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Ratgeber für den Alltag > Supermarkt-Psychologie

Psychologie am Eingang: Wie Supermärkte versuchen, das Kaufverhalten zu steuern

Neue Eingangsschranken in Supermärkten beremsen gezielt das Tempo – steigern sie so auch Aufmerksamkeit, Verweildauer und Umsatz?

Eintritt in die Welt des Konsums – ein stiller Moment, der alles verändert. (Foto: ki-generiert, chatgpt)

Sie öffnen sich lautlos, aber nicht sofort. Sie geben den Weg frei, aber nicht ganz freiwillig. Und sie sind nicht da, um uns aufzuhalten – sondern um uns zu führen: die neuen Glastüren am Eingang vieler Supermärkte. Was aussieht wie ein weiterer technologischer Schritt im Sicherheitsdenken, ist in Wahrheit ein psychologisches Feintuning am Fundament unseres Kaufverhaltens.

 

Verlangsamung als Strategie

Der Effekt ist simpel: Die Schranken lassen sich Zeit. Diese Mikrosekunden des Innehaltens zwingen den Kunden dazu, Tempo rauszunehmen. Er wird langsamer. Wacher. Empfänglicher - so jedenfalls meinen es die psychologischen Berater der Supermarktketten. Die Schwelle zwischen Alltag und Konsum wird plötzlich spürbar – nicht als Hürde, sondern als Inszenierung.

Psychologen vermuten: Rituale wirken. Wer nicht hetzt, sondern hineingleitet, bleibt länger. Und wer länger bleibt, kauft mehr. Nicht impulsiv – sondern umfassend. Das zeigt sich auch in Zahlen: Einzelne Handelsketten berichten von messbarer Umsatzsteigerung (Studienbericht).

Vom Schutzschild zur psychologischen Zone

Natürlich war der ursprüngliche Gedanke ein anderer: Diebstahlprävention. Doch in einem Zeitalter, in dem jeder zweite Laden mit Kameras durchwoben ist und Security-Mitarbeiter allgegenwärtig sind, wird klar: Die neuen Schranken haben eine andere Hauptaufgabe.

Sie sind keine Grenzposten, sondern Dirigenten. Sie lenken Ströme. Und das mit einer leisen Eleganz, die kaum jemand bemerkt – aber fast jeder spürt. Die erste bewusste Handlung im Supermarkt ist plötzlich nicht das Greifen zum Einkaufswagen, sondern ein Moment des Innehaltens. Verhaltensökonomen sprechen von „Nudging“ – jenem sanften Schubs in eine Richtung, den man kaum wahrnimmt, der aber Wirkung zeigt. Eine kleine Verzögerung, die den Takt setzt.

Diese Entwicklung steht für einen größeren Trend: Die Architektur des Konsums wird psychologisch aufgeladen. Der Raum selbst wird zum Mitspieler. Nicht nur das Licht, die Musik, die Anordnung der Regale – sondern schon der allererste Schritt in den Laden wird geplant. Und wer klug plant, plant Umsatz.

Dass dabei Glas zum Material der Wahl geworden ist, ist kein Zufall: Transparent, hochwertig, fast unsichtbar – es erfüllt die Funktion, ohne sie zu betonen. Denn die erfolgreichste Beeinflussung ist immer die, die sich nicht wie eine anfühlt.

Gewünschte Effekte auf das Kundenverhalten

  • Verlangsamung des Eintritts: Kunden benötigen mehr Zeit, um die erste Zone des Supermarktes zu durchlaufen.
  • Orientierungsphase: Nach dem Passieren der Schranke sollen sich Kunden erst einmal umschauen, anstatt zielstrebig zu einem bestimmten Regal zu gehen. Obst- und Gemüseabteilung direkt hinter den Schranken, sollen Kunden zum Zusatzkauf verführen.
  • Impulskäufe: Die verlangsamte Bewegung und erhöhte Aufmerksamkeit sollen Kunden empfänglicher machen für Angebote und Produktpräsentationen im Eingangsbereich.
  • Verweildauer: Insgesamt verbringen Kunden mehr Zeit im Geschäft, was die Wahrscheinlichkeit für ungeplante Einkäufe erhöht.

Auswirkungen auf Umsätze

  • Umsatzsteigerung: Die verlängerte Verweildauer sowie die bewusste Steuerung des Kundenverhaltens sollen laut Wirtschaftspsychologen dazu beitragen, den Umsatz pro Einkauf zu erhöhen.
  • Marktforschung: Die automatische Erfassung der Kundenströme liefert wertvolle Daten für die Analyse von Stoßzeiten und Kundenfrequenz.
  • Personaleinsatzplanung: Basierend auf den Kundenzahlen kann der Personaleinsatz optimiert werden.
  • Ladengestaltung: Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Optimierung der Warenpräsentation und des Ladenlayouts ein.

Für die Einzelhändler ergeben sich aus dem Einsatz der neuen Schranken also fast ausschließlich Vorteile. 

Zu: The power of in-store journey tracking

Zu: Verweildauer im Einzelhandel

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