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Studien & Forschung > Homeoffice-Trend

Ifo-Umfrage: Homeoffice bleibt bei 24,5 % stabil

Trotz Rückkehr-Trend: Laut Ifo-Umfrage arbeitet jeder Vierte weiter im Homeoffice – Dienstleister mit Spitzenwert von 34,3 %.

(Foto: shutterstock)

Die Arbeitswelt in Deutschland hat sich nachhaltig verändert. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts arbeiten 24,5 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice. Diese Quote bleibt seit April 2022 nahezu unverändert und zeigt, dass sich die Arbeit von zu Hause fest etabliert hat. Trotz vereinzelter Initiativen von Unternehmen, ihre Mitarbeiter zurück ins Büro zu holen, lässt sich kein statistisch signifikanter Rückgang des Homeoffice-Anteils feststellen.

Branchenspezifische Unterschiede bei Homeoffice-Nutzung

Die Ifo-Umfrage offenbart deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Wirtschaftssektoren. An der Spitze stehen Dienstleistungsunternehmen, wo 34,3 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten. Im verarbeitenden Gewerbe liegt der Anteil bei 16,9 Prozent, gefolgt vom Handel mit 12,5 Prozent. Schlusslicht ist die Baubranche mit lediglich 4,6 Prozent Homeoffice-Anteil.

Besonders auffällig sind die Unterschiede innerhalb des verarbeitenden Gewerbes: In der Textilindustrie arbeitet etwa jeder Dritte zumindest teilweise von zu Hause. Auch in der Chemie- und Pharmabranche, bei Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten sowie im Maschinenbau ist der Homeoffice-Anteil überdurchschnittlich hoch. Im Gegensatz dazu nutzen Beschäftigte in der Schuhherstellung oder der Nahrungs- und Futtermittelproduktion diese Arbeitsform deutlich seltener.

Produktivität und hybride Arbeitsmodelle

Entgegen mancher Befürchtungen zeigt die Forschung, dass hybride Homeoffice-Modelle die Produktivität in der Regel nicht beeinträchtigen. Jean-Victor Alipour vom Ifo-Institut betont: "Wenn Präsenztage stärker koordiniert werden, stärkt das sogar den persönlichen Austausch und die Produktivität." Dabei verringert sich zwar die Flexibilität für die Beschäftigten, der Umfang der Homeoffice-Arbeit bleibt jedoch weitgehend unverändert.

Diese Erkenntnisse sind besonders relevant für Unternehmen, die über eine Anpassung ihrer Arbeitsplatzstrategien nachdenken. Die Daten legen nahe, dass ein ausgewogener Mix aus Präsenz- und Heimarbeit sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeiter als auch den Produktivitätsanforderungen der Unternehmen gerecht werden kann.

Remote-Work als Kündigungsstrategie? Warum wirtschaftlich schwache Unternehmen auf Präsenz setzen

Trotz der stabilen Homeoffice-Quote gibt es Unternehmen, die eine verstärkte Rückkehr ihrer Mitarbeiter ins Büro forcieren. Eine Randstad-ifo-Personalleiterbefragung ergab, dass 20 Prozent der Firmen die Möglichkeit auf Homeoffice reduzieren wollen. Jedes zehnte Unternehmen plant sogar, das Arbeiten von zu Hause komplett abzuschaffen. Besonders betroffen sind kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern, von denen 19 Prozent das Homeoffice verbieten wollen.

Auch Großunternehmen setzen teilweise auf strengere Regeln. Bei Mercedes-Benz sollen beispielsweise alle leitenden Führungskräfte wieder vor Ort im Büro arbeiten. Der Tech-Riese Amazon hat das Homeoffice zu Beginn des Jahres komplett gestrichen. SAP, die Deutsche Bank, Bosch und Covestro gehören ebenfalls zu den Unternehmen, die ihre Homeoffice-Regelungen überdenken.

