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Geld & Vorsorge > Industrieprognose 2025

Deutsche Industrie erwartet Produktionsrückgang 2025

BDI prognostiziert 0,5 Prozent Schrumpfung der Industrieproduktion. Verbände fordern Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

Die deutsche Industrie steht vor einem weiteren schwierigen Jahr. Laut Prognose des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) wird die Produktion 2025 voraussichtlich um 0,5 Prozent zurückgehen. Dieser erwartete Rückgang reiht sich in einen längerfristigen Trend ein: Seit 2019 ist die Industrieproduktion in Deutschland um fast elf Prozent geschrumpft.

Industrieproduktion unter Druck

BDI-Präsident Peter Leibinger zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Lage: "Die Stimmung in der Industrie ist schlechter als ich es je erlebt habe." Diese Einschätzung wird durch harte Zahlen untermauert. Die Kapazitätsauslastung im Maschinenbau lag im Januar bei nur 78 Prozent, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) berichtet. Auch andere Schlüsselbranchen wie der Fahrzeugbau und die Elektroindustrie verzeichnen spürbare Rückgänge.

Besonders alarmierend ist der Vergleich mit anderen EU-Ländern. Während die Industrieproduktion in Deutschland seit 2019 deutlich gesunken ist, konnte sie in der gesamten EU im selben Zeitraum um ein Prozent zulegen. "Im europäischen Vergleich verliert die deutsche Industrie an Boden", konstatiert Leibinger.

Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen

Die Probleme der Industrie strahlen auf die gesamte Wirtschaft aus. Der BDI rechnet für 2025 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent. Damit stünde Deutschland vor dem dritten Rezessionsjahr in Folge – ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner fasst die Situation prägnant zusammen: "Wir sind noch nicht wieder im Spiel."

Reformforderungen der Industrie

Angesichts dieser Entwicklung werden die Rufe nach tiefgreifenden Reformen lauter. Der BDI fordert einen spürbaren Bürokratieabbau und eine Senkung der Unternehmenssteuern auf maximal 25 Prozent, um Investitionen anzuregen. Zudem müsse die Energieversorgung planbar und bezahlbar gestaltet werden.

VDMA-Präsident Bertram Kawlath kritisiert den aus seiner Sicht mangelnden Reformeifer der Politik: "Leider weisen die Koalitionsverhandlungen von Union und SPD derzeit in die falsche Richtung, der Reformeifer verblasst schon wieder, bevor er so richtig begonnen hat." Der Maschinenbauverband plädiert für mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt.

Externe Risikofaktoren

Neben den strukturellen Herausforderungen sieht sich die deutsche Industrie mit externen Risiken konfrontiert. Die drohenden US-Sonderzölle gegen Europa und andere wichtige Handelspartner wie China bereiten den Unternehmen große Sorgen. Der BDI warnt, dass bei Einführung solcher Zölle das deutsche BIP sogar um bis zu 0,5 Prozent schrumpfen könnte.

Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext

Die Herausforderungen für die deutsche Industrie zeigen sich besonders deutlich im internationalen Wettbewerb. Andreas Evertz, Vorstandsvorsitzender des Antriebstechnik-Herstellers Flender, beschreibt einen Paradigmenwechsel im Verhältnis zu chinesischen Konkurrenten: "Wir haben uns komplett dem chinesischen Wettbewerb gestellt und sind dort mit unseren Mitbewerbern auf Augenhöhe."

Evertz geht sogar noch weiter und erklärt, dass deutsche Unternehmen mittlerweile von chinesischen Firmen lernen müssen: "Dazu gehört auch, sich in Sachen Geschwindigkeit und Innovationsfähigkeit bei den Chinesen einiges abzuschauen und gegebenenfalls zu kopieren." Diese Aussage verdeutlicht den enormen Aufholprozess, den chinesische Unternehmen in den letzten Jahren vollzogen haben.

Fazit

Die deutsche Industrie steht vor einem Wendepunkt. Um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sind tiefgreifende Reformen und ein Umdenken in Bezug auf Innovationen und Flexibilität erforderlich. Der BDI sieht in dem geplanten 500-Milliarden-Euro-Sondertopf für Infrastrukturinvestitionen eine Chance, ab 2026 neue Impulse zu setzen. Entscheidend wird sein, wie effizient diese Mittel eingesetzt werden und ob es gelingt, das Vertrauen der Unternehmen in den Standort Deutschland zu stärken. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die deutsche Industrie ihre traditionellen Stärken mit der notwendigen Anpassungsfähigkeit verbinden kann, um im globalen Wettbewerb wieder die Oberhand zu gewinnen.

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