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Ratgeber für den Alltag > Gastro Start-up

HiddenTable: Wie eine App das Fine Dining digitalisiert

| Markt und Mittelstand Redaktion

HiddenTable bringt Struktur in die Welt der Haute Cuisine – nicht durch Rabatte, sondern durch Verbindlichkeit, Auswahl und digitale Intelligenz.

(Foto: ki-generiert / chatGPT)

Apps verändern zunehmend, wie wir essen, buchen – und genießen. Fine Dining war lange ein Spiel der Geduld und der Privilegien. Wer einen Tisch bei einem der führenden Sterne-Restaurants ergattern wollte, musste nicht selten monatelang im Voraus planen – oder auf ein Storno hoffen. Spontaneität war kein Teil des Systems, sondern dessen Antithese. HiddenTable will genau hier ansetzen – nicht als weitere Buchungsplattform, sondern als Impulsgeber für ein neues Verhältnis zwischen Gast und Gastronomie.

Zugang durch Vorauswahl – nicht durch Vitamin B

Hinter dem 2023 gegründeten Start-up stehen Malte Herbst und Laura Hutter, die mit ihrer App die ritualisierte Distanz in der Spitzengastronomie hinterfragen – und zugleich modernisieren. Der Gedanke: Reservierungen wie Tickets im Kulturbetrieb. Ein Menü wird im Voraus gebucht, verbindlich bezahlt – das reduziert No-Shows, schafft Planbarkeit für die Küchen und ermöglicht Gästen Zugang zu kurzfristig verfügbaren Plätzen, ohne dabei den Charakter des Abends zu entwerten.

Dabei versteht sich HiddenTable nicht als digitale Resteverwertung, sondern als kuratierende Instanz. Nur ausgewählte Häuser werden aufgenommen – darunter etablierte Sterne-Adressen, aber auch progressive Konzepte junger Küchenchefs, die ohne klassischen Preis am Revers auskommen. Entscheidend ist, so Hutter, „dass Küche, Atmosphäre und Anspruch zusammenpassen – nicht die Auszeichnung.“

Digitaler Zugang zur kulinarischen Gegenwart

Der Anstoß kam – wie so oft bei Gründungserzählungen – aus einem persönlichen Erlebnis. Herbst und seine Partnerin saßen in einem renommierten Restaurant, das an diesem Abend nahezu leer war. Die Frage, warum solche Lücken nicht gezielt gefüllt werden, ohne das Markenbild zu beschädigen, ließ ihn nicht los. Die Antwort wurde ein Geschäftsmodell: HiddenTable verkauft freie Kapazitäten in Echtzeit, ohne Rabatt-Charme oder Buchungsgebühren, sondern als sorgfältig ausgewähltes Erlebnis für eine urbane Zielgruppe.

Das Geschäftsmodell: verbindlich buchen, digital erleben

Im Zentrum steht dabei der Gedanke der Verbindlichkeit: Wer bucht, zahlt sofort. Was für viele ungewohnt erscheint, entspricht gängigen Standards in Kultur, Hotellerie und Flugverkehr – nur in der Gastronomie ist es bisher kaum verbreitet. Die Vorteile liegen auf der Hand: sichere Planung, weniger Leerlauf, mehr Wertschätzung für Küche und Personal. Gleichzeitig erlaubt das Modell Restaurants eine flexiblere Preisgestaltung bei voller Kontrolle über Sichtbarkeit und Inszenierung.

HiddenTable versteht sich dabei nicht nur als technischer Anbieter, sondern auch als Kommunikationspartner: Für teilnehmende Restaurants entstehen Inhalte – von Event-Ankündigungen bis zu Social-Media-Paketen. Der „Hidden Brunch Club“, eine Pop-up-Reihe, verknüpft physisches Erlebnis mit digitaler Community – und stellt damit bewusst das klassische Abendessen infrage.

Skalierung mit Augenmaß

Nach dem erfolgreichen Start in Hamburg und München expandiert HiddenTable derzeit nach Düsseldorf, bald folgen Berlin, Zürich und Wien. Die Skalierung erfolgt selektiv: Qualität schlägt Reichweite. Wo andere Plattformen in Quantität denken, kuratiert HiddenTable gezielt – auch um der Partnergastronomie Profil und Differenzierung zu sichern.

Das Resultat ist mehr als eine smarte Buchungs-App. Es ist ein neues Ökosystem für gehobene Gastronomie, das Nähe schafft, ohne Exklusivität aufzugeben. Für Gäste bedeutet es spontanen Zugang zu außergewöhnlichen Erlebnissen. Für Restaurants bedeutet es ein Stück unternehmerische Souveränität in einem Markt, der zunehmend unter Margendruck steht.

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