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Studien & Forschung > Selfcare statt Spa: Wellness wird Lifestyle

Studie: Wellness wird zur Weltanschauung. Wie Millennials und GenZ den Markt neu formen

Jüngere Deutsche investieren verstärkt in Wellness, digitale Produkte boomen – doch Ältere bleiben zögerlich. McKinsey-Studie zeigt neue Prioritäten.

Junge Frau der Generation Z sitzt entspannt mit Kopfhörern auf dem Sofa und nutzt digitale Tools zur mentalen Erholung
Wellness war gestern im Spa oder Luxushotel – heute reicht der Gen Z ein Sofa, Noise-Cancelling und eine App gegen den Weltschmerz. (Foto: shutterstock)

Ein feiner Wandel zeichnet sich ab. Wellness, einst das Reich entspannter Spa-Besucher und ambitionierter Yogis, ist heute Ausdruck eines neuen Lebensentwurfs. Laut dem aktuellen McKinsey-Report „The Future of Wellness“ plant jede/-r fünfte Deutsche, im Jahr 2025 mehr Geld in Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstoptimierung zu investieren. Besonders auffällig: Es sind die Jüngeren, die diesen Markt vorantreiben – selbstbewusst, digital, und mit einem feinen Gespür für individuelle Bedürfnisse.

Generation Wellness

Millennials und die GenZ – häufig belächelt als latte-schlürfende Selbstverwirklicher – zeigen sich als Vorreiter eines gesellschaftlichen Paradigmenwechsels. Für knapp 30 % dieser Gruppen ist Wellness nicht länger ein optionaler Luxus, sondern Teil einer alltäglichen Praxis. Digitale Tools, Achtsamkeits-Apps, Schlaftracker, Retreats in Brandenburg oder auf Bali: Die Idee von Wellness ist entgrenzt – geographisch wie kulturell.

McKinsey-Partner Stefan Rickert fasst es nüchtern zusammen: „Für diese Generationen ist Wellness eine tägliche und sehr persönliche Praxis.“ Zahlen untermauern diese Einschätzung: Während 14 % der jungen Befragten Wellness höher priorisieren als im Vorjahr, sind es bei den Baby Boomern nur 8 %.

Digitale Tools statt Lavendelbad

Ein Blick auf die Produktwahl zeigt: Was früher mit Lavendelbädern und Kräutertee assoziiert wurde, ist heute Hightech. Smartwatches, Meditations-Apps, tragbare Infusionsgeräte – der Wellnessbegriff ist technisiert, datengetrieben, enttabuisiert. Auffällig auch: Die Offenheit gegenüber Themen wie sexueller Gesundheit oder mentaler Balance ist unter den Jüngeren um ein Vielfaches höher als bei älteren Generationen.

Während Baby Boomer sich lieber auf bewährte Klassiker wie Schmerzmittel oder Vitaminpräparate verlassen, ist die junge Zielgruppe experimentierfreudig – und bereit, zu investieren. Ein Marktpotenzial, das bisher zu wenig ausgeschöpft wird, wie Rickert betont: „Gerade bei älteren Konsument/-innen braucht es neue Kommunikationsstrategien. Viele kennen die Angebote schlicht nicht – oder trauen ihnen nicht.“

Wellness als Resilienzstrategie

Interessanterweise wächst auch das Bedürfnis nach funktioneller Ernährung und sinnstiftenden Dienstleistungen. Kochboxen mit probiotischem Fokus, Fitnesskurse zur Stärkung der mentalen Resilienz, Retreats, die eher an Selbsterfahrung erinnern als an klassischen Urlaub. Diese Entwicklungen deuten auf einen Bedeutungswandel: Wellness ist nicht Eskapismus – sondern eine Antwort auf eine zunehmend fragmentierte Welt.

Zwar zeigen sich deutsche Konsument/-innen im internationalen Vergleich preissensibler – Massagegeräte und Personal Training stehen ganz oben auf der Streichliste – doch Apps und digitale Lösungen bleiben gefragt. Sie sind günstiger, flexibler und passen sich dem Lebensstil der „anytime-anywhere“-Generation an.

Fazit

Wellness ist kein Nebenschauplatz mehr – sondern kultureller Mainstream. Die junge Generation treibt nicht nur neue Geschäftsmodelle an, sie transformiert auch unser Verständnis von Gesundheit und Selbstfürsorge. Wer hier mithalten will – als Marke, Dienstleister oder politische Institution – muss verstehen: Wellness ist längst keine Ware mehr. Sie ist Haltung.

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