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Geld & Vorsorge > CO2-Grenzwerte Automobilbranche

EU lockert CO2-Vorgaben für Autohersteller – Zulieferer und Händler bleiben unter Druck

Die EU gewährt Autoherstellern mehr Flexibilität bei CO2-Grenzwerten bis 2027. Zulieferer und Händler profitieren nicht direkt von den Erleichterungen.

Die Europäische Union kommt den Autoherstellern bei der Einhaltung der CO2-Flottengrenzwerte entgegen. Laut einer Analyse des International Council on Clean Transportation (ICCT) liegen die durchschnittlichen CO2-Emissionen neu zugelassener Pkw im Europäischen Wirtschaftsraum aktuell bei 103 g/km - deutlich über dem für 2025 vorgesehenen Grenzwert von 93 g/km. Um drohende Strafzahlungen zu vermeiden, dürfen die Hersteller ihre Reduktionsleistungen nun über einen längeren Zeitraum strecken.

Details der EU-Erleichterungen für Autohersteller

Die EU-Kommission plant eine Flexibilisierung der CO2-Vorgaben, auch als "Averaging" bezeichnet. Statt die Grenzwerte jährlich einhalten zu müssen, können Hersteller ihre Emissionen von 2025 bis 2027 im Durchschnitt bilanzieren. Dies verschafft ihnen mehr Zeit für die Umstellung ihrer Flotten. Zudem werden Strafzahlungen bei Nichteinhaltung der Ziele bis 2027 ausgesetzt.

Die Grenzwerte selbst bleiben unverändert. Jeder Hersteller hat einen individuellen CO2-Grenzwert, der das durchschnittliche Leergewicht seiner Flotte berücksichtigt. So liegt der Wert für Volvo bei 90 g CO2/km, für Fiat mit leichteren Fahrzeugen bei 99 g CO2/km. Pro Gramm Überschreitung und verkauftem Auto drohen theoretisch 95 Euro Strafe.

Reaktionen und Strategien der Autohersteller

Die Hersteller reagieren unterschiedlich auf die neuen Rahmenbedingungen. BMW liegt mit 92 g CO2/km bereits im Zielkorridor, dank eines Elektroauto-Anteils von 25 Prozent und 15 Prozent Plug-in-Hybriden. Volkswagen verfehlt mit 109 g CO2/km das Ziel von 92 g CO2/km noch deutlich, plant aber eine Intensivierung des Elektroauto-Verkaufs.

Toyota ist mit 98 g CO2/km nur knapp über seinem Zielwert und wird ab Sommer mit dem Urban Cruiser ein neues Elektromodell im Volumensegment anbieten. Stellantis erwägt, das "Averaging" zu nutzen und ein mögliches Verfehlen der 2025er-Vorgaben durch Übererfüllung in den Folgejahren auszugleichen.

Auswirkungen auf die Zulieferindustrie

Für die mittelständische Zulieferindustrie, etwa in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, bringen die EU-Erleichterungen keine direkten Vorteile. Matthias Möhrle, Geschäftsführer bei der Helmut Hechinger GmbH, betont die Notwendigkeit stabiler politischer Rahmenbedingungen und gezielter Förderprogramme für Zulieferer.

Arnd Franz, CEO von Mahle, fordert ein klares Bekenntnis zu Technologieoffenheit bei den CO2-Vorgaben. Horst-Rainer Petermann von Güntert Präzisionstechnik kritisiert das massive Eingreifen der Politik zugunsten der Elektromobilität als Schieflage für die gesamte Branche.

Unveränderte Verkaufsziele für Autohändler

Trotz der Erleichterungen für Hersteller bleiben die Elektroauto-Verkaufsziele für Händler unverändert hoch. VW fordert von seinen Autohäusern einen E-Auto-Anteil von 25 Prozent, Stellantis 20 Prozent. Toyota zeigt mit 17 Prozent (inklusive Plug-in-Hybride) die größte Nachsicht.

Diese Quoten haben oft entscheidenden Einfluss auf das Betriebsergebnis der Händler, da sie mit Bonuszahlungen verknüpft sind. Viele Autohäuser fühlen sich dadurch von den Herstellern alleingelassen, da sie die Verkaufsziele trotz der schwierigen Marktlage für Elektrofahrzeuge erfüllen müssen.

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