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Geld & Vorsorge > Krise im Baumarkt

Restrukturierung bei Hellweg: Baumarktkette schließt mehrere Filialen

Hellweg schließt mehrere Filialen – ein deutliches Signal für den Wandel im Baumarktsektor. Auch mittelständische Anbieter geraten zunehmend unter Druck und sollten ihre Strategien überdenken.

Die Dortmunder Baumarktkette Hellweg zieht Konsequenzen aus der angespannten Marktlage und schließt mehrere Filialen. Die Maßnahme ist Teil einer umfassenden Restrukturierung – und könnte exemplarisch für eine gesamte Branche stehen, die zunehmend unter Druck gerät.

Was einst als krisenresistenter Wachstumsmotor galt, steht nun auf wackeligem Fundament: Die Baumarktbranche, lange gestützt durch Heimwerkerboom und Immobilieninvestitionen, kämpft mit sinkender Nachfrage, steigenden Betriebskosten und wachsendem Online-Wettbewerb. Die Filialschließungen bei Hellweg deuten auf einen tiefgreifenden Strukturwandel hin, der auch andere Marktteilnehmer zu strategischen Anpassungen zwingen dürfte.

Vom Boom zur Konsolidierung

In den vergangenen Jahren zählte die Branche zu den Gewinnern – Umsatzrekorde und volle Märkte bestimmten zeitweise das Bild. Diese Phase scheint vorerst vorbei. Die Nachfrage ist eingebrochen, Konsumenten halten sich angesichts hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit zurück. Besonders betroffen: Hellweg, einst als starker Player im DIY-Segment etabliert.

Unternehmensangaben zufolge sind „massive Herausforderungen der letzten Jahre“ sowie ein „anhaltend schwieriges Konsumklima“ ausschlaggebend für die Neuausrichtung. Der Spardruck ist spürbar – die Inflation wirkt sich nicht nur auf Einkaufspreise, sondern auch auf das Konsumverhalten aus. „Der Euro kann nur einmal ausgegeben werden“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Und dieser Euro fließt derzeit seltener in Farbe, Schrauben oder Laminat.

Standortbereinigung mit Signalwirkung

Die wirtschaftliche Lage spiegelt sich auch in den Branchendaten wider: Der Umsatz im deutschen Baumarkthandel sank von 22,14 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 20,92 Milliarden Euro im Jahr 2024 – ein Rückgang, der strukturelle Ursachen vermuten lässt.

Hellweg prüft deshalb alle Standorte und zieht erste Konsequenzen: Sieben Filialen werden geschlossen oder stehen zur Disposition – darunter Niederlassungen in Münster-Loddenheide, Hagen und Essen-Altenessen. Das Unternehmen setzt dabei auf sozialverträgliche Lösungen. Ein Großteil der Mitarbeitenden soll auf andere Standorte verteilt werden, die Übernahme der Auszubildenden ist nach eigenen Angaben gesichert.

Kein Einzelfall: Auch Wettbewerber reagieren

Hellweg steht mit diesen Maßnahmen nicht allein da. Auch Wettbewerber wie OBI haben 2024 und 2025 mehrere Standorte geschlossen – unter anderem in Sindelfingen, Bad Kreuznach und Kulmbach. Gleichzeitig setzt OBI auf Expansion durch Franchisepartner und internationale Zukäufe, etwa in der Schweiz.

Hellweg verfolgt eine vorsichtig optimistische Linie: Die Restrukturierung sei „erfolgreich im Plan“. Dennoch rechnet das Management für 2025 mit einem „nachhaltig schwachen Markt“ und plant entsprechend konservativ.

Die Konsolidierung im deutschen Baumarkthandel hat damit eine neue Dynamik erreicht. Für Mittelständler in der Branche stellt sich mehr denn je die Frage: Wie widerstandsfähig ist das eigene Geschäftsmodell in einem Markt, der sich grundlegend verändert?

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