Interessanterweise zeigt eine US-Studie, dass es vor allem wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen sind, die Remote-Work begrenzen wollen. Dabei geht es oftmals nicht primär um Produktivitätssteigerungen, sondern um die Förderung freiwilliger Kündigungen. Diese Strategie birgt jedoch Risiken, da sie zu einem Verlust qualifizierter Mitarbeiter führen kann.

Auswirkungen auf Arbeitnehmer und Arbeitsmarkt

Die Möglichkeit zur Heimarbeit hat auch Auswirkungen auf die Wohnortwahl der Beschäftigten. Daten aus den Niederlanden zeigen, dass Mitarbeiter mit Homeoffice-Option im Durchschnitt weiter vom Arbeitsplatz entfernt wohnen. Mit durchschnittlich 40 Minuten haben sie einen um eine Viertelstunde längeren Weg als Arbeitnehmer ohne Homeoffice-Möglichkeit.

Auch in Deutschland beobachten Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) einen ähnlichen Trend: Beschäftigte, deren Beruf das Arbeiten von zu Hause ermöglicht, ziehen häufiger weiter weg vom Arbeitsplatz oder nehmen Stellen an, die weiter vom Wohnort entfernt sind. Diese Entwicklung könnte langfristig zu einer Neugestaltung der Arbeitsmärkte und einer Veränderung der Siedlungsstrukturen führen.

Vorteile: Flexibilität und Effizienz als Schlüsselargumente

Befürworter des Home-Office verweisen auf eine Vielzahl überzeugender Vorteile. Allen voran steht die Zeitersparnis durch wegfallende Pendelzeiten, die nicht nur den Stress reduziert, sondern auch mehr Raum für Familie, Freizeit und Erholung lässt. Zudem berichten viele Beschäftigte von einer höheren Konzentration und Produktivität, da sie in der häuslichen Umgebung weniger Ablenkungen durch Meetings, Bürogespräche oder Störungen ausgesetzt sind.

Ein weiterer Pluspunkt: die verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, was vor allem für Eltern und pflegende Angehörige ein entscheidender Faktor sein kann. Auch aus wirtschaftlicher Sicht bietet das Home-Office Vorteile – sowohl Arbeitnehmende als auch Unternehmen sparen Kosten, etwa für Fahrtwege, Büroflächen oder Verpflegung. Und nicht zuletzt schätzen viele die größere Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung, die ihnen ermöglicht, produktive Phasen individuell zu nutzen.

Nachteile: Isolation und neue Belastungen

Gleichzeitig sind die Herausforderungen nicht zu unterschätzen. Kritiker warnen vor einer zunehmenden sozialen Isolation, dem Verlust von Teamgeist und einem erschwerten Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen im beruflichen Kontext. Die Kommunikation und Koordination im Team gestaltet sich oftmals schwieriger, Missverständnisse entstehen leichter, und spontane Abstimmungen entfallen häufig.

Hinzu kommt das Risiko, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen – was nicht selten zu Überlastung und mentaler Erschöpfung führt. Viele erleben den Druck, ständig erreichbar zu sein, und geraten in eine Form der Selbstausbeutung, die langfristig krank machen kann. Auch Führungskräfte stehen vor neuen Herausforderungen: Mitarbeiterführung, Motivation und Weiterentwicklung auf Distanz erfordern andere Kompetenzen und eine bewusste Gestaltung.

Fazit: Keine Einheitslösung – auf die Balance kommt es an

Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte. Ein pauschales Urteil über das Home-Office ist nicht möglich. Vielmehr hängt dessen Erfolg von zahlreichen individuellen Faktoren ab: der Art der Tätigkeit, der technischen Ausstattung, der Unternehmenskultur sowie den persönlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden.

Eine hybride Lösung, die die Vorteile beider Arbeitsformen vereint, scheint für viele der vielversprechendste Weg zu sein. Entscheidend ist, dass Unternehmen klare Strukturen schaffen, den sozialen Austausch fördern und individuelle Spielräume ermöglichen, ohne die gemeinsame Identität zu verlieren.

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