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Geld & Vorsorge > Insolvenz Brillenindustrie

Brillenhersteller Menrad meldet Insolvenz an: 115 Arbeitsplätze in Schwäbisch Gmünd betroffen

Der traditionsreiche Brillenhersteller Menrad aus Schwäbisch Gmünd hat Insolvenz angemeldet. 115 Mitarbeiter am Stammsitz sind von der Krise betroffen.

Am 31. März 2023 hat die Unternehmensgruppe Menrad, einer der führenden Brillenhersteller Europas, beim Amtsgericht Aalen Insolvenz angemeldet. Das 1896 gegründete Familienunternehmen mit Hauptsitz in Schwäbisch Gmünd sieht sich aufgrund rückläufiger Auftrags- und Umsatzentwicklungen zu diesem Schritt gezwungen. Die Insolvenz betrifft primär den deutschen Stammsitz mit 115 Mitarbeitern, während die ausländischen Vertriebsgesellschaften nicht direkt involviert sind.

Traditionsunternehmen in der Krise

Menrad, seit 127 Jahren im Brillengeschäft tätig und in vierter Generation von den Brüdern Eberhard und Hermann Müller-Menrad geführt, hat sich als renommierter Hersteller von Korrektionsfassungen und Sonnenbrillen etabliert. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte in über 100 Ländern und auf allen Kontinenten. Am Stammsitz in Schwäbisch Gmünd befinden sich die Verwaltung, der deutsche Vertrieb und die weltweite Logistik. Ein weiterer deutscher Standort in München beherbergt vier Mitarbeiter in einer Tochtergesellschaft.

Die Insolvenz von Menrad reiht sich in eine Serie von wirtschaftlichen Rückschlägen für die Region ein. Erst kürzlich verlegte das Gmünder Traditionsunternehmen Schleich seinen Hauptsitz nach München, und auch der Automobilzulieferer Bosch kämpft mit Problemen am Standort.

Ursachen für die finanzielle Schieflage

Als Hauptgrund für den Insolvenzantrag nennt das Unternehmen einen zu erwartenden Liquiditätsengpass, der durch eine rückläufige Auftrags- und Umsatzentwicklung zustande kommt. Die Brillenbranche sieht sich einem zunehmend schwierigen Marktumfeld gegenüber. Dabei spielt nicht nur die allgemein gedämpfte Konsumlaune in Deutschland und Europa eine Rolle, sondern auch branchenspezifische Herausforderungen wie verstärkter Online-Wettbewerb und veränderte Konsumgewohnheiten im Bereich Sehhilfen.

Auswirkungen auf Mitarbeiter und Standorte

Für die 115 Beschäftigten am deutschen Stammsitz in Schwäbisch Gmünd sind die Löhne und Gehälter für März, April und Mai durch das Insolvenzgeld gesichert. Der vorläufige Insolvenzverwalter Florian Zistler von der Anwaltskanzlei PLUTA plant, schnellstmöglich eine Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege zu leiten, um die Gehälter zeitnah auszahlen zu können.

Der Geschäftsbetrieb läuft vorerst normal weiter. Die rund 80 Mitarbeiter in den ausländischen Vertriebsgesellschaften in Österreich, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, der Türkei und Brasilien sind nicht direkt von der Insolvenz betroffen.

Sanierungspläne und Investorensuche

Insolvenzverwalter Zistler sieht trotz der schwierigen Situation Chancen für eine Sanierung des Unternehmens. Er betont: "Wir werden alles versuchen, um eine Sanierung zu ermöglichen und den Betrieb zu erhalten." Erste Gespräche mit der Geschäftsleitung verliefen laut Zistler konstruktiv.

Die Geschäftsführung von Menrad sieht in der Insolvenz auch "die Chance für einen Neustart". Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter wird daran gearbeitet, das Unternehmen zu stabilisieren und den Mitarbeitern sowie Geschäftspartnern eine Perspektive zu bieten. In den kommenden Tagen sind erste Gespräche mit potenziellen Investoren und Partnern geplant.

Bedeutung für den Wirtschaftsstandort

Die Insolvenz von Menrad ist ein weiterer Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Schwäbisch Gmünd und die Region. Nach dem Wegzug von Schleich und den Problemen bei Bosch steht nun ein weiteres traditionsreiches Unternehmen vor einer ungewissen Zukunft.

Die Suche nach Investoren gestaltet sich in der aktuellen Wirtschaftslage als herausfordernd, wie die noch andauernden Bemühungen bei den Insolvenzen von Mürdter in Mutlangen und Chr. Renz in Heubach zeigen. Dennoch gibt die langjährige Erfolgsgeschichte von Menrad Anlass zur Hoffnung, dass das Unternehmen auch diese Krise meistern und sich neu aufstellen kann.

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