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Studien & Forschung > Einzelhandel NRW-Studie

Digitaler Wandel im Handel: NRW-Studie enthüllt überraschende Trends

Neue Untersuchung zeigt: Stationärer Handel bleibt wichtig, aber digitale Angebote gewinnen rasant an Bedeutung.

(Foto: shutterstock)

Der Einzelhandel steht vor einem Paradigmenwechsel: Eine umfassende Studie aus Nordrhein-Westfalen offenbart, wie Digitalisierung und Online-Shopping die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher grundlegend verändern. Doch entgegen mancher Befürchtungen zeigt sich: Der stationäre Handel ist keineswegs tot - er muss sich nur neu erfinden.

Stationärer Handel: Unverzichtbares Fundament lebendiger Innenstädte

Die vom Wirtschaftsministerium NRW in Auftrag gegebene Studie liefert bemerkenswerte Erkenntnisse: Trotz des digitalen Wandels bleibt der stationäre Handel ein zentraler Faktor für die Attraktivität und Lebensqualität in Städten. Besonders in kleinen und mittelgroßen Kommunen schätzen die Bürger die lokale Einkaufsinfrastruktur. Ein Indiz dafür: Über 85 Prozent der Befragten kaufen Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs vorwiegend in ihrer eigenen Stadt ein.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur betont die Bedeutung dieser Erkenntnis: "Einkaufsstraßen, Fußgängerzonen und Handelszentren sind so viel mehr als nur Einkaufsmöglichkeiten, sie sind lebendige Treffpunkte in unseren Kommunen." (Quelle: Studie Zukunft des Handels) Diese Aussage unterstreicht, dass Innenstädte nicht nur Konsumtempel, sondern wichtige soziale Räume sind.

Digitalisierung revolutioniert das Einkaufsverhalten

Doch die Studie zeigt auch deutlich, wie stark die Digitalisierung das Konsumverhalten verändert. Im Non-Food-Bereich gewinnt das Online-Shopping zunehmend an Bedeutung. Mehr als die Hälfte der Befragten kauft diese Produkte gerne online oder per Smartphone ein. Ebenso viele vergleichen Produkte vor dem Kauf im Internet.

Diese Entwicklung stellt den stationären Einzelhandel vor große Herausforderungen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Händler digitale Angebote in ihr Geschäftsmodell integrieren. Interessanterweise zeigt die Studie, dass eine Mehrheit der Befragten Interesse an digitalen Angeboten im stationären Handel hat - sei es Click & Collect, lokale Lieferdienste oder Einkaufs-Apps.

Hybride Konzepte: Die Zukunft des Einzelhandels?

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die Zukunft des Einzelhandels in der intelligenten Verknüpfung von Online- und Offline-Angeboten liegt. Digitale Services können den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Nur eine kleine Minderheit (8,3 Prozent) gibt an, nach der Beratung im Geschäft die Produkte online zu kaufen - ein ermutigendes Zeichen für den stationären Handel.

Allerdings offenbart die Studie auch Handlungsbedarf: Nur rund ein Drittel der befragten Händler verfügt über einen Online-Shop. Hier besteht noch erhebliches Potenzial für die Digitalisierung des lokalen Handels. Kommunen und Politik sind gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Unterstützung anzubieten.

Verkaufsoffene Sonntage: Ein Auslaufmodell?

Ein überraschendes Ergebnis der Studie betrifft die verkaufsoffenen Sonntage. Während diese für Städte weiterhin als Mittel zur Steigerung der Innenstadtattraktivität gelten, hat ihre Bedeutung für die Verbraucher insgesamt abgenommen.

Interessanterweise zeigt sich hier ein Generationenunterschied: Jüngere Menschen halten verkaufsoffene Sonntage eher für wichtig, während das Interesse mit zunehmendem Alter deutlich sinkt.

Für Händler stehen bei der Teilnahme an verkaufsoffenen Sonntagen nicht primär Umsatzgründe im Vordergrund, sondern die Möglichkeit, das eigene Geschäft bekannter zu machen. Als Alternative zu Sonntagsöffnungen könnten sich Events wie Late-Night-Shopping oder kulturelle Veranstaltungen etablieren, die Menschen emotional an die Stadt binden.

 

 

Kernerkenntnisse der NRW-Handelsstudie:

  • Stationärer Handel bleibt zentral: Über 85% kaufen Lebensmittel lokal ein. Der stationäre Handel wird als wichtiger Faktor für die Lebensqualität in Städten wahrgenommen.
  • Digitalisierung im Vormarsch: Mehr als 50% der Befragten kaufen Non-Food-Produkte online. Digitale Angebote wie Click & Collect oder lokale Einkaufs-Apps stoßen auf großes Interesse.
  • Hybride Konzepte gefragt: Verbraucher wünschen sich eine Kombination aus digitalem Komfort und persönlicher Beratung. Nur 8,3% kaufen nach Beratung im Geschäft online.
  • Verkaufsoffene Sonntage verlieren an Bedeutung: Besonders ältere Verbraucher zeigen weniger Interesse. Alternativ könnten Late-Night-Shopping oder kulturelle Events an Bedeutung gewinnen.

 

Fazit

Die Studie zum Einkaufsverhalten in NRW zeichnet ein differenziertes Bild der Zukunft des Einzelhandels. Der stationäre Handel bleibt ein wichtiger Anker für lebendige Innenstädte, muss sich aber den veränderten Konsumgewohnheiten anpassen. Die Herausforderung für Händler, Kommunen und Politik besteht darin, innovative Konzepte zu entwickeln, die das Beste aus der digitalen und der analogen Welt vereinen. Nur so kann der Einzelhandel auch in Zukunft seine zentrale Rolle für die Lebensqualität in unseren Städten behaupten.

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