deutschen Brauereilandschaft wider. Laut Angaben des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) ist die Zahl der Brauereien in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren um 93 auf 1.459 gesunken. Besonders betroffen ist Bayern, wo allein 50 Brauereien wegfielen. Dennoch bleibt der Freistaat mit 598 Braustätten das Zentrum der deutschen Bierproduktion. In einigen ostdeutschen Bundesländern wie Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern wurde hingegen ein leichter Anstieg verzeichnet. Lesen Sie auch: Die 8 größten deutschen Brauereien.

Sinkender Bierkonsum: Verändertes Konsumverhalten als Herausforderung

Der Rückgang der Brauereien geht einher mit einem sinkenden Bierkonsum in Deutschland. Trotz der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land ist der Inlandsabsatz 2024 um 1,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Liter zurückgegangen. Im Vergleich zu 2014 beträgt der Rückgang sogar 13,7 Prozent. Diese Entwicklung stellt die Branche vor erhebliche Herausforderungen und zwingt viele Unternehmen zur Anpassung ihrer Geschäftsmodelle. Lesen Sie auch: Wetterextreme, sinkender Weinkonsum und niedrige Preise zwingen Winzer, ihre Zukunft zu überdenken.

Energiekosten und Klimaneutralität: Investitionsdruck steigt

Neben dem rückläufigen Konsum sehen sich Brauereien mit steigenden Energiepreisen und der Notwendigkeit konfrontiert, bis 2045 klimaneutral zu werden. DBB-Präsident Christian Weber verdeutlicht die Dimension dieser Aufgabe: "Wer eine Brauerei von Gas auf Strom umstellt, muss die Anlagen zu 80 Prozent neu bauen, wobei manche der benötigten neuen Technologien noch gar nicht entwickelt sind." Diese Investitionen stellen insbesondere für kleinere und mittelständische Brauereien eine enorme finanzielle Belastung dar.

Kurze Geschichte des Biergeschäfts

Antike: Bier als Grundnahrungsmittel

  • Bier zählt zu den ältesten alkoholischen Getränken der Menschheit. Schon vor über 6.000 Jahren wurde in Mesopotamien und Ägypten Bier gebraut.

  • Es war ein Alltagsgetränk – oft nahrhafter und sicherer als Wasser.

  • Erste „Brauereien“ waren Tempel, in denen Bier meist von Frauen gebraut wurde.

Mittelalter: Klosterbier & Reinheitsgebot

  • Im Mittelalter spielten Klöster eine zentrale Rolle. Mönche verbesserten die Braukunst und sorgten für gleichbleibende Qualität.

  • 1516 wurde das Reinheitsgebot in Bayern erlassen – es ist das älteste noch gültige Lebensmittelgesetz der Welt. Erlaubt waren nur Wasser, Gerste und Hopfen (Hefe wurde erst später entdeckt).

19. Jahrhundert: Industrialisierung des Biermarkts

  • Die Erfindung der Dampfmaschine, neue Kühltechniken (z. B. von Carl von Linde) und die Entdeckung der Hefe durch Louis Pasteur revolutionierten das Brauwesen.

  • Große Brauereien entstanden, etwa Spaten, Beck’s, oder später auch Krombacher.

  • Bier wurde zum Exportgut – die ersten internationalen Marken etablierten sich.

20. Jahrhundert: Expansion & Massenproduktion

  • Nach dem Zweiten Weltkrieg boomte die Bierindustrie in Europa und den USA.

  • Bier wurde über Supermärkte, Werbung und Großevents zum Konsumprodukt.

  • In den 1980ern/90ern kam Gegenbewegung: kleine Craft-Brauereien (v. a. in den USA) experimentierten wieder mit Sortenvielfalt, Zutaten und alten Rezepten.

Heute: Zwischen Tradition und Transformation

  • In Deutschland gibt es weltweit die größte Biervielfalt – aber sinkender Konsum, Gesundheitsbewusstsein und Klimaziele stellen die Branche vor neue Herausforderungen.

  • Themen wie alkoholfreies Bier, Bio, Klimaneutralität und Regionalkultur prägen das moderne Biergeschäft.

Die Insolvenz des Brauereiausstatters Banke ist symptomatisch für die Herausforderungen der deutschen Brauereiindustrie. Sinkende Absatzzahlen, steigende Kosten und notwendige Investitionen in Klimaneutralität setzen die Branche unter Druck. Eine Konsolidierung scheint unausweichlich, wobei innovative Konzepte und Nischenprodukte Chancen für Wachstum bieten könnten. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die traditionsreiche deutsche Braukultur an die veränderten Marktbedingungen anpassen wird.

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