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Krise in der Baubranche: Hofer Unternehmen Sprenger GmbH meldet Insolvenz an

Baubranche am Limit: Nach der Insolvenz der Sprenger GmbH – was jetzt passieren muss, damit die Bauwirtschaft nicht kollabiert.

Das renommierte Hofer Bauunternehmen Sprenger GmbH hat Insolvenz angemeldet. Die Firma, bekannt für Projekte wie den Neubau der Hofer Jahnhalle und den Wiederaufbau des Teufelsstegs im Höllental, steht exemplarisch für die zunehmenden Schwierigkeiten in der deutschen Baubranche.

Rückgang der Auftragseingänge belastet Bausektor

Die Insolvenz der Sprenger GmbH ist kein Einzelfall, sondern symptomatisch für die aktuelle Lage der Baubranche in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt verzeichnete das Bauhauptgewerbe bereits Ende 2023 einen realen Rückgang der Auftragseingänge um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders drastisch fiel der Einbruch im Wirtschaftsbau aus, wo die Aufträge um 16,6 Prozent zurückgingen.

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), betont: "Diesmal liegt es aber nicht nur am Wohnungsbau, sondern auch an den übrigen Bausparten." Diese Entwicklung trifft die gesamte Branche hart, da der Bausektor etwa 6 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung ausmacht und indirekt für rund 10 Prozent des BIP verantwortlich ist.

Steigende Kosten und sinkende Kapazitäten

Ein wesentlicher Faktor für die Krise sind die steigenden Baukosten.

  • Im November 2024 stiegen die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland um 3,1 % gegenüber November 2023. ​

  • Der Baupreisindex für Bauleistungen an Wohngebäuden erreichte im Jahr 2024 rund 130 Punkte (Basisjahr 2021 = 100), was einen deutlichen Anstieg gegenüber den Vorjahren darstellt. ​

Dies führt dazu, dass Bauunternehmen wie die Sprenger GmbH zunehmend unter Druck geraten. Gleichzeitig sinken die Kapazitäten in der Branche: Unternehmen bauen Personal ab und investieren weniger in Maschinen und Ausrüstung. Diese Entwicklung erinnert an die Situation in den 2000er Jahren, als die Bauwirtschaft ebenfalls Kapazitäten abbaute. 

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt, dass es Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern kann, bis abgebaute Kapazitäten wieder aufgebaut sind. Dies könnte langfristige Folgen für die Fähigkeit Deutschlands haben, notwendige Infrastrukturprojekte umzusetzen.

Auswirkungen auf Wohnungsbau und Infrastruktur

Die Krise im Bausektor hat weitreichende Konsequenzen. Besonders betroffen ist der Wohnungsbau, der rund 60 Prozent der Bauwirtschaft ausmacht. Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Wurden vor zwei Jahren noch 300.000 Wohnungen fertiggestellt, sind es aktuell nur noch 200.000.

Auch die dringend benötigten Investitionen in die Infrastruktur leiden unter der angespannten Lage. Das Deutsche Institut für Urbanistik schätzt, dass allein Städte und Gemeinden knapp 350 Milliarden Euro in dringende Instandhaltungen investieren müssten.

Um diesem Investitionsstau entgegenzuwirken, hat die Politik vor zwei Tagen ein umfangreiches Finanzpaket beschlossen. Der Bundestag stimmte am 18. März 2025 mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit für eine Grundgesetzänderung, die es ermöglicht, ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz einzurichten. Am 21. März 2025 gab auch der Bundesrat seine Zustimmung zu diesem Paket. ​

Dieses Sondervermögen soll über zwölf Jahre hinweg Investitionen in die Verkehrs-, Energie- und Bildungsinfrastruktur sowie in den Klimaschutz fördern. Von den 500 Milliarden Euro sind 100 Milliarden Euro direkt für Länder und Kommunen vorgesehen, um Projekte wie die Sanierung von Schulen und Krankenhäusern zu realisieren. ​

Lösungsansätze

Die Probleme der Baubranche sind vielschichtig und erfordern ein Bündel an Maßnahmen. 

Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft sehen insbesondere Chancen in der

  • Reduzierung von Bürokratie 
  • Vereinheitlichung von Baustandards 
  • Digitalisierung von Verwaltungsprozessen.

Um dem Investitionsstau entgegenzuwirken, hat die Politik diese Woche ein umfangreiches Finanzpaket beschlossen. Der Bundestag stimmte am 18. März 2025 mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit für eine Grundgesetzänderung, die es ermöglicht, ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz einzurichten. Am 21. März 2025 gab auch der Bundesrat seine Zustimmung zu diesem Paket. ​

Dieses Sondervermögen soll über zwölf Jahre hinweg Investitionen in die Verkehrs-, Energie- und Bildungsinfrastruktur sowie in den Klimaschutz fördern. Von den 500 Milliarden Euro sind 100 Milliarden Euro direkt für Länder und Kommunen vorgesehen, um Projekte wie die Sanierung von Schulen und Krankenhäusern zu realisieren. ​

Kurzer Blick in die Geschichte

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Baubranche in Deutschland schon mehrfach vor tiefgreifenden Krisen stand. Besonders in den frühen 2000er Jahren litt der Sektor unter einem massiven Auftragsrückgang, der zu einem großflächigen Personal- und Kapazitätsabbau führte. Viele der damals verlorenen Strukturen konnten erst Jahre später wieder aufgebaut werden. 

Die jetzige Situation weist Parallelen auf – mit dem Unterschied, dass der Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur heute deutlich höher ist. Historisch gesehen hat die Branche jedoch immer wieder Wege gefunden, sich anzupassen und zu erholen. Das macht Hoffnung – auch in der aktuellen Krise.

Ausblick

Die Insolvenz der Sprenger GmbH macht deutlich: Es braucht ein entschlossenes Umdenken in der Baupolitik. Die jüngst beschlossenen Milliardenhilfen können nur dann nachhaltige Wirkung entfalten, wenn sie von tiefgreifenden strukturellen Reformen begleitet werden. Konkret fordern Expertinnen und Experten:

  • Abbau bürokratischer Hürden: Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen deutlich beschleunigt und vereinheitlicht werden – auf kommunaler, Landes- und Bundesebene.

  • Bekämpfung des Fachkräftemangels: Durch gezielte Ausbildungsförderung, attraktivere Arbeitsbedingungen und die gesteuerte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte muss der Personalmangel in der Branche adressiert werden.

  • Effiziente Umsetzung staatlicher Investitionen: Die neue Bundesregierung muss sicherstellen, dass die Mittel aus dem Sondervermögen rasch und zielgerichtet fließen.

  • Förderung von Innovation und Digitalisierung: Die Branche braucht gezielte Anreize, um in moderne Technologien, automatisierte Bauprozesse und nachhaltige Bauweisen zu investieren.

  • Verlässliche Rahmenbedingungen: Eine klare, langfristige Baupolitik mit Planungssicherheit für Unternehmen ist unerlässlich, um Investitionen anzuregen und Vertrauen zurückzugewinnen.

Nur durch ein entschlossenes, gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Verbänden kann die Transformation der Bauwirtschaft gelingen – wieder hin zu einer resilienten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Branche.

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