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Geld & Vorsorge > Börsenturbulenzen durch US-Handelspolitik

Trumps Zollpolitik verunsichert Märkte - US-Börsen auf Talfahrt

Die Wall Street verzeichnet deutliche Kursverluste. Anleger reagieren nervös auf die unberechenbare Zollpolitik der Trump-Regierung. Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch.

Die US-Börsen befinden sich im Abwärtstrend. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor am Donnerstag 1,3 Prozent und schloss bei 40.813 Punkten. Der marktbreite S&P 500 gab 1,39 Prozent auf 5.521 Punkte nach, während der technologielastige Nasdaq-Index sogar um 1,89 Prozent auf 19.225 Punkte einbrach. Hauptgrund für die Kursverluste ist die zunehmende Verunsicherung der Anleger angesichts der unberechenbaren Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump.

Trumps Zollankündigungen sorgen für Nervosität

Die jüngste Handelsoffensive des US-Präsidenten sieht einen Zoll von 200 Prozent auf europäische Getränkeimporte vor, sollte die EU die Preisaufschläge auf amerikanischen Whiskey nicht abschaffen. Diese Ankündigung reiht sich ein in eine Serie von wechselnden Zollansagen, die für erhebliche Volatilität an den Märkten sorgen. "Die Vorgaben des Weißen Hauses sind so unbeständig, dass Anleger nicht jede Neuigkeit in ihre Anlagestrategien einbeziehen können", erklärt Peter Andersen, Gründer von Andersen Capital Management.

Konjunkturängste und Rezessionssorgen nehmen zu

Die von der US-Zollpolitik geschürten Konjunkturängste lasten zunehmend auf den Märkten. Experten von Index-Radar warnen, dass das Börsensprichwort "Politische Börsen haben kurze Beine" mit Trump im Weißen Haus der Vergangenheit angehören könnte. Die ständig wechselnden Rahmenbedingungen erschweren die Planungssicherheit für Unternehmen und belasten den Konsum. Garrett Melson, Portfoliostratege bei Natixis Investment Managers, sieht die Gefahr, dass sich die aktuelle Korrektur "in eine breitere Angst vor Wachstumsschwäche verwandelt".

Unternehmen reagieren auf Zolldrohungen

Einzelne Unternehmen beginnen bereits, auf die drohenden Zölle zu reagieren. Der Autobauer BMW kündigte an, zumindest in den nächsten Wochen die höheren Kosten aufzufangen, die seinen US-Händlern durch die neuen Zölle auf Importe aus Mexiko entstehen. Betroffen sind unter anderem die 3er Limousine und das 2er Coupé. Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer schloss hingegen eine schnelle Steigerung der Produktion im US-Werk in Chattanooga aus. "Es ist nicht realistisch, die Fertigung kurzfristig zu verlagern", so Schäfer.

Goldpreis auf Rekordhoch - Ölmarkt unter Druck

Die Konjunkturängste und die Hoffnung auf Zinssenkungen der US-Notenbank Fed beflügeln den Goldpreis. Das Edelmetall verteuerte sich um 1,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 2985 Dollar je Feinunze. "Die Erwartung, dass die US-Zollpolitik die Konjunktur schwächt und damit die US-Notenbank Fed zu Zinssenkungen bewegt, stützt den Goldpreis", erläutert Ole Hansen, Chefstratege beim dänischen Online-Broker Saxo Bank. Der Ölmarkt steht hingegen unter Druck. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 70,29 Dollar je Barrel.

Protektionismus als ewiges Dilemma

Trumps Zollpolitik ist kein Novum, sondern ein historisches Muster. Schon im 19. Jahrhundert setzte die US-Regierung auf protektionistische Maßnahmen, um die eigene Industrie zu schützen – etwa durch den McKinley Tariff von 1890. Doch der vielleicht lehrreichste Vergleich ist die Smoot-Hawley Tariff Act von 1930, der die Zölle drastisch erhöhte und in der Weltwirtschaftskrise von 1929-33 als Verstärker wirkte. Auch damals wollten die USA ihre Wirtschaft abschotten, erreichten aber das Gegenteil: weltweite Handelskriege und eine weitere Vertiefung der Krise.

Trump setzt in gewisser Weise diese protektionistische Tradition fort, aber in einem Zeitalter globalisierter Lieferketten und vernetzter Kapitalströme, in dem Nationalstaaten längst nicht mehr autark wirtschaften können. Seine Maßnahmen provozieren Gegenreaktionen, die den vermeintlichen Schutz für die eigene Wirtschaft ins Gegenteil verkehren können.

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