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Führung & HR > Qualifizierungsauszeit bei John Deere

Wie John Deere mit Qualifizierungsauszeit 1.000 Arbeitsplätze sichert

Der Landmaschinenhersteller John Deere führt am Standort Zweibrücken ein innovatives Personalkonzept ein, um Fachkräfte trotz Auftragsflaute zu halten.

John Deere bietet Mitarbeitern in Zweibrücken eine bezahlte Qualifizierungsauszeit mit Arbeitsplatzgarantie, um Fachkräfte langfristig zu binden. (Foto: shutterstock)

In Zeiten rückläufiger Auftragszahlen geht der Landtechnikhersteller John Deere am Standort Zweibrücken neue Wege in der Personalpolitik. Statt Stellen abzubauen, bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern eine bezahlte Auszeit von bis zu vier Jahren - mit Arbeitsplatzgarantie. Diese ungewöhnliche Maßnahme soll nicht nur Kosten sparen, sondern auch qualifizierte Fachkräfte langfristig an das Unternehmen binden.

Qualifizierungsauszeit: Ein innovatives Personalkonzept

Das Herzstück des neuen Personalkonzepts bei John Deere in Zweibrücken ist die sogenannte Qualifizierungsauszeit. Mitarbeiter können für einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren freiwillig aus dem Unternehmen ausscheiden, erhalten dafür eine Prämie und haben die Garantie, anschließend wieder einen mindestens gleichwertigen Arbeitsplatz zu bekommen. Frank Schättle, Personalleiter und Teil der Geschäftsführung in Zweibrücken, erklärt: "Wir brauchen die Menschen mit Erfahrung, mit Know-how. Wir brauchen die Facharbeiter."

Das Programm richtet sich vor allem an jüngere Mitarbeiter und frisch Ausgelernte. Ein Beispiel ist der 25-jährige Maurice Cornelisse, der die Chance nutzt, um sich zum Techniker weiterzubilden und anschließend zu reisen. "Ich wusste, wenn das Arbeitsleben anfängt, dass ich keine Zeit mehr habe, um mir die Welt anzuschauen", sagt Cornelisse. Die Arbeitsplatzgarantie gibt ihm dabei die nötige Sicherheit.

Wirtschaftlicher Hintergrund: Herausforderungen in der Landtechnikbranche

Die Einführung des Auszeitmodells ist eine Reaktion auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. John Deere, wie viele andere Landtechnikhersteller, kämpft derzeit mit einer deutlich zurückgegangenen Nachfrage. "Wir erleben derzeit einen global rückläufigen Markt und bauen daher weniger Maschinen", erläutert Frank Schättle. Am Standort Zweibrücken, wo rund 1.000 Menschen beschäftigt sind, hat das Unternehmen bereits die Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden reduziert und Sonderzahlungen in zusätzliche freie Tage umgewandelt.

Vorteile für Arbeitnehmer und Unternehmen

Das Auszeitmodell bietet sowohl für die Mitarbeiter als auch für John Deere Vorteile. Die Beschäftigten erhalten die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung, ohne ihren Arbeitsplatz zu riskieren. Für das Unternehmen bedeutet es eine Kostenersparnis in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, ohne wertvolle Fachkräfte zu verlieren.

Bisher haben sich 30 von 1.000 Beschäftigten für das Programm entschieden. Das Kontingent wurde aufgrund der hohen Nachfrage von ursprünglich 24 auf 44 Plätze aufgestockt. Marc Möller, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, ist zuversichtlich: "Die allermeisten Arbeitnehmer werden wieder zurückkommen."

Kritische Betrachtung und Zukunftsperspektiven

Trotz der positiven Resonanz gibt es auch kritische Stimmen. Es bleibt abzuwarten, ob tatsächlich alle Teilnehmer nach ihrer Auszeit zu John Deere zurückkehren werden. Zudem ist das Programm bisher nur für den Standort Zweibrücken konzipiert. Eine Ausweitung auf andere Standorte wird von der Unternehmensleitung in Betracht gezogen, sollte sich der Landmaschinenmarkt nicht rasch erholen.

Die IG Metall bewertet das Konzept grundsätzlich positiv, weist aber darauf hin, dass es vor allem von jüngeren Beschäftigten in Anspruch genommen wird. Langfristig könnte dies zu einem Ungleichgewicht in der Altersstruktur der Belegschaft führen.

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