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Ratgeber für den Alltag > Digitale Krankenakte

ePA: Chancen, Risiken und Auswirkungen auf Mittelstand und Gesundheitssektor

Die schrittweise Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland bringt umfassende Veränderungen im Gesundheitswesen mit sich. Was Sie wissen sollten.

Die elektronische Patientenakte: Ein bedeutender Schritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland. (Foto: picture alliance)

In Deutschland beginnt eine neue Ära der Gesundheitsversorgung: Die elektronische Patientenakte (ePA) wird schrittweise eingeführt. Was für Patienten und Ärzte als digitale Revolution angekündigt wird, könnte auch für den Mittelstand weitreichende Folgen haben. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem digitalen Gesundheitsprojekt, und welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus für Unternehmer?

Die ePA: Ein digitaler Gesundheitsordner für alle

Die elektronische Patientenakte ist mehr als nur eine digitale Version der bekannten Papierakte. Sie soll als umfassender Gesundheitsordner fungieren, in dem alle relevanten medizinischen Dokumente eines Patienten zentral gespeichert werden. Von Arztbriefen über Befunde bis hin zu Röntgenbildern und Medikationsplänen – alles soll künftig per Knopfdruck verfügbar sein. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht sich davon eine deutliche Verbesserung der medizinischen Versorgung. "Die ePA bringt enorme Vorteile für den Patienten», sagte Lauterbach. Die Medikation sei deutlich sicherer. "Schon bei der Einführung werden wir Zehntausenden Menschen das Leben retten können", erklärte er gegenüber der Presse.

Die Einführung erfolgt zunächst in drei Modellregionen: Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen. Nach einer Testphase von etwa vier Wochen soll die ePA dann bundesweit ausgerollt werden. Bemerkenswert ist der Opt-out-Ansatz: Alle gesetzlich Versicherten erhalten automatisch eine ePA, es sei denn, sie widersprechen ausdrücklich.

Fünf Gründe, warum die ePA ein Erfolg werden könnte

  • Verbesserte Patientensicherheit: Durch den schnellen Zugriff auf alle relevanten Gesundheitsdaten können Ärzte fundierte Entscheidungen treffen und Behandlungsfehler vermeiden.
  • Effizienzsteigerung: Die ePA reduziert Bürokratie und Doppeluntersuchungen, was Zeit und Kosten spart.
  • Bessere Vernetzung: Rund 200.000 Leistungserbringer im Gesundheitswesen werden durch die ePA besser vernetzt, was die Zusammenarbeit erleichtert.
  • Patientenempowerment: Patienten haben jederzeit Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten und können aktiver an ihrer Behandlung mitwirken.
  • Forschungsförderung: Anonymisierte Daten können für medizinische Forschungszwecke genutzt werden, was Innovationen im Gesundheitssektor vorantreiben kann.

Wirtschaftliche Chancen für den Mittelstand

Die Einführung der ePA bietet nicht nur Vorteile für Patienten und Ärzte, sondern eröffnet auch neue wirtschaftliche Perspektiven für den Mittelstand. Insbesondere Unternehmen aus dem IT- und Gesundheitssektor könnten von dieser Entwicklung profitieren. Softwareentwickler und IT-Dienstleister haben die Chance, sogenannte GesundheitsApps zu entwickeln, welche als Medizinprodukt zugelassen werden und von Ärzten per Rezept verordnet werden können. Mehr dazu beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Auch für Hersteller von medizinischen Geräten ergeben sich neue Möglichkeiten. So können sie beispielswiese Daten aus Waerables in die elektronische Patientenakte (ePA) integrieren. Dabei sind sie jedoch darauf beschränkt, Daten ausschließlich zu schreiben, nicht zu lesen. Um sicherzustellen, dass die von ihnen bereitgestellten Daten tatsächlich nützlich sind, sind Absprachen mit Primärsystem-Herstellern notwendig. Wer beispielsweise Fitnesstracker herstellt, sollten daran arbeiten, dass seine Produkte in der Lage sind, relevante und nützliche Daten für Ärzte so zu erzeugen, sodass diese Daten von den Medizinern auch effektiv genutzt werden können und einen echten Mehrwert darstellen.

Optimierung des Apothekenprozesses: Der digital gestützte Medikationsprozess ermöglicht es Apothekern, vor der Einlösung eines Rezepts die Medikationsübersicht aus der elektronischen Patientenakte (ePA) abzurufen. Dadurch können sie potenzielle Wechselwirkungen erkennen und gegebenenfalls alternative Behandlungsvorschläge unterbreiten.

Der Digitalverband Bitkom sieht in der ePA einen "Meilenstein bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens". Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder betont gegenüber der Tagesschau: "Die Patientenakte ist das Herzstück des digitalen Gesundheitssystems. Mit ihr werden Behandlungsprozesse verbessert und Bürokratie wird drastisch reduziert."

Herausforderungen und Risiken der elektronischen Krankenakte

Trotz der vielversprechenden Aussichten gibt es auch Bedenken und Risiken im Zusammenhang mit der ePA:

1. Datenschutzbedenken:

Der Schutz vertraulicher Gesundheitsdaten hat oberste Priorität. Im Jahr 2024 machte der Chaos Computer Club (CCC) auf bestehende Sicherheitslücken aufmerksam. Im Januar 2025 stellte Gesundheitsminister Lauterbach klar, dass diese Bedenken identifiziert und behoben wurden.

2. Akzeptanzprobleme:

Die Akzeptanzprobleme der digitalen Gesundheitskarte resultieren oft aus Datenschutzbedenken und mangelndem Wissen über ihren Nutzen. Um diese Bedenken auszuräumen, ist eine flächendeckende Aufklärung notwendig, die die Vorteile und Sicherheitsmaßnahmen der Karte klar kommuniziert.

3. Zusätzlicher Aufwand:

Ärzte und medizinisches Personal befürchten einen erhöhten Arbeitsaufwand durch die Digitalisierung. Eine Hausärztin aus Oberhausen berichtet von "doppelter Buchführung" durch parallele digitale und analoge Dokumentation.

 

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