Vertrieb: 10 abgenutzte Verkaufsfloskeln – und was Sie stattdessen sagen sollten
Manche Aussagen sind so oft gehört, dass sie ihre Wirkung verlieren – oder sogar das Gegenteil bewirken. Dieser Beitrag entlarvt typische Floskeln und liefert frische, kraftvolle Alternativen.

Verkaufen heißt nicht, möglichst geschickt zu überreden. Verkaufen bedeutet: Orientierung zu geben, Komplexität zu reduzieren und gemeinsam Klarheit zu schaffen. Sprache ist dabei das wichtigste Werkzeug – und gleichzeitig das unterschätzteste.
Wer verkauft, spricht permanent über Wert: den Wert eines Produkts, einer Dienstleistung, einer Zusammenarbeit. Doch sobald diese Sprache beliebig klingt, verliert auch das Angebot an Bedeutung. Floskeln erzeugen keine Verbindlichkeit, sondern Misstrauen. Sie suggerieren Austauschbarkeit – und machen aus einem Gespräch ein austauschbares Verkaufsskript.
Gerade deshalb lohnt ein Blick auf die gängigen Standardformulierungen, die sich im Vertriebsalltag hartnäckig halten. Sie klingen vertraut, professionell, souverän – und genau das ist das Problem. Denn jeder hat sie schon hundertfach gehört. Sie transportieren keine Botschaft mehr, sondern nur noch Routine.
Gute Verkaufsgespräche leben darum von Klarheit, Vertrauen und Relevanz. Erfolgreiche Verkäuferinnen und Verkäufer setzen zudem auf Sprache, die bewegt. Sie sind konkret, nahbar und vor allem authentisch. Was sie nicht sind: ein Sammelsurium an ausgeleierten Floskeln, die jedes Vertrauen untergraben. Und trotzdem: Viele Verkäufer – oft aus Routine oder Unsicherheit – greifen genau auf solche Sätze zurück. Nun ist Zeit, damit aufzuräumen.
Ob auf LinkedIn, im Erstgespräch oder am Telefon – die nun folgenden zehn Standardfloskeln haben ausgedient.
1. "Wir sind Marktführer."
Das ist ein Satz, der auf PowerPoint-Präsentationen steht – oder auf Hochglanzbroschüren. Doch im persönlichen Verkaufsgespräch löst er wenig aus, außer vielleicht Stirnrunzeln. Warum? Weil „Marktführerschaft“ nichts über den Mehrwert für den Kunden aussagt.
Besser:
- „Über 80 % unserer Kunden arbeiten seit mehr als fünf Jahren mit uns – weil sie wissen, was sie an uns haben.“ Oder: „Unsere Kunden schätzen besonders [konkreter Vorteil, z. B. Reaktionszeit, Verlässlichkeit, Innovationskraft].“ Das schafft Vertrauen, weil es nachvollziehbar ist – und zeigt, dass Sie den Fokus auf den Kundennutzen legen.
2. "Das ist State of the Art."
Das klingt zwar schick, sagt aber inhaltlich wenig aus. Vor allem dann, wenn niemand genau weiß, was "State of the Art" konkret bedeuten soll. Der Begriff schafft keine Relevanz – er beschreibt weder Nutzen noch Wirkung.
Besser:
- „Unsere Lösung entspricht dem neuesten Stand der Technik – und spart Ihnen dadurch [konkreter Nutzen, z. B. Zeit, Geld, Aufwand].“ Mit solch einer Aussage verbinden Sie technische Relevanz mit einem greifbarem Ergebnis.
3. "Wir bieten alles aus einer Hand."
"Alles aus einer Hand" ist ein Klassiker, der allerdings austauschbar wirkt, weil inzwischen fast jeder Dienstleister das behauptet.
Besser:
- „Sie haben bei uns einen Ansprechpartner, der alles koordiniert – damit Sie den Kopf frei haben für Ihr Tagesgeschäft.“ Das ist konkret, entlastend und schafft Vertrauen in den Prozess.
4. "Unser Service ist 110 Prozent."
Vermeiden Sie den Versuch, durch Übertreibung Verlässlichkeit zu signalisieren. Versprechen Sie nichts, was neimand halten kann. Übertreibung schwächt Ihre Glaubwürdigkeit.
Besser:
- „Wir sind erreichbar – auch wenn's mal nicht nach Plan läuft. Genau das meinen unsere Kunden, wenn sie von unserem Service sprechen.“ Das klingt realistisch, sympathisch und verlässlich.
