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Geld & Vorsorge > Edelmetallmarkt: Goldpreis-Rekord

Goldpreis erreicht Rekordmarke von 3.000 Dollar pro Feinunze

Geopolitische Spannungen und Zollstreitigkeiten treiben den Goldpreis auf ein neues Allzeithoch. Raffinerien verzeichnen ungewöhnlich hohe Nachfrage.

Treiber des Goldpreisanstiegs

Der aktuelle Preisanstieg wird maßgeblich durch geopolitische Risiken und einen eskalierenden Zollstreit angetrieben. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar hat das Edelmetall mehr als zehn Prozent an Wert gewonnen. In dieser Zeit gab es immer wieder Zollankündigungen der US-Regierung, die teilweise auch wieder zurückgenommen wurden.

Tobias Kascha, Deutschland-Geschäftsführer von Philoro Edelmetalle, erklärt: "Einfach gesprochen: Der Goldpreis spiegelt die aktuelle 'Summe aller Ängste' wider." Die widersprüchlichen Signale aus der US-Regierung belasten die Märkte zusätzlich und führen dazu, dass Anleger vermehrt auf Gold als sicheren Hafen setzen.

Auswirkungen auf die Goldindustrie

Die gestiegene Nachfrage nach Gold hat direkte Auswirkungen auf die Goldraffinerien. Bei der Argor-Heraeus-Raffinerie in der Südschweiz laufen die Goldöfen derzeit rund um die Uhr, wie Co-Geschäftsführer Robin Kolvenbach berichtet. "Normalerweise dauert so ein Nachfragehoch mal ein bis zwei Wochen", erklärt Kolvenbach. "Derzeit hält der Boom aber schon mehr als drei Monate an. Das ist ungewöhnlich."

Die Preisverzerrungen durch die US-Handelspolitik führen dazu, dass die Preise für Goldfutures am New Yorker Handelsplatz Comex höher sind als auf dem Londoner Edelmetallmarkt. Dies ermöglicht Händlern, die das Edelmetall über den Atlantik transportieren, Arbitragegewinne zu erzielen.

Einfluss der US-Geldpolitik

Neben den geopolitischen Faktoren spielt auch die US-Geldpolitik eine wichtige Rolle für den Goldpreis. Die jüngsten US-Inflationsdaten haben die Hoffnung verstärkt, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik lockern werde. Der Markt preist eine weitere Senkung um 25 Basispunkte im Juni ein, wobei für das gesamte Jahr Lockerungen um rund 70 Basispunkte erwartet werden.

Niedrigere Zinssätze steigern typischerweise die Attraktivität des unverzinsten Edelmetalls. Die Analysten der ING betonen, dass moderate US-Inflationsdaten die Erwartungen an eine lockerere Geldpolitik der Fed befeuert haben, was wiederum den Goldpreis antreibt.

Handelskonflikte als Preistreiber

Die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte sorgen für zusätzliche Marktturbulenzen und könnten der Konjunktur schaden. Anleger fürchten, dass diese Entwicklung in den kommenden Monaten zu weiteren Verwerfungen an den Märkten führen könnte. IG-Marktstratege Yeap Jun Rong betont, dass Gold in diesem Umfeld ein attraktiver sicherer Hafen bleibe.

Nitesh Shah, Rohstoffstratege bei WisdomTree, ergänzt: "Der Hunger nach Gold ist derzeit stark, und dies könnte auch so bleiben, wenn diese chaotische Politikgestaltung anhält." Die Analysten von ANZ prognostizieren, dass der Goldpreis im Jahr 2025 voraussichtlich ein Rekordhoch von 3050 Dollar pro Feinunze erreichen wird.

Gold als Fluchtwährung in Krisenzeiten

Seit Jahrhunderten dient Gold als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher oder politischer Unsicherheiten. Besonders in Phasen geopolitischer Spannungen oder finanzieller Instabilität verzeichnet das Edelmetall oft erhebliche Preissteigerungen.

  • Beispiele:
    • Ölkrisen der 1970er-Jahre: Die Unsicherheit durch die Ölpreisschocks (1973 und 1979) führte zu einem starken Anstieg des Goldpreises. 1980 erreichte Gold ein damaliges Rekordhoch von rund 850 Dollar pro Feinunze.
    • Finanzkrise 2008: Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers flüchteten Investoren in Gold, was den Preis bis 2011 auf ein neues Hoch von über 1.900 Dollar trieb.
    • COVID-19-Pandemie (2020): Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ließen den Goldpreis über die Marke von 2.000 Dollar steigen.

Die aktuelle  Situation mit Donald Trumps Zollstreitigkeiten ähnelt zudem historischen Phasen protektionistischer Politik, etwa der Großen Depression in den 1930er-Jahren, als der Smoot-Hawley-Tarif (1930) Handelskonflikte auslöste und die Weltwirtschaftskrise verschärfte.

Ähnliche Spannungen in den 1980er-Jahren zwischen den USA und Japan über Währungs- und Handelsfragen hatten ebenfalls Auswirkungen auf Rohstoffpreise.

Auch ist die Rolle der US-Notenbank (Fed) historisch immer ein zentraler Faktor für den Goldpreis. In Phasen niedriger Zinssätze und hoher Inflation tendiert Gold dazu, an Wert zu gewinnen. Besonders auffällig ist die Parallele zur 1970er-Stagflation, als die Fed eine expansive Geldpolitik verfolgte, was zu hohen Inflationsraten und einem Goldboom führte.

Fazit

Der aktuelle Rekordpreis von 3.000 Dollar pro Feinunze passt in ein historisches Muster, in dem Krisen, Handelskonflikte und geldpolitische Unsicherheiten Gold antreiben. Die Parallelen zu den 1970er-Jahren, der Finanzkrise 2008 und jüngsten wirtschaftlichen Spannungen zeigen, dass der Goldpreis immer wieder als Barometer für wirtschaftliche Ängste und geopolitische Unsicherheit fungiert.

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