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Ratgeber für den Alltag > Business Lunch Knigge

Goldene Regeln für den perfekten Business Lunch: So beeindrucken Sie Ihre Geschäftspartner

Erfahren Sie, wie Sie mit der richtigen Etikette, kluger Gesprächsführung und der perfekten Location Ihre Geschäftsbeziehungen stärken.

Etikette beim Business Lunch: Der richtige Umgang entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. (Foto: shutterstock)

Ein falscher Griff zum Besteck, ein unpassendes Gesprächsthema oder die falsche Restaurantwahl – beim Business Lunch lauern zahlreiche Fettnäpfchen. Dabei kann ein gelungenes Geschäftsessen der Schlüssel zum Erfolg sein. 

Viele Unternehmen setzen auf gute Umgangsformen, um sich im Bereich Vertrieb und Service von Mitbewerbern abzugrenzen. Für Bewerberinnen und Bewerber können gute Umgangsformen besonders in höheren Positionen den entscheidenden Unterschied ausmachen, vor allem wenn die fachlichen Qualifikationen aller Bewerber auf einem ähnlichen Niveau liegen.

Visitenkarten verteilen und entgegennehmen - so geht's

Sind Sie Gast, so geben Sie immer als Erster Ihre Karte ab – in Gruppen und bei Geschäftsessen erhält stets die ranghöchste Person zuerst Ihre Visitenkarte. Ist die Hierarchie unklar, verteilen Sie die Karten der Reihe nach, beginnend mit der Person, die Ihnen am nächsten steht.

Erhalten Sie eine Visitenkarte, dann stecken Sie diese auf keinen Fall einfach weg. Werfen Sie stattdessen für ein paar Sekunden einen Blick darauf und prüfen, ob die Karte vielleicht Informationen oder Titel enthält, die Sie erwähnen könnten. Diese kleine Aufmerksamkeit kann zu einem Eisbrecher und vielleicht sogar zu einem Gamechanger des gesamten Business-Essens werden.

 

 

Besteck-Regeln

Welche Gabel Sie nehmen sollen? Die Besteck-Regeln sind einfach: Verwenden Sie das Besteck immer von außen nach innen - und zwar passend zum jeweiligen Gang. Bei einem Gruß aus der Küche (Amuse Geule) ist es besonders einfach: Dort liegt entsprechendes Besteck bereits auf dem Teller.

Mit der Art und Weise, wie Sie Ihr Besteck auf dem Teller platzieren, übermitteln Sie verschiedene Botschaften an das Servicepersonal:

  • Pause:  Sie positionieren die Gabel auf acht Uhr und das Messer auf vier Uhr.
  • Bitte einen Nachschlag: Sie überkreuzen Messer und Gabel auf dem Teller
  • Fertig: Sie platzieren sowohl Gabel als auch Messer auf die Position von fünf Uhr.

Sollten Ihnen einmal die Gabel auf den Boden fallen oder haben Sie ein Glas umgestoßen – bitten Sie den Service unauffällig, Ihnen eine neue Gabel zu bringen oder die Spuren des verschütteten Getränks zu beseitigen. Missgeschicke sind menschlich und keine Tragödie.

Gläser, Verkostungen und richtig anstoßen

Eingedeckte Gläser am Tisch werden von rechts nach links verwendet. Wichtige Regel: Fassen Sie die Gläser nie am Kelch an, sondern stets am Stiel.

Schenkt Ihnen der Kellner einen Schluck Wein zum Verkosten eins, prüfen Sie, ob der Wein richtig temperiert ist:  Weißweine: kühler (zwischen 8° und 12° Celsius), Rotweine eher wärmer (bis ca. 18° Celsius), Prosecco oder Cava kühl (6° Celsius). Hat der Wein die richtige Temperatur und schmeck nicht nach Kork,  nicken Sie dem Kellner zu.

Anstoßen sollten Sie nur mit Wein, Champagner und Sekt. Findet Ihr Geschäftsessen in rustikalem Ambiente oder auf dem Oktoberfest statt, dürfen Sie natürlich auch den Bierkrug heben. Heben Sie dabei den Bierkrug und nicken einander zu – ohne laut anzustoßen.

Zum ersten Schluck fordert immer der Gastgeber auf.

 

Die Serviette

Servietten sind Servietten - und keine Lätzchen. Damit ist eigentlich alles gesagt: Die Serviette gehört auf den Schoß und niemals in den Kragen gesteckt.