5. "Wir denken out of the box."
Ironie der Sprache: Wer das sagt, steckt meist tief in einer Schublade. Denn echte Kreativität muss sich nicht ankündigen – sie zeigt sich in der Handlung.
Besser:
- „Bei [Firma X] war die Situation ähnlich – dort haben wir durch einen komplett anderen Ansatz die Projektlaufzeit halbiert.“ Mit einem guten Beispiel ersetzen Sie jedes Schlagwort.
6. "Wir haben die perfekte Lösung für Sie."
Was nach Maßanfertigung klingt, ist oft nur Standard. Kunden werden bei solchen Behauptungen schnell misstrauisch.
Besser:
- „Lassen Sie uns gemeinsam schauen, was zu Ihnen passt.“ Bleiben Sie partnerschaftlich, offen und ehrlich – das schafft Augenhöhe statt Verkaufsdruck.
7. "Das ist ein No-Brainer."
Ironischerweise entwertet gerade dieser Satz die Entscheidung, um die es geht. Warum? Weil er impliziert, dass jede Zögerlichkeit irrational ist. Das schafft Druck – nicht Vertrauen. Außerdem: Niemand möchte hören, dass seine Entscheidung ein Kinderspiel ist.
Besser:
- „Ich zeige Ihnen gern, warum viele sich genau an diesem Punkt für diese Lösung entschieden haben.“ So bleibt Ihr Gegenüber in der Entscheidungsfreiheit – fühlt sich aber zugleich in guter Gesellschaft.
8. "Sie müssen jetzt handeln!"
Vorsicht! Dis ist eine klassische Dringlichkeitsformel. Sie klingt wie ein Ultimatum. Und das erzeugt Abwehr.
Besser:
- „Wenn wir bis Freitag starten, sichern Sie sich den Frühbucherpreis – danach gelten die regulären Konditionen.“ Das ist klar in der Aussage, transparent in der Konsequenz, respektvoll im Ton. So bleibt die Entscheidung beim Kunden – Sie liefern nur den Kontext.
9. "Wir haben für jeden etwas."
Hier haben wir einen Satz, der sich selbst entwertet. Er klingt nach Beliebigkeit. Und Beliebigkeit verkauft nicht.
Besser:
- „Wir sind besonders stark in [Zielgruppe oder Use Case] – und genau da holen wir das Beste für Sie raus.“ Fokus schafft Profil. Und Profil schafft Vertrauen.
10. "Das ist ein einmaliges Angebot."
Vielleicht stimmt das. Viele Kunde denken bei solch einer Aussagen aber eher: "Wahrscheinlich stimmt das nicht". Hier handelt es sich jedenfalls um einen Klassiker unter den Verkaufs-Klischees und um einen Satz, der selten Vertrauen weckt. Denn er klingt wie ein Werbespruch – nicht wie eine fundierte Aussage.
Besser:
- „Dieses Angebot gilt bis Ende des Monats – weil wir nur begrenzte Kapazitäten dafür eingeplant haben.“ So wird aus Marketing-Taktik ein nachvollziehbarer, echter Anlass.
Fazit
Verkauf ist kein Monolog. Kein Vortrag. Kein „Pitch“, der über die Köpfe hinweggeht.
Verkauf ist ein Gespräch – und Worte sind dabei Ihr wichtigstes Werkzeug. Doch viele Formulierungen sind heute dermaßen überstrapaziert, dass sie kaum noch wahrgenommen werden. Oder schlimmer: Sie werden erkannt – und abgelehnt.
Floskeln sind dabei wie Plattitüden: Sie sagen viel – und bedeuten nichts. In Verkaufsgesprächen sind sie nicht nur nutzlos, sondern oft sogar schädlich. Denn Kunden merken schnell, ob sie es mit einem echten Gesprächspartner zu tun haben – oder mit jemandem, der nur die nächste Phrase abspult.
Der Verzicht auf Floskeln ist kein Selbstzweck. Es geht nicht um Sprachpolitur, sondern um Wirkung. Um Authentizität. Und letztlich darum, ernst genommen zu werden – als Gesprächspartner, nicht als Anbieter.
Wer in diesem Sinne klar, echt und relevant kommuniziert, hebt sich sofort ab. Nicht durch Druck, sondern durch Nähe. Nicht durch Phrasen – sondern durch Persönlichkeit. Denn Menschen kaufen nicht wegen der schönsten Worte. Sondern wegen der echten.
Sprache schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist – nach wie vor – die stärkste Währung im Vertrieb.