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Ratgeber für den Alltag > Interview mit Messechef

Automatica 2025: Wie Roboter Arbeitsplätze retten

Jobangst war gestern: Reinhard Pfeiffer erklärt zur Automatica, warum Roboter und KI heute als Lösung für Fachkräftemangel und demografischen Wandel gelten.

Anfassen erlaubt: Auf der Automatica in München werden die neusten Roboter und Cobots ausgestellt und können direkt ausprobiert werden. (Foto: Messe München)

Das Gespräch führte Thorsten Giersch. 

Betriebe haben viele Herausforderungen. 2025 könnte das dritte Rezessionsjahr in Folge werden. Macht sich das vor der Automatica bemerkbar? 

  • Natürlich nehmen wir die angespannte Stimmung wahr. Dennoch herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung – nicht zuletzt wegen der neuen Regierung, bei der viele hoffen, dass sich Dinge zum Positiven entwickeln. Genau deshalb wollen viele Unternehmen startklar sein. Auf der Automatica präsentieren wir Lösungen für nahezu alle Probleme, mit denen die deutsche Industrie derzeit kämpft. Es ist der weltweit führende Marktplatz für automatisierte, intelligente Produktion. 

Welche Firmengröße sprechen Sie hauptsächlich an? 

  • Das verändert sich deutlich. Natürlich sind die großen Key-Player weiterhin präsent. Doch wir verzeichnen rund 100 Aussteller mehr als noch vor zwei Jahren – vor allem Mittelständler und kleinere Unternehmen, die ihre Lösungen zeigen. Auch auf Besucherseite wächst das Interesse aus dem Mittelstand. Denn gerade diese Betriebe spüren die aktuellen Herausforderungen besonders stark. 

In Deutschland stehen die modernsten Firmen der Welt, aber eben viele Produktionshallen, die kaum automatisiert sind. Wie stehen wir im Vergleich zu anderen Ländern da? 

  • Im internationalen Vergleich ist Deutschland durchaus stark automatisiert – vor allem in Branchen wie der Automobil- und Zulieferindustrie. Neue ­Felder wie Gesundheitswesen und Lebensmittelproduktion entdecken das Thema gerade erst. Oft fehlt noch das Wissen über die Einsatzmöglichkeiten. Vielen ist nicht bekannt, dass Automation und Robotik modular, flexibel und vergleichsweise einfach einsetzbar sind. Genau hier wollen wir Hemmschwellen abbauen und Bewusstsein schaffen. 

Dank künstlicher Intelligenz werden Roboter immer intelligenter. Die Sprünge sind immens. Gab es je eine spannendere Automatica? 

  • Aus meiner Sicht nicht. KI ist mittlerweile real erlebbar und wird zum enormen Beschleuniger der automatisierten Produktion. Besonders in der Robotik spielt sie eine zentrale Rolle – etwa bei der einfacheren Programmierung und Bedienung kleiner Roboter. Diese Fortschritte machen die Technologie nun auch für den Mittelstand hochrelevant. 

Sie betonen das Wort „einfacher“ sehr stark. 

  • Robotik galt lange als teuer und komplex. Doch das ändert sich. Heute gibt es Cobots für rund 5000 Euro, die beispielsweise beim Verpacken helfen. Der Einsatz ist deutlich unkomplizierter geworden, auch was Programmierung und Integration betrifft. Man braucht nicht mehr zwingend einen Systemintegrator, um loszulegen. 

Das wird manchen Beschäftigten und Gewerkschaften nicht nur Freude bereiten. 

  • Dabei werden gerade in Bereichen mit akutem Fachkräftemangel, etwa beim Schweißen, intelligente Roboter dringend gebraucht. Sie übernehmen monotone, körperlich belastende Arbeiten – wie Teig rühren in Bäckereien – und entlasten die Belegschaft. Schon bei der Automatica 2023 galten Roboter nicht mehr als Jobkiller, sondern als Jobretter. Die gesellschaftliche Sichtweise verändert sich deutlich. 

Wie zeigt man all die Roboter auf einer Messe? Buchmessen haben es logistisch da etwas ­einfacher. 

  • Unsere Aussteller zeigen zahlreiche Maschinen im Live-Betrieb und bieten interaktive Foren. Beispielsweise sind Cobots im Einsatz und dadurch sehen Mittelständler sehr konkret, wie Roboter in den eigenen Betrieb passen. Partner wie der Bundesverband Mittelstand unterstützen uns dabei. Neben dem Wissenstransfer rund um KI steht vor allem das Erleben im Vordergrund – ideal für alle, die noch Berührungsängste haben. 

Der Messemann

Reinhard Pfeiffer ist seit  Juli 2022 Co-Chef der Messe München. Er ist unter anderem für Finanzen, Vertrieb und das Beteiligungs­management zuständig. Neben Messen wie der BAU ist er für den Technologie­bereich und damit auch für die Automatica zuständig. 

Zu: Roboter retten den Standort: Warum Deutschlands Arbeitnehmer Automatisierung begrüßen

 

 

 

Wie international ist Ihre Messe? 

  • Wir erwarten rund 750 Aussteller aus etwa 40 Ländern – deutlich mehr als noch vor zwei Jahren. Ein Drittel sind Neuaussteller. Besonders stark vertreten sind China, Südkorea, aber auch europäische Nachbarn wie Italien, Frankreich und die Schweiz. Ebenfalls aus den USA kommt rege Beteiligung. Unsere Aussteller setzen zunehmend auf die Automatica als weltweit führende Messe für intelligente Automation und verzichten auf zweit- oder drittwichtigere Formate. 

Und was tun Sie, damit Sie die Wichtigste bleiben? 

  • Wir zeigen die Zukunft. Dafür arbeiten wir eng mit Partnern wie dem VDMA und vielen weiteren Verbänden zusammen. Im Vorfeld erfragen wir, welche Themen besonders dringend sind. Heute wollen Besucher nicht nur Technik verstehen – sie suchen konkrete Lösungen. Genau das bietet die Automatica. 

Lösungen für welche Fragen, abgesehen vom F­achkräftemangel? 

  • Energieeinsparung, Rohstoffeffizienz und die Vermeidung monotoner Tätigkeiten sind zentrale Themen. Partner wie das Fraunhofer-Institut helfen uns dabei, den Blick in die Zukunft zu richten. Wer in zehn Jahren wettbewerbsfähig sein will, muss jetzt aktiv werden. 

Wie sollten sich Mittelständler auf den Besuch der Messe vorbereiten? 

  • Die sechs Hallen sind noch gut überschaubar. Unsere App hilft, gezielt Informationen vorab zu sammeln: Was interessiert mich? Welche Ziele habe ich? Ich empfehle, schon vorab Termine mit Ausstellern zu vereinbaren – für echte Fachgespräche direkt am Stand. 

Kann die Robotik für Deutschland eine nennenswerte Wachstumsbranche werden? Ein Teil des neuen deutschen Geschäftsmodells? 

  • Unbedingt. Die Automatica findet bewusst parallel zur Laser World of Photonics statt. Deutschland hat hier Weltmarktführer wie Trumpf, ohne deren Technologie es keine Hightech-Halbleiter gäbe. Automatisierung und Robotik helfen, Energie zu sparen, Abfall zu vermeiden und Produktionsausschuss zu senken. Gleichzeitig bieten sie Lösungen für die alternde Gesellschaft. All das macht sie zu einer Zukunftsbranche. << 

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