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Geld & Vorsorge > Arbeitsmarktentwicklung Deutschland

Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt: Industrieunternehmen bauen Stellen ab

Das Ifo-Beschäftigungsbarometer fällt im März auf 92,7 Punkte. Besonders die Industrie plant weiteren Stellenabbau. Die Arbeitslosigkeit könnte leicht steigen.

Die Stimmung am deutschen Arbeitsmarkt trübt sich weiter ein. Das Beschäftigungsbarometer des Münchner Ifo-Instituts sank im März von 93,0 auf 92,7 Punkte. Dies ist der zweitniedrigste Wert seit der Hochphase der Corona-Pandemie. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, prognostiziert: "Die Arbeitslosigkeit wird wohl weiter leicht ansteigen."

Kaum ein Unternehmen der Branche bleibt von Arbeitsplatzabbau verschont

Besonders deutlich zeigt sich der Trend zum Stellenabbau in der Industrie. Hier sank der Wert des Beschäftigungsbarometers von minus 19,8 auf minus 21,7 Punkte. "Kaum ein Unternehmen der Branche bleibt von Arbeitsplatzabbau verschont", erklären die Ifo-Forscher. Konkrete Beispiele unterstreichen diese Entwicklung: Große Arbeitgeber wie VW, Audi, Bosch und der Autozulieferer ZF aus Friedrichshafen haben umfangreiche Jobabbauprogramme angekündigt.

Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) bestätigt diesen Trend: 44 Prozent der befragten Industrieunternehmen planen Stellenabbau, nur 14 Prozent wollen Neueinstellungen vornehmen. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg schätzt, dass "mehr als 10.000 Jobs pro Monat" in der Industrie verloren gehen.

Lufthansa plant rund 10.000 neue Mitarbeiter einzustellen

Während die Industrie unter Druck steht, zeigen sich in anderen Wirtschaftssektoren unterschiedliche Entwicklungen. Im Handel liegt der Wert des Ifo-Barometers bei minus 12,9 Punkten, weist aber zuletzt einen leichten Aufwärtstrend auf. Der Dienstleistungssektor verzeichnet einen Rückgang auf minus 2,8 Punkte, was auf eine zunehmende Vorsicht der Arbeitgeber hindeutet. Im Baugewerbe liegt der Index mit minus 1,8 Punkten nur leicht im negativen Bereich und zeigt einen zuletzt eher positiven Trend.

Einige Branchen suchen weiterhin aktiv nach Personal. Die Lufthansa Group plant beispielsweise, in diesem Jahr rund 10.000 neue Mitarbeiter einzustellen, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Am Frankfurter Flughafen sollen allein 60 weitere Aircraft Loading Supervisors eingestellt werden.

Arbeitslosenquote steigt

Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt haben konkrete Auswirkungen auf Arbeitnehmer. Pablo Ole Schmidt, Softwareentwickler bei ZF in Friedrichshafen, berichtet von Unsicherheit und finanziellen Einbußen: "Ich wurde mit einem 40-Stunden-Vertrag angestellt, dieser Vertrag wurde schon auf 35 Stunden reduziert." Inklusive Zusatzzahlungen habe er nun rund 14 Prozent weniger in der Tasche.

Die Arbeitslosenquote in Deutschland, die seit 2017 unter sechs Prozent lag, stieg im vergangenen Jahr auf sechs Prozent an. Im Januar und Februar 2025 lag sie bei 6,4 Prozent. Enzo Weber betont: "Angesichts der konjunkturellen Situation, wo wir beim Wirtschaftswachstum ein Minus zu verzeichnen haben, steht die Beschäftigung immer noch wirklich gut da."

Fachkräftemangel geht zurück

Parallel zum Stellenabbau in der Industrie geht auch der oft beklagte Fachkräftemangel zurück. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts klagen im Januar 2025 nur noch rund 18 Prozent aller Industrieunternehmen über zu wenig Fachkräfte. Im dritten Quartal 2022 lag dieser Wert noch bei 44,5 Prozent. Insgesamt sank der Anteil der Unternehmen mit Schwierigkeiten bei der Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte von etwa 50 Prozent im dritten Quartal 2022 auf 28,3 Prozent im Januar 2025.

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