Stehen Sie vom Tisch auf, legen Sie Ihre Serviette locker gefaltet links neben Ihrem Teller ab. In Amerika: auf den Stuhl, das gilt hierzulande allerdings als unhygienisch.

Auch nach dem letzten Gang legen Sie die Serviette neben (nicht auf) dem Teller ab.

Brot

Die meisten Restaurants reichen heutzutage Brot vor dem Essen. Das ist allerdings keine Vorspeise, sondern als Beilage zur Vorspeise gedacht. Dieses sogenannte "Couvert-Brot" sollten Sie auf keinen Fall wie eine ordinäre Stulle im Ganzen mit Butter bestreichen und dann essen. Brechen Sie Ihr Brot in mundgerechte Happen, bestreichen Sie jedes Stück einzeln und führen es mit der linken (!) Hand zum Mund.

Ellbogen

Wenn Sie nicht als der "Ellenbogen-Erich" in die Firmengeschichte eingehen wollen,  dann halten Sie Ihre Ellbogen vom Porzellan entfernt. Denn: Die Ellbogen gehören nicht auf den Tisch. Das gilt auch zu vorgerückter Stunde oder wenn langweilige Monologe geführt werden. Es mag zwar verlockend sein, während eines langen Gesprächs die Ellbogen auf den Tisch zu stützen, aber das verstößt gegen die Etikette und kann außerdem zu viel Vertrautheit signalisieren.

Suppe richtig essen

Auf gar keinen Fall sollten Sie den Suppenteller kippen, um den letzten Rest Suppe auszulöffeln. Führen Sie den Löffel immer nur mit der Spitze zum Mund. Klare Brühen dürfen getrunken werden. Achten Sie darauf, nicht zu Schlürfen, pusten Sie nicht auf den Löffel und tunken Sie Ihr Brot nicht ein. Wenn Sie fertig sind, legen Sie den Löffel auf den Unterteller der Suppe.

Fisch richtig essen

Entfernen Sie zunächst die Flossen. Fahren Sie anschließend mit dem Fischmesser von Kopf bis Schwanz durch den Rücken und teilen Sie so die Filets. Klappen Sie die beiden Hälften auf. Platzieren Sie die Gräten auf einem extra Teller.

 

Mit den Fingern essen?

Mit den Fingern zu essen ist nur bei bestimmten Speisen erlaubt, zum Beispiel bei Artischocken, Austern, Garnelen, Muscheln, Spareribs, Wachteln oder Canapés.

Hummer gilt oft als anspruchsvolles Gericht, ist jedoch unberechtigterweise gefürchtet. Beim Hummeressen werden üblicherweise rote Servietten bereitgestellt, die ausnahmsweise in den Hemdkragen gesteckt werden können. Zum Essen dürfen Sie Scheren und Beine in die Hand nehmen. Das Fleisch aus den Scheren wird mit den Zacken einer speziellen Hummergabel herausgezogen, während der Rest mit Messer und Gabel des Menübestecks gegessen wird. Die Hummerzange kommt nur dann zum Einsatz, wenn der Koch die Scheren des Hummers nicht bereits geknackt hat. Der Hummer wird immer mit einem extra Teller für die leeren Schalen serviert. Zum Abschluss gibt es eine Schale mit Zitronenwasser, um die Finger zu reinigen.

Bei allen anderen Gerichten sollten Sie ausschließlich Besteck verwenden. Bestellen Sie bei einem formalen Essen nach Möglichkeit Gerichte, die Sie unauffällig mit Besteck verzehren können.

Falls Ihnen einmal die Beilage nicht schmeckt, so ist nicht schlimm! Einen Rest auf dem Teller zu lassen oder ein Gericht abzulehnen, ist erlaubt. Lehnen Sie jedoch stets auf diskrete Art und Weise ab.

Am Buffet

Die obersten Regeln am Buffet lauten: Drängeln verboten und keinesfalls den Teller überladen. Eine weitere Todsünde ist es, vom Buffet zu naschen. Das ist alles auch gar nicht nötig, denn Sie dürfen ruhig wiederholt ans Buffet gehen. Dazu sollten sie sich für jeden Gang einen extra Teller nehmen.

Location matters: Die richtige Wahl von Restaurant und Speisen

Die Wahl des richtigen Restaurants ist entscheidend für den Erfolg Ihres Business Lunch. Optieren Sie für ein etabliertes Restaurant mit gutem Service und einer ruhigen Atmosphäre, die Gespräche ermöglicht. Italienische oder bürgerliche Küche sind sichere Wetten, während trendige Fusion-Restaurants bei jüngeren Geschäftspartnern punkten können.

Bei der Speisenwahl gilt: Vermeiden Sie alles, was schwer zu essen ist oder Flecken verursachen könnte. Spaghetti, überladene Burger oder Meeresfrüchte in der Schale sind tabu. Wählen Sie stattdessen Gerichte, die sich leicht mit Messer und Gabel bewältigen lassen.

Auch bei den Getränken ist Vorsicht geboten. In den meisten Fällen wird zum Business Lunch kein Alkohol getrunken. Sollte Ihr Gegenüber jedoch ein Glas Wein bestellen, ist ein moderater Konsum akzeptabel. Wasser ist immer die sicherste Wahl.

Die Kunst des professionellen Geschäftsessens

Beim Business Lunch geht es um weit mehr als nur gutes Essen. Es ist ein subtiles Spiel von Macht, Einfluss und gegenseitigem Respekt. Die Beherrschung der Geschäftsregeln kann hier den entscheidenden Unterschied machen.

Beginnen wir mit der Kleiderordnung: Der Dresscode sollte dem Anlass und der Location angemessen sein. In traditionellen Branchen ist ein Anzug für Herren Pflicht, während in Start-ups auch ein Smart Casual Look akzeptabel sein kann.

Bei Tisch gilt: Warten Sie, bis alle Gäste ihr Essen serviert bekommen haben und der Ranghöchste beginnt.

Small Talk und Smartphones: Gesprächsführung beim Business Lunch

Das Wichtigste vorweg: Geschäftliches wird bei einem Business-Essen immer erst nach dem Dessert angesprochen.

Umso bedeutsamer ist es, die Kunst der Konversation zu beherrschen. Beginnen Sie mit leichtem Small Talk, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Geeignete Themen sind

  • das Restaurant, die Stadt, das Land, in dem Sie sich gerade befinden
  • die Speisen und Getränke (positive Äußerungen)
  • gemeinsame Bekannte (positiv bleiben!)
  • Reise, Kultur und Sport, Musik und Hobbys

Vermeiden Sie unbedingt heikle Themen wie Politik, Religion oder persönliche Finanzen. Auch Klatsch über Kollegen oder Geschäftspartner ist tabu. Es kommt außerdem niemals gut, an, über das Essen zu lästern. Sie sollten auch darauf verzichten, Krankheiten, Gebrechen und Tod anzusprechen.

Hören Sie aktiv zu und zeigen Sie echtes Interesse an den Aussagen Ihres Gesprächspartners. Stellen Sie offene Fragen und nutzen Sie die Gelegenheit, mehr über die Person und das Unternehmen zu erfahren. Dies liefert auf jeden Fall wertvolle Einblicke für zukünftige Geschäftsbeziehungen.

Wichtig: Das Handy hat beim Geschäftsessen nichts zu suchen! Wer sein Smartphone neben den Teller legt, gilt laut Business-Knigge als äußert unhöflich. Schalten Sie das Smartphone für die Dauer des Geschäftsessens am besten ab oder zumindest auf Vibrationsalarm.

Fettnäpfchen vermeiden

Top 5 Do's beim Business Lunch:

  • Seien Sie pünktlich und gut vorbereitet. Informieren Sie sich vorab über Ihre Gesprächspartner und das Unternehmen.
  • Wählen Sie ein Restaurant, das Sie kennen und dem Sie vertrauen. Testen Sie es im Zweifelsfall vorab.
  • Seien Sie höflich zum Restaurantpersonal.
  • Essen Sie in einem angemessenen Tempo und passen Sie sich Ihrem Gegenüber an.
  • Bedanken Sie sich am Ende für die Zeit und das Gespräch, unabhängig vom Ausgang.

Top 5 Don'ts beim Business Lunch:

  • Hetzen Sie nicht zum Treffen.
  • Experimentieren Sie nicht mit exotischen Küchen.
  • Lassen Sie sich nicht von Ihrem Smartphone ablenken und führen Sie keine Telefonate während des Essens.
  • Unterbrechen Sie Ihr Gegenüber nicht: Lassen Sie Ihren Gesprächspartner ausreden.
  • Drängen Sie nicht auf sofortige Entscheidungen oder Zusagen

 

Über den Tellerrand hinaus: Steuerliche Aspekte und Compliance

Ein oft übersehener Aspekt des Business Lunch sind die steuerlichen Implikationen. Gute Nachrichten für Unternehmer: 70% der Bewirtungskosten sowie die Vorsteuer für ein Geschäftsessen sind von der Steuer absetzbar. Voraussetzung ist ein korrekt ausgefüllter Bewirtungsbeleg mit Angabe der Teilnehmer und des Anlasses.

Beachten Sie jedoch auch Compliance-Richtlinien. In manchen Unternehmen gibt es strikte Regeln bezüglich der Annahme von Einladungen. Es kann vorkommen, dass Ihre Gäste trotz Ihrer Einladung darauf bestehen, ihre Rechnung selbst zu bezahlen. Respektieren Sie dies und vermeiden Sie übermäßig teure Einladungen, die als unangemessene Zuwendungen interpretiert werden könnten.

Kleine Geschichte der Etikette

Die Entwicklung der Etikette ist ein faszinierender Spiegel gesellschaftlicher Wandlungen und kultureller Normen.

  • Im Mittelalter prägten Rituale und Bräuche des Adels die Umgangsformen, wobei der höfische Stil eine zentrale Rolle spielte.
  • Mit der Renaissance kam ein erhöhtes Bewusstsein für persönliche Präsentation und Benehmen auf, stark beeinflusst durch italienische Denker wie Baldassare Castiglione, dessen Werk "Il Cortegiano" das Verhalten eines perfekten Höflings beschrieb.
  • Im Barockzeitalter wurden Etiketteregeln zunehmend kodifiziert, um soziale Hierarchien zu betonen und zu stabilisieren. Der französische Hof unter Ludwig XIV. mit seinem opulenten Zeremoniell wurde zum Vorbild für ganz Europa.
  • Die Aufklärung brachte einen Wandel: Humanistische Werte rückten in den Vordergrund, und Etikette wurde mehr mit Respekt und Vernunft verbunden als mit starrer Konvention. Im Jahr 1788 veröffentlichte Adolph Freiherr Knigge sein Werk „Über den Umgang mit Menschen“.
  • Während des 19. Jahrhunderts, insbesondere in der viktorianischen Ära, erlebten Etiketteregelwerke eine Blütezeit, systematisiert in Handbüchern, die detaillierte Vorschriften für verschiedenste soziale Situationen boten.
  • Im 20. Jahrhundert begannen sich die Etikette-Regeln zu verflüssigen, stark beeinflusst durch gesellschaftliche Umbrüche und die Demokratisierung der Gesellschaft.
  • Die Nachkriegszeit und das Aufkommen der Jugendkultur in den 1960er Jahren führten zu einem Bruch mit traditionellen Formen und einer Lockerung der gesellschaftlichen Normen.
  • Heute spiegeln Etikette-Regeln eine gewisse Vielfalt und Flexibilität wider, angepasst an die ständig wechselnden Anforderungen einer globalisierten und digitalisierten Welt. Dennoch gilt es heute als wichtig, grundlegende Etikette in bestimmten Situationen zu bewahren, um Respekt und Höflichkeit im Umgang miteinander sicherzustellen. In formellen oder beruflichen Kontexten werden nach wie vor klare Verhaltensstandards erwartet, wie zum Beispiel bei Geschäftsmeetings, offiziellen Veranstaltungen oder in der Kundenkommunikation.

Ausblick

Der Business Lunch bleibt ein machtvolles Instrument im Geschäftsleben. Er bietet die einzigartige Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre Beziehungen zu vertiefen und Geschäfte anzubahnen. Doch wie wir gesehen haben, ist er auch ein Minenfeld voller potenzieller Fettnäpfchen.

Die Herausforderung liegt darin, die richtige Balance zu finden: professionell, aber nicht steif; persönlich, aber nicht zu intim; großzügig, aber nicht verschwenderisch. Mit der richtigen Vorbereitung und Aufmerksamkeit für Details können Sie diese Gratwanderung meistern und den Business Lunch zu Ihrem Vorteil nutzen.

Blicken wir in die Zukunft, stellt sich die Frage: Wie wird sich der Business Lunch in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt entwickeln? Werden virtuelle Lunches die persönlichen Treffen ersetzen? Wahrscheinlicher ist, dass der klassische Business Lunch an Bedeutung gewinnen wird – als willkommene Gelegenheit für echte, persönliche Interaktionen in einer Welt voller Videocalls und Remote Work.

 

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