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Ratgeber für den Alltag > KI in der Rechtsberatung

Der KI-Anwalt - Rechtsberatung

Rechtsfragen und Verträge sind kompliziert, die Daten sensibel. Noxtua, ein eigens entwickeltes Programm aus Berlin, hilft Unternehmen, Zeit und Geld zu sparen.

KI als Anwalt
(Foto: Ki-generiert)

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsalltag erleichtern. Zumindest hoffen das viele Unternehmen. Die große Produktivitätswelle für alle lässt noch auf sich warten. Für einzelne Bereiche arbeiten junge Technologiefirmen an besonderen Anwendungen – für die Finanzbuchhaltung zum Beispiel. Das deutsche Start-up Xayn hat sich ein eher sperriges und sensibles Thema vorgenommen: Recht. Die Berliner entwickelten ein eigenes KI-Modell. Der Legal Copilot Noxtua soll auch kleinen Unternehmen bei ihren Rechtsthemen Arbeit sparen. Xayn-Chef Leif-Nissen Lundbæk spricht von souveräner europäischer KI-Technologie mit konkretem Praxisbezug.

Die Software analysiert komplexe Rechtstexte in Sekundenschnelle, fasst sie zusammen und erstellt sogar neue Vertragsentwürfe. Das können vielleicht auch andere KI-Programme. Noxtua allerdings besitzt tiefgehende Kenntnis der juristischen Sprache. Xyan hat ein eigenes Sprachmodell entwickelt und das Programm mit Rechtsdaten trainiert. Es erkennt auch die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen Begriffen wie „Eigentum" und „Besitz". Und das auf Deutsch – ohne die gerade bei diesen Themen schwierige Übersetzungsthematik, die englischsprachige Programme mitbringen. Über eine Chat-Funktion können Nutzer Fragen zu rechtlichen Dokumenten stellen. Das System hilft zudem, zu überprüfen, ob Verträge mit Unternehmensrichtlinien übereinstimmen. Sämtliche verarbeitete Daten werden verschlüsselt, um sensible Informationen zu schützen.

Noxtua soll Aufgaben übernehmen, die sich ständig wiederholen und so den Arbeitsalltag von Juristen effizienter gestalten. Die Software erfüllt Lundbæk zufolge die strengen Anforderungen für die stark regulierte Rechtsberatung, etwa die Datenschutzgrundverordnung und die hohen Anforderungen an den Schutz des anwaltlichen Berufsgeheimnisses. Um hohe Qualität zu sichern, hat Xayn die Rechts-KI von Anfang an mit Juristen und Juristinnen für Juristen und Juristinnen entwickelt. Fachnutzer verstehen es also sofort. Noxtua läuft auf Servern in der EU – anders als Programme der großen US-Technologieriesen Microsoft oder OpenAI. Mit vorangetrieben hat das Programm die Kanzleigruppe CMS. Partner Markus Kaulartz sagt: „Bislang gab es noch keine Rechts-KI, die unseren strengen Anforderungen an Leistung, Verlässlichkeit und Datenschutz genügte. Deshalb haben wir gemeinsam mit Xayn und ihrer langjährigen KI-Expertise eine europäische Rechts-KI selbst entwickelt." Die Entwickler betonen, dass keine Mandantendaten für das Sprachmodell verwendet wurden. Xayn setzte auf eigens erstellte Klauseltypen und Vertragsmuster.

Eine zusätzliche Funktion ermöglicht Juristen, einfach zu Rechtsfragen zu recherchieren und nach Gesetzestexten zu suchen. Noxtua Research „denkt wie ein Jurist", behaupten die Entwickler. Das Programm berücksichtigt bei Anfragen auch den rechtlichen Rahmen, Gerichtsurteile und staatliche Vorgaben. Statt Stunden Unterlagen und Internetangebote zu durchsuchen, sollen Anfragen bereits nach Minuten beantwortet sein.

Besonders für mittelständische Unternehmen und kleinere Kanzleien bietet Noxtua Potenzial, schneller zu werden. „In vielen Fällen geben Bereiche wie der Einkauf Verträge gar nicht mehr in die Rechtsabteilung, sondern prüfen sie selbst", sagt Kaulartz. „Da kann unser Modell gut unterstützen." Das Programm ermöglicht es auch Unternehmen ohne große Rechtsabteilungen, juristische Dokumente effizienter zu bearbeiten. Durch die automatisierte Analyse und Zusammenfassung von Verträgen sparen Firmen Zeit und Ressourcen. Gleichzeitig bleibt die Kontrolle durch menschliche Experten gewährleistet.

Das Unternehmen hinter der Juristen-KI startete 2017 in Berlin. Zwei der drei Gründer forschten zuvor an der Universität Oxford und am Imperial College London. 2023 gewann Xayn den 1. KI Innovation Award des KI Bundesverbands. Investiert haben die Risikokapitalgeber ­Global Brain Corporation und KDDI Open Innovation Fund aus Japan sowie Earlybird aus München. Xayn und CMS sind offen für weitere Kanzleien und Unternehmen. Ziel ist es, das Programm durch zusätzliche Daten zu verbessern.

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