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Ratgeber > Büro-Bullshit

Vom Buzzword zum Bullshit: Wie der Startup-Jargon unsere Unternehmenskultur prägt 

Ein kritischer Blick auf die moderne Bürosprache und ihre Auswirkungen auf die Unternehmenskommunikation im digitalen Zeitalter. 

"Lasst uns das mal bootstrappen und einen Proof of Concept für unser Minimum Viable Product entwickeln!" - Klingt das für Sie nach einer normalen Arbeitsbesprechung oder eher nach einer Fremdsprache? Die zunehmende Verbreitung von Startup-Jargon und Anglizismen in der deutschen Geschäftswelt wirft Fragen auf: Wie effektiv kommunizieren wir wirklich, und welche Auswirkungen hat dieser Sprachtrend auf unsere Unternehmenskultur?

 

Die Evolution der Bürosprache: Vom Fachbegriff zum "Bullshit"

Die Sprache in deutschen Büros hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch gewandelt. Was einst mit der Einführung von Fachbegriffen zur präzisen Kommunikation begann, hat sich zu einem Sammelsurium an Buzzwords und Anglizismen entwickelt. Das kürzlich erschienene Flip-Buch "Büro-Bullshit" von Peter Wittkamp und Pia Frey beleuchtet dieses Phänomen auf humorvolle Weise.

Die Autoren kombinieren typische Satzfetzen des modernen Büroalltags zu skurrilen, oft sinnentleerten Aussagen. Dabei wird deutlich: Was einst der Effizienzsteigerung dienen sollte, hat sich teilweise zu einem Hindernis für klare Kommunikation entwickelt. Als Unternehmer stehen wir vor der Herausforderung, den Spagat zwischen zeitgemäßer, internationaler Ausdrucksweise und verständlicher, zielführender Kommunikation zu meistern.

 

Büro-Bullshit im Alltag

  • Denk doch lieber mal vom Ending her!
  • Ich nehme die kreative Challenge an.
  • Komm, lass uns einen Innovationsapproach entwickeln.
  • Ich muss da nochmal an den Stellschrauben für mehr Sustainability drehen.
  • Kann man da noch mehr Value adden?
  • Du sollstest dich zeitnah committen.
  • Lass den Content-Tsunami rollen!
  • Das ist der absolute Gamechanger für mehr Ownership.

Startup-Jargon als Symptom einer sich wandelnden Arbeitswelt

Der Einzug des Startup-Jargons in etablierte Unternehmen ist kein Zufall. Er spiegelt den Wandel der Arbeitswelt wider - hin zu mehr Agilität, Innovationsfreude und internationaler Vernetzung. Doch wie viel "Disruption" verträgt unsere Unternehmenssprache, bevor sie selbst zum Hindernis wird?

Peter Wittkamp datiert den Beginn dieses Trends auf die Zeit nach 2000, einhergehend mit dem Aufstieg der Startups und der zunehmenden Internationalisierung von Konzernen. Was als Versuch begann, moderne und dynamische Unternehmenskulturen zu schaffen, hat sich teilweise zu einem Wettbewerb um die kreativste Wortneuschöpfung entwickelt.

Für Führungskräfte stellt sich die Frage: Wie können sie die positiven Aspekte dieser Entwicklung - wie Innovationsgeist und globales Denken - in ihre Kommunikation integrieren, ohne dabei in bedeutungslose Phrasendrescherei zu verfallen?

 

Kommunikationseffizienz vs. Phrasendrescherei: Eine Gratwanderung für Führungskräfte

Die Herausforderung für moderne Unternehmen liegt darin, eine Balance zu finden zwischen der Nutzung zeitgemäßer Begriffe und dem Erhalt klarer, zielgerichteter Kommunikation. Hier eine Tabelle mit typischen Buzzwords und ihren möglichen Auswirkungen:

  • Agilität kann Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bedeuten, aber auch ständige Umstrukturierung ohne klare Richtung
  • Disruption kann Innovationsförderung bedeuten, aber auch Verunsicherung und Destabilisierung
  • Synergien kann Effiziente Ressourcennutzung bedeuten, aber auch oberflächliche Zusammenarbeit ohne echten Mehrwert
  • Ownership kann Verantwortungsbewusstsein bedeuten, aber auch Überforderung einzelner Mitarbeiter
  • Mindset kann Förderung bestimmter Denkweisen bedeuten, aber auch Vernachlässigung individueller Stärken

Führungskräfte sollten also immer wieder kritisch hinterfragen, ob die von ihnen verwendeten Begriffe tatsächlich zur Verbesserung der Unternehmenskultur und -leistung beitragen oder ob sie lediglich als inhaltsleere Füllwörter in den Raum geworden werden.

Büro-Bullshit

Aus der Verlagsbeschribung: Auch wenn niemand den Purpose der Company versteht: Lasst uns den Content pushen – so geht das nämlich mit »Think outside the box«! Und wenn alles nichts hilft, kippt das Compliance-Team Wodka in den Wasserspender.
Unter Verwendung gamechangender Anglizismen, gemischt mit einer guten Prise Bürohumor, haben Pia Frey und Peter Wittkamp literally die Grundlage für nahezu endlose Kombinationsmöglichkeiten und Unterhaltung unter und von Kollegen geschaffen.

Pia Frey, Peter Wittkamp

  • 125.000 Best Practise Power Learnings für Office und Company
  • 50 Seiten
  • erschienen September 2024

Humor als Werkzeug zur Selbstreflexion und Kulturentwicklung im Unternehmen

Das "Büro-Bullshit" Flip-Buch von Wittkamp und Frey zeigt, wie Humor als Mittel zur Reflexion über unsere Kommunikationsgewohnheiten dienen kann. Denn indem man über die absurden Kombinationen von Bürofloskeln lacht, wird die Lächerlichkeit mancher Ausdrucksweisen deutlich.
Unternehmer können diesen Ansatz nutzen, um eine Kultur der Selbstreflexion und des bewussten Sprachgebrauchs zu fördern. Statt blindlings jedem Trend zu folgen, sollten sie Mitarbeiter ermutigen, kritisch über die verwendete Sprache nachzudenken und authentische, zielführende Kommunikation zu pflegen. Gleichzeitig gilt aber auch: Sprache ist lebendig und entwickelt sich ständig weiter. Es geht nicht darum, jegliche Neuerung zu verteufeln, sondern vielmehr darum, bewusst und reflektiert mit Sprache umzugehen und sie als Werkzeug für echten Fortschritt und nicht als Selbstzweck zu nutzen.

 

Fazit

Die Zukunft der Unternehmenskommunikation liegt in der intelligenten Balance zwischen Innovation und Klarheit. Führungskräfte sind gefordert, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die sowohl offen für neue Ideen und Ausdrucksweisen ist, als auch Wert auf verständliche und zielführende Kommunikation legt. Letztendlich geht es darum, eine Unternehmenssprache zu pflegen, die unsere Werte und Ziele widerspiegelt, ohne dabei in bedeutungslose Floskeln zu verfallen.

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