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Camping-Boom vorbei: Herzog GmbH stellt sich nach Insolvenz neu auf – Produktion läuft weiter

Insolvenz bei Herzog GmbH aus Kirchheim: Hoffnung auf Neuanfang für 120 Jahre altes Familienunternehmen.

Ehepaar sitzt auf Campsesseln und schaut auf den Sonnenuntergang über dem Fluss in den Bergen.
Die Camping-Branche steckt tief in der Krise – Überproduktion, Nachfragerückgang und Insolvenzen setzen mittelständischen Unternehmen stark zu. (Foto: shutterstock)

Die Herzog GmbH, ein über 120 Jahre altes Familienunternehmen aus Kirchheim am Neckar, hat Insolvenz angemeldet. Der Spezialist für Caravan- und Wohnmobilvorzelte sowie Camping-Ausrüstung will sich mithilfe des Insolvenzverfahrens neu aufstellen. Trotz der finanziellen Schieflage läuft der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiter.

Vom Pferdedeckenhersteller zum Camping-Spezialisten

Die Geschichte der Herzog GmbH reicht bis ins Jahr 1902 zurück, als Friedrich Herzog das Unternehmen zur Herstellung von Pferdedecken und Rucksäcken gründete. Im Laufe der Jahrzehnte passte sich der Betrieb stets den Marktanforderungen an. In den 1930er Jahren erweiterte man das Sortiment um Planen, ab 1958 kamen unter der Leitung von Erich Herzog Caravan-Zelte hinzu. Heute produziert das Unternehmen auf einem 16.000 Quadratmeter großen Gelände in Kirchheim am Neckar mit einem modernen Maschinenpark.

Gründe für die Insolvenz: Marktveränderungen und Kostendruck

Die Insolvenz der Herzog GmbH ist auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen. Einerseits ist der Camping-Boom, der während der Corona-Pandemie seinen Höhepunkt erreichte, deutlich abgeflacht. Geschäftsführer Erich Eugen Herzog erklärt: "Während der Corona-Pandemie konnten die Menschen nicht verreisen. Das wollten sie verständlicherweise im Anschluss nachholen – idealerweise in den eigenen mobilen vier Wänden und in der Natur."

Doch die anhaltenden Preissteigerungen und die Zurückhaltung der Kundschaft bei Neuinvestitionen stellten das Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Hinzu kommen gestiegene Materialkosten, die nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden konnten. Die Überproduktion in Zeiten des Booms führte zudem zu vollen Lagerbeständen bei den Händlern, was die Liquidität zusätzlich belastet.

Wir berichteten: Caravan-Industrie in der Krise: Mittelständische Unternehmen kämpfen um ihre Zukunft

Sanierungsplan: Neuausrichtung und Investorensuche

Um das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, setzt die Herzog GmbH auf die Möglichkeiten des Insolvenz- und Sanierungsrechts. Der vorläufige Insolvenzverwalter Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun wird gemeinsam mit der Geschäftsführung und externen Beratern ein detailliertes Sanierungskonzept erarbeiten.

Ziel ist es, das Unternehmen neu zu positionieren und möglichst viele der rund 60 Arbeitsplätze zu erhalten. Dies könnte sowohl durch eine Beteiligung an der bestehenden Gesellschaft als auch durch die Integration in eine Unternehmensgruppe erfolgen. Die Gespräche mit potenziellen Investoren haben bereits begonnen, wobei der Prozess laut Blümle offen für alle ernsthaften Interessenten ist.

Auswirkungen auf Mitarbeiter und laufenden Betrieb

Trotz der Insolvenz läuft der Geschäftsbetrieb der Herzog GmbH uneingeschränkt weiter. Die Produktion am Standort Kirchheim sowie der Online-Handel werden fortgeführt. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind für maximal drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert.

Die Belegschaft wurde bereits über die aktuelle Situation und die geplanten nächsten Schritte informiert. Geschäftsführer Herzog betont die Stärken des Unternehmens: "Wir produzieren mit einem hochmodernen Maschinenpark und können unseren Kunden auch individuelle Sonderlösungen anbieten." Diese Flexibilität und Innovationskraft sollen auch in Zukunft die Basis für den Unternehmenserfolg bilden.